Wie die Welt gegen Corona impft - ein Überblick Von den dpa-Korrespondenten

In Deutschland läuft die Impfkampagne langsam an, aus Israel hingegen
gibt es erste Videos von Menschen, die wieder in Bars und Cafés
dürfen. Wie die Länder dieser Welt gegen das Coronavirus impfen. Ein
Überblick.

Berlin (dpa) - Seit Ende des Vorjahres die ersten Corona-Impfstoffe
zugelassen wurden, impfen die Länder weltweit in verschiedenem Tempo.
Zwar sind in der Regel immer die Hochbetagten diejenigen, die bei
Impfungen priorisiert werden sollen. Doch Lieferengpässe,
Corona-Mutanten oder Zulassungschaos bei Impfstoffen wirbeln die
Impfreihenfolge und -geschwindigkeit immer wieder durcheinander. Ein
Überblick, wo die Welt aktuell beim Impfen steht.

SPANIEN: Die Impfstrategie und -geschwindigkeit in Spanien ähnelt der
in Deutschland. Zuerst wurden Hochbetagte, Altenheimbewohner und ihr
Pflegepersonal sowie Ärzte und Pfleger der Intensivstationen geimpft.
Diese erste von drei Phasen neigt sich nun dem Ende zu. Anschließend
werden Jüngere geimpft. Seit Beginn der Impfkampagne in Spanien mit
einer Bevölkerung von 47 Millionen wurden bisher knapp sechs
Millionen Menschen gegen Corona geimpft. Fast 1,9 Millionen von ihnen
haben schon die zweite Dosis erhalten, teilte die Regierung mit.

NIEDERLANDE: Die Niederlande haben als letztes Land der EU mit Impfen
begonnen. Inzwischen wurde deutlich aufgeholt. Und eigentlich gilt
ein strenger Fahrplan. Erst Risikogruppen wie Ältere und chronisch
Kranke. Aber dazwischen mogelten sich immer wieder auch andere
Gruppen wie zum Beispiel Personal von Krankenhäusern und Hausärzte.
Inzwischen wurden Menschen mit extremem Übergewicht vorgezogen.

ÖSTERREICH: In Österreich gab es entgegen der üblichen Erstreihung
von Hochbetagten und Gesundheitspersonal im Tiroler Bezirk Schwaz im
März innerhalb von wenigen Tagen eine Massenimpfung unter allen
Einwohnern. Damit sollte die ansteckendere Südafrika-Variante des
Coronavirus bekämpft werden. Außerdem wurde in Österreich bereits im

Februar damit begonnen, Lehrer und Kindergärtnerinnen zu impfen. Das
liegt daran, dass der Impfstoff von Astrazeneca erst Anfang März für
Menschen über 65 empfohlen wurde und daher zuerst für jüngere Gruppen

verwendet wurde.

BRASILIEN: Das größte Land Südamerikas gilt mittlerweile als globaler

Hotspot der Corona-Pandemie. Hier grassiert eine aggressive und
hochansteckende Mutante. Das Gesundheitssystem ist am Zusammenbruch.
Zudem hat das Land mit dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro einen
Präsidenten, der das Coronavirus immerzu verharmlost und inzwischen
auch eine Impfung in Zweifel zieht - und den Kauf oder die Produktion
von Impfstoffen torpediert. So hat die landesweite Impfkampagne erst
im Januar begonnen und musste immer unterbrochen werden, weil
Impfstoff fehlte. Inzwischen wurden in Brasilien mehr als 10
Millionen geimpft, das Land hat 210 Millionen Einwohner.

ESTLAND, LETTLAND und LITAUEN: In den drei baltischen Staaten haben
die Regierungen in ihren offiziellen Impfplänen eine Reihenfolge
festgelegt. Geimpft wird demnach zuerst medizinisches Personal sowie
Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen. Vorrang erhalten
auch alle Menschen über 70 Jahre und chronisch Kranke. Alle drei
Baltenstaaten möchten das Impftempo erhöhen, doch der Impfstoff ist
knapp. Lettland etwa setzte vor allem auf den Astrazeneca-Impfstoff
und hatte weniger andere Präparate bestellt. Dadurch haben bislang
nur gut 4 Prozent der 1,9 Millionen Einwohner Lettlands den Schutz
gegen das Coronavirus erhalten. In Estland und Litauen liegt die
Impfquote bei jeweils über 10 Prozent.

USA: Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat versprochen, bis
Ende Mai genügend Impfstoff für alle rund 260 Millionen Erwachsenen
in den Vereinigten Staaten zu haben. In den USA empfiehlt die
Gesundheitsbehörde CDC eine bestimmte Reihenfolge für Impfungen:
Zuerst kommen medizinische Angestellte und Menschen in Pflegeheimen
dran, dann die wichtigsten systemrelevanten Arbeiter und Menschen
über 75, es folgen jüngere Senioren und Kranke. Biden kündigte jedoch

an, er werde die Bundesstaaten anweisen, die Impfstoffe bis
spätestens 1. Mai für alle Erwachsenen freigeben zu lassen. Insgesamt
wurden bis Mittwoch mehr als 113 Millionen Dosen Corona-Impfstoff
verabreicht. Mehr als 73 Millionen Menschen erhielten demnach
mindestens bereits eine Dosis, rund 40 Millionen gelten bereits als
voll geimpft. Insgesamt leben in den USA rund 330 Millionen Menschen.
Damit liegen die USA unter den zehn impfstärksten Ländern weltweit.

