Astrazeneca-Lieferprobleme - Bayern hält an Hausärzte-Impfungen fest
Gerade erst hat Bayerns Gesundheitsminister Holetschek angekündigt,
dass Bayerns Hausärzte früher impfen sollen als anderswo - und dann
meldet Astrazeneca Lieferprobleme. Stoppt das den viel beschworenen
bayerischen «Impfturbo»?
München (dpa/lby) - Nach Bekanntwerden drastischer Lieferprobleme des
Corona-Impfstoffs Astrazeneca will Bayern dennoch wie geplant am 1.
April mit dem Impfen durch die Hausärzte vor allem in den
Grenzregionen starten. «Wichtig ist, dass der Impfstoff, der für
Anfang April angekündigt ist, kommt und auf allen Ebenen schnell
ausgeliefert wird», sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus
Holetschek (CSU) der «Bild am Sonntag».
Holetschek kritisierte die Reduzierung der Impfstofflieferungen durch
den Hersteller Astrazeneca scharf. Sie sei «absolut inakzeptabel» und
zerstöre massiv Vertrauen, sagte der CSU-Politiker.
Astrazeneca hatte am Freitag angekündigt, statt der zuletzt
anvisierten 220 Millionen Dosen nur noch 100 Millionen bis zur
Jahresmitte an die EU-Staaten zu liefern.
Der britisch-schwedische Pharmakonzern hatte die Lieferengpässe unter
anderem mit den Exportbeschränkungen anderer Länder begründet. «Es
kann doch nicht sein, dass Exportbeschränkungen zu Lasten der
Menschen gehen. Es reicht langsam», sagte Holetschek.
Ein Ministeriumssprecher hatte zuvor mitgeteilt, Bayern werde «die
genauen Auswirkungen sorgfältig prüfen». Für die kommende Woche sol
le
sich erstmal nichts ändern: «Die Auslieferungen von Impfstoff an die
Impfzentren in der kommenden Woche laufen wie geplant.»
Thüringen hatte die Vergabe von Impfterminen nach Bekanntwerden der
Lieferschwierigkeiten gestoppt und den geplanten Start von Impfungen
beim Hausarzt verschoben.
Holetschek hatte erst Freitag bekanntgegeben, dass die bayerischen
Hausärzte schon am 1. April und damit früher als anderswo in
Deutschland mit dem Impfen starten sollen. Er meldete außerdem einen
Rekord bei Corona-Impfungen in Bayern. Wie sein Ministerium am
Samstag mitteilte, wurden am vergangenen Donnerstag knapp 47 000
Menschen geimpft - so viele wie noch nie zuvor an einem Tag. «Wir
haben einen neuen Impfrekord. Am Donnerstag haben wir 46 813
Impfungen im Freistaat verabreicht», betonte Holetschek.
In gut zweieinhalb Monaten wurde demnach in Bayern bislang (Stand 12.
März) 1 504 039 Mal geimpft. 1 026 999 davon waren Erst- und 477 040
Zweitimpfungen. Im Verhältnis zur Bevölkerung liege Bayern damit im
Vergleich der Bundesländer auf Platz drei, sagte Holetschek.
Seit Beginn der Corona-Impfungen Ende Dezember 2020 hat Bayern nach
Ministeriumsangaben vom Bund 1 934 850 Impfdosen geliefert bekommen.
Den Unterschied von gut 400 000 Dosen erklärt Holetschek mit einem
festgelegten Lieferplan und damit, dass Bayern Reserven zurückhält,
«um bei möglichen Lieferengpässen weiterhin Zweitimpfungen
garantieren zu können».
Bayern arbeite mit dem Impfstoffhersteller Biontech zusammen für eine
Software, die Lieferwahrscheinlichkeiten - unabhängig vom Hersteller
- präzise berechnen soll.
«Damit wollen wir auch frühzeitig erkennen, ob Kapazitätsengpässe
drohen», sagte Holetschek. «So können wir flexibel reagieren und bei
Bedarf aufstocken. Die neue Software wird unsere Impflogistik einen
großen Schritt nach vorne bringen.»
Weniger gut als in der Impf-Rangliste schneidet Bayern bei der
Corona-Inzidenz ab. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner lag im Freistaat auch am Sonntag deutlich über dem
Bundesschnitt. Das Robert Koch-Institut gab die Sieben-Tage-Inzidenz
am Samstag mit 86,0 im Landesdurchschnitt an. Vor etwa einem Monat
lag der Wert in Bayern noch bei knapp über 50.
Insgesamt wurden nun binnen 24 Stunden 1828 Neuinfektionen in Bayern
gezählt, acht registrierte Todesfälle kamen hinzu. Die höchste
Inzidenz zeigte am Sonntag die Stadt Hof mit 320,8. Über der 200er
Grenze lagen auch der Landkreis Kulmbach mit 265,5, der Landkreis
Wunsiedel (220,2) sowie die Landkreise Kronach (205,3) und
Tirschenreuth (204,0).
Nur noch drei Kreise lagen unter der Marke von 35 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner in sieben Tagen: Spitzenreiter ist der Landkreis
Kitzingen mit einer Inzidenz von nur 12,1 - gefolgt von den
Landkreisen Eichstätt (22,6) und Weißenburg-Gunzenhausen (28,5).
In zahlreichen Städten und Landkreisen in Bayern herrschen inzwischen
wieder nächtliche Ausgangsbeschränkungen, weil sie die
Sieben-Tage-Inzidenz-Marke von 100 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner geknackt haben. Wo die Beschränkungen gelten, soll täglich
auf der Homepage des bayerischen Innenministeriums veröffentlicht
werden. Von der Zahl 100 hängt auch ab, in welchen Regionen auch
weiterführende Schulen vom Fern- wieder in den Wechselunterricht
übergehen dürfen. Denn das ist nur in Städten und Kreisen erlaubt, in
denen die Inzidenz unter 100 liegt.
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