Unregelmäßigkeiten bei Schnelltests in Tübingen
Seit einer Woche läuft in Tübingen ein Schnelltest-Modell, mit dem
die Stadt ausprobieren will, wie den Menschen mehr Freiheiten in der
Corona-Pandemie gegeben werden kann. Jetzt kam es zu einer Panne.
Tübingen (dpa/lsw) - Bei der Abnahme von Corona-Schnelltests im Zuge
des bundesweit vielbeachteten Modellprojekts «Öffnen mit Sicherheit»
in Tübingen ist es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Von an rund 2000
Menschen durchgeführten Tests wurden 25 Menschen in die Quarantäne
geschickt, obwohl sie möglicherweise gar nicht positiv waren. Dies
teilte der Betreiber von zwei Schnelltestständen, die Kern Medical
GmbH (KME), am Montag mit.
KME hatte seine Schnelltests bei einer weitaus niedrigeren Temperatur
getestet und ausgewertet als vorgeschrieben. Laut Hersteller Abbott
müssen die Schnelltests bei Zimmertemperatur zwischen 15 Grad und 20
Grad durchgeführt und ausgewertet werden, wie KME mitteilte. Zudem
müssten die Kits selbst 30 Minuten vor dem Gebrauch ebenfalls
mindestens 15 Grad erreicht haben. Dies sei in Tübingen nicht der
Fall gewesen, sagte KME-Gesundheitsmanager Florian Vek. «Wir
gestalten unsere Teststationen gerade um, damit die korrekte
Temperatur zur Auswertung der Tests gewährleistet ist» sagte Vek.
Ins Rollen gebracht hatte den Fall der Tübinger Unternehmer Martin
Konold, dem am Samstag in der Innenstadt die Schnelltestkits bei
einer Außentemperatur von vier Grad auf einer Bank liegend
aufgefallen waren. Er hatte seine Beobachtung mit einem Tweet
öffentlich gemacht. Zudem habe er den Vorfall an die Notärztin und
Präsidentin der DRK-Kreisverbands Tübingen, Lisa Federle,
weitergegeben, sagte er. Federle sagte, sie sei nach dem Anruf von
Konold sofort zum Stand des Privatanbieters geeilt, der aber seinen
Pavillon zu diesem Zeitpunkt schon abgebaut hatte.
Angeheuert wurde KME durch die Stadt Tübingen. Oberbürgermeister
Boris Palmer (Grüne) wollte sich zu dem Vorfall nicht äußern. «Kein
Kommentar», sagte er auf Anfrage. KME-Gesundheitsmanager Vek sagte
dazu: «Der Vorfall ist der Tatsache geschuldet, dass das schnell
gehen musste. Weder wir noch die Stadt Tübingen haben im Rahmen des
Aufbaus der Stationen die Temperaturvorgaben berücksichtigt.»
Federle hatte gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz in Tübingen
bereits Ende November mit Schnelltests begonnen, die sie mit Spenden
finanziert. Diese Schnelltests hätten nachgewiesenermaßen einen
spürbaren Effekt auf die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Tübingen,
sagt Federle. «Bei uns werden die Tests in einem Fahrzeug ausgewertet
und nicht draußen bei Kälte. Das ist der Unterschied zu einem
kommerziellen Unternehmen.»
Laut Federle hat die Stadt den Vertrag für einen weiteren Stand mit
dem Privatanbieter KME kurzfristig abgeschlossen. Sie sei
mittlerweile an die Stadt herangetreten, um eine Änderung
herbeizuführen.» Hat dieser Vorfall Konsequenzen für das seit dem 15.
März und noch bis zum 4. April angesetzte Modellprojekt? «Im Moment
sehe ich deswegen noch keine negativen Folgen auf die Auswertung des
Modellprojekts», sagte Federle. Sie fügte hinzu: «Für mich zählt
Qualität statt Quantität.»
In Tübingen können die Menschen an neun Teststationen kostenlose
Tests machen. Vier davon werden vom DRK betrieben. Das Ergebnis wird
bescheinigt. Damit kann man in Läden oder zum Friseur. Aber auch
Außengastronomie und Kultureinrichtungen dürfen Gäste mit Zertifikat
empfangen und bedienen. Palmer kündigte an, das Test-Modell
gegebenenfalls auf die Bewohner des Landkreises einzuschränken. «Das
heißt, wir würden dann die Tests den auswärtigen Gästen nicht mehr
zur Verfügung stellen, damit würden sie auch nicht an die
Voraussetzungen kommen, um unsere Angebote zu nutzen», erklärte
Palmer dem Deutschlandfunk am Montag.
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