SLOWAKEI: Die Regierung der Slowakei hatte Ende 2020 eine Reihenfolge
festgelegt, nach der vor allem Mitarbeiter des Gesundheitssystems
zuerst geimpft werden sollten. Zusätzlich sollten auch Mitarbeiter
systemrelevanter Bereiche, die für das Funktionieren von Staat und
Wirtschaft unentbehrlich sind, noch vor den ältesten
Bevölkerungsgruppen und vor Risikopatienten drankommen. Das führte
jedoch zu Chaos. Deshalb warf das Gesundheitsministerium schließlich
den komplizierten Impfplan über den Haufen und legte ab März fest,
dass nur mehr nach Reihenfolge des Alters geimpft werde. Mittlerweile
wird in der Slowakei auch mit dem russischen Impfstoff Sputnik V
geimpft, der in der EU noch nicht zugelassen ist.

MEXIKO: Als erstes Land Lateinamerikas hatte Mexiko seine
Impfkampagne an Heiligabend begonnen. Fast drei Monate später sind
erst rund 4,5 Millionen Dosen verabreicht und gut 600 000 Menschen
vollständig geimpft worden. Dabei hatte Mexiko sich bereits im
Oktober Bezugsrechte für insgesamt bis zu 146 Millionen Dosen dreier
Impfstoffe gesichert. Inzwischen sind dort fünf Impfstoffe
zugelassen, darunter zwei chinesische und das russische Vakzin
Sputnik V. Viele reiche Mexikaner sind Berichten zufolge in die USA
gereist, um sich dort impfen zu lassen.

VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE: Hier haben inzwischen gut die Hälfte
der rund zehn Millionen Einwohner eine Impfung erhalten. Priorisiert
werden ältere und chronisch kranke Menschen - in diesen Gruppen sind
wohl bereits 70 Prozent geimpft worden. Neben den Staatsbürgern
können sich auch ausländische Arbeitsmigranten impfen lassen.

TSCHECHIEN: Die Impfkampagne in Deutschlands Nachbarland ist nur
schleppend angelaufen. Derzeit können sich alle Menschen über 70
Jahren online für einen Termin registrieren. Doch sind einige Fälle
von Politikern, Funktionären und Prominenten bekanntgeworden, die
bereits außer der Reihe geimpft wurden. Polizisten, Feuerwehrleuten
und Lehrern wurde inzwischen ganz offiziell Priorität eingeräumt.

UNGARN: Es gibt im Prinzip eine festgelegte Reihenfolge, doch ein
Teil der Impfungen wird von Hausärzten in ihren Praxen verabreicht.
Diese haben mehr oder weniger freie Hand, wenn bei ihnen Dosen übrig
bleiben weil etwa gebuchte Patienten nicht erscheinen.

SERBIEN: Das Land setzt neben westlichen Vakzinen im großen Stil den
chinesischen Impfstoff Sinopharm und auch Sputnik V ein. Es gibt eine
Reihenfolge, doch offenbar auch Impfstoff-Überschüsse. So wurden
zuletzt «Aktionen» begonnen, wo in bestimmten Städten an festgelegten

Tagen jeder über 60, später auch darunter, drankommen konnte.

POLEN: Bislang wurden in Polen mehr als drei Millionen Menschen gegen
Corona geimpft. Das Land hat ähnlich wie Deutschland die
Impfreihenfolge genau festgelegt, von alt nach jung, von
«systemrelevant» hin zu Angestellten in Branchen, die wegen Corona
geschlossen werden mussten. Kritik gibt es am langsamen Impftempo
sowie an der teilweise chaotischen Terminvergabe, bei der manche
Rentner einen Impftermin hunderte Kilometer von ihrem Wohnort bekamen
und diesen nicht ändern konnten.

BULGARIEN: Bulgarien beschleunigte ab 19. Februar seine Impfkampagne,
indem parallel zum Fünf-Phasen-Plan «Grüne Korridore» für Impfwil
lige
eröffnet wurden. Diese waren für Menschen gedacht, die nicht von dem
Impfplan nach Berufsgruppen und Alter erfasst werden oder erst später
dran sind. Die «Grünen Korridore» sind derzeit wegen des Impfstopps
für Dosen von Astrazeneca vorübergehend geschlossen. Vorrangig werden
jetzt Mitarbeiter der Wahlbehörden geimpft, da in Bulgarien am 4.
April ein neues Parlament gewählt werden soll. Bislang wurden in dem
Land mit 6,9 Millionen Einwohnern rund 346 000 Impfdosen verabreicht.

