Mehr Impfstoff und eigene Impfreihenfolge für Grenz-Hotspots
Können in Grenzregionen bald schon alle geimpft werden? Die Politik
will die Impfreihenfolge lockern, doch die betroffenen Landkreise
zeigen sich noch zurückhaltend.
München (dpa/lby) - Grenzregionen mit hohen Corona-Infektionszahlen
sollen künftig von der vorgegebenen Impfreihenfolge abweichen können.
Das teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am
Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. «Wir müssen jede Option an
der Grenze nutzen, weil wir sehen, dass wir dort wenig andere
Handlungsoptionen haben.» Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
habe ihm zugesagt, die Impfverordnung des Bundes entsprechend zu
ändern, erklärte Holetschek.
Die Regelung soll nach Angaben von Holetschek für Grenzregionen
gelten, die wegen der Ausbreitung der britischen Coronavirus-Variante
mit Sieben-Tage-Inzidenzen von über 100 kämpfen. Die Behörden sollen
entscheiden können, ob bestimmte Gruppen früher geimpft werden.
Als Beispiel nannte Holetschek mögliche Reihenimpfungen in Betrieben,
in denen es vermehrt Corona-Infektionen gebe. Theoretisch könnten
dann auch alle über 18 Jahren geimpft werden, wo dies sinnvoll sei,
sagte Holetschek. Über das Vorgehen müssten aber jeweils die Behörden
vor Ort entscheiden.
Landrat Sebastian Gruber aus Freyung-Grafenau begrüßte die
Entscheidung, Impfdosen künftig flexibel einsetzen zu können. «Damit
können wir direkten Einfluss auf das Infektionsgeschehen nehmen und
gezielt Gruppen impfen, zum Beispiel Lehrkräfte, Mitarbeiter in
systemrelevanten Unternehmen», betonte der CSU-Politiker.
Tirschenreuths Landrat Roland Grillmeier (CSU) forderte alle Anwohner
schon auf, sich online für eine Impfung zu registrieren.
Die Landratsämter in der Grenzregion wollen erst die Änderung der
Impfverordnung abwarten, bevor sie eine eigene Impfreihenfolge
festlegen. Zu viele Fragen seien noch offen, hieß es am Mittwoch.
Beispielsweise sei unklar, nach welchem Schlüssel die zusätzlichen
Impfdosen verteilt werden und wann die Zuweisungen erfolgen sollen.
Noch im März sollen die bayerischen Corona-Hotspots an der Grenze zu
Tschechien 100 000 Dosen Impfstoff extra erhalten, kündigte
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach einer
entsprechenden Mitteilung der EU an. Sie kämen zusätzlich zu den
50 000 Impfdosen, die die Staatsregierung schon zugesagt hatte.
«Das ist eine echte Perspektive für Ostbayern. Denn wo aufgrund der
hohen Inzidenzen nicht gelockert werden kann, muss mehr immunisiert
und geimpft werden», erklärte Söder, der sich nach eigener Aussage
bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen für eine flexible Impfreihenfolge einsetzte.
«Jetzt ist die positive Nachricht da.»
«Dies ist eine wichtige und gute Nachricht für uns», bekräftigte de
r
Hofer Landrat Oliver Bär (CSU). «Wir können damit mehr und schneller
impfen.» Seit Mittwoch laufe das Impfzentrum mit mehr als 700
Impfungen täglich unter Vollauslastung, zusätzlich werde in zwölf
Hausarzt-Praxen geimpft.
Die ostbayerischen Grenzregionen hatten schon seit längerem mehr
Impfstoff gefordert. «Wir sind ja so etwas wie der Puffer gegenüber
dem Hochrisiko- und Virusmutationsgebiet Tschechien mit den hohen
Infektionszahlen», erklärte der Chamer Landrat Franz Löffler (CSU).
Das Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit (LGL)
meldete am Mittwoch mehr als 73 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen für Bayern. Besonders hoch waren die Zahlen
demnach in den Regionen an der Grenze zu Tschechien, bundesweiter
Spitzenreiter war Hof mit einem Wert von 333,88.
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