CHILE: In Lateinamerika ist Chile mit seiner Impfkampagne bereits am
weitesten fortgeschritten. Über fünf Millionen der rund 19 Millionen
Chilenen wurden bereits geimpft. Dabei folgen die Gesundheitsbehörden
einem Impfplan, nach dem zunächst chronisch Kranke und Menschen über
60 Jahre, dann Ärzte und Pflegekräfte und später Mitarbeiter aus
essenziellen Sektoren wie Katastrophenschutz, Militär, Polizei und
Feuerwehr geimpft werden sollen.

FRANKREICH: Wie Deutschland setzt auch Frankreich darauf, zuerst die
Ältesten und Schwächsten zu impfen. Das Land hat sich aber durchaus
flexibel gezeigt und die Reihenfolge der Impfberechtigten regelmäßig
angepasst. So wurden Impfungen schnell auch für das
Gesundheitspersonal freigegeben. Auch Menschen über 50 Jahre mit
Vorerkrankungen sind impfberechtigt. Die Regierung hat sich bemüht,
die Impfkampagne voranzutreiben, auch in Hausarztpraxen wird geimpft.

ITALIEN: Die Regierung unter Mario Draghi hat jüngst ihren Plan für
die Impfkampagne nachgeschärft. Bis September dieses Jahres sollen
mehr als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Zudem hat vor
kurzem ein vom Militär betriebener Impf-Drive-In in Mailand eröffnet.
Die Regierung will aber an weiteren Punkten wie Sporteinrichtungen
oder Schulen Impfungen anbieten.

INDIEN: In Indien wird die Impfreihenfolge sehr klar eingehalten -
und das obwohl das Land viel Impfstoff hat. Zuerst durften sich nur
Gesundheitspersonal und andere «Systemrelevante» wie Polizisten
impfen. Inzwischen dürfen auch Menschen über 60 Jahre und
Risikopatienten ab 45 Jahren ran. Gleichzeitig hat das Land nach
eigenen Angaben schon knapp 60 Millionen Dosen Impfstoff exportiert -
im Land selbst wurden knapp 30 Millionen verabreicht.

RUSSLAND: In dem flächenmäßig größten Land der Erde darf sich
mittlerweile so gut wie jeder impfen lassen. In der Hauptstadt Moskau
etwa klappt das oft auch reibungslos und teilweise sogar ohne
Voranmeldung. Das Problem in Russland ist ein anderes: Laut Umfragen
wollen sich viele Russen gar nicht mit dem landeseigenen Präparat
Sputnik V impfen lassen. Präsident Wladimir Putin will sich nach
langem Zögern erst am Dienstag impfen lassen.

DÄNEMARK: Im europäischen Vergleich hat Dänemark bislang so viele
Impfungen verabreicht wie kaum ein anderes Land. Bereits bis Anfang
April sollen die wichtigsten Gruppen geimpft worden sein. Kurzum hat
Dänemark zwei Prämissen bei der Impfkampagne ausgegeben: Diejenigen
mit dem größten Risiko für eine ernsthafte Erkrankung zuerst, und so

viele Menschen wie möglich in möglichst kurzer Zeit.

ISRAEL: In dem kleinen Land gab es zwar eine klare Impfreihenfolge,
diese wurde jedoch nicht sehr streng eingehalten. Wenn es übrige
Impfdosen gab, wurden diese häufig an jeden vergeben, der gerade
bereit war. Es gab aber teilweise auch Kritik an Impfdränglern.
Insgesamt gilt Israel mit seiner Impfkampagne als Paradebeispiel für
Flexibilität, es wurde mit mobilen Einheiten, Impf-Drive-Ins, am
Arbeitsplatz oder in Bars geimpft. Deswegen ist die Impfkampagne
inzwischen auch schon sehr weit fortgeschritten.

GROßBRITANNIEN: Im Vereinigten Königreich wird hauptsächlich nach
Altersgruppen geimpft. Es haben nun mehr als 25 Millionen Menschen
eine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Das ist fast die
Hälfte der erwachsenen Bevölkerung. Mittlerweile sind auch alle über

50-Jährigen aufgerufen, sich impfen zu lassen. Damit liegt die
Regierung deutlich vor dem eigenen Zeitplan, dieser Altersgruppe bis
Mitte April eine erste Dosis anzubieten. Bis Ende Juli sollen alle
Erwachsenen die Möglichkeit haben.

SÜDKOREA: Südkorea hat erst Ende Februar mit dem Impfen begonnen. Bis
Ende März wurden knapp 680 000 Menschen in dem Land mit etwa 51,3
Millionen Einwohnern geimpft. Wie in anderen Ländern auch haben
zunächst bestimmte Berufsgruppen wie Pflegepersonal und Ärzte sowie
ältere Menschen Vorrang. Bis Ende Juni sollen zwölf Millionen
Menschen geimpft worden sein, im November will Südkorea mit einer
Impfquote von 70 Prozent «Herdenimmunität» erreichen. Bisher sind nur

die Vakzine von Astrazeneca und Biontech/Pfizer genehmigt.

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