«Ich lass' mich nur von Ihnen impfen» - Modellprojekt mit Arztpraxen Von Silke Nauschütz, dpa

Brandenburgs Landesregierung will die Schlagzahl bei den
Corona-Impfungen erhöhen. Hilfe bekommt sie nun von den Praxisärzten.
Ein Erfolg versprechender Weg?

Senftenberg/Hosena (dpa/bb) - «Wenn der Patient fragt «Was würden Sie

denn machen?» - das geht mir runter wie Öl», sagt Ärztin Claudia
Richartz. Ihre Gemeinschaftspraxis im Senftenberger Ortsteil Hosena
ist eine der ersten in Brandenburg, die am Mittwoch mit
Corona-Schutzimpfungen begonnen hat - zunächst als Modellprojekt.

Die Praxis ist voll, alle Impftermine sind vergeben. «Manche sagen
«Ich lass mich nur von ihnen impfen»», berichtet die Ärztin. Die
Einwohner hätten Vertrauen und wollten ihre Meinung wissen. Sie habe
viele Patienten angesprochen, ihr fünfköpfiges Praxisteam habe in den
vergangenen Tagen herumtelefoniert - unter anderem bei der
Schulbehörde und in einer Integrationswerkstatt für Behinderte.

«Wir lassen Impfstoff nicht verfallen», unterstreicht Richartz.
Lieber fahre sie abends noch mal los und verbrauche die letzte Dose
bei denen, die derzeit vorrangig Anspruch haben, erzählt die
57-Jährige. Geimpft werde mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und
Astrazeneca.

Das Impfen in Arztpraxen laufe seit Jahrzehnten - das sei die
normalste Sache der Welt sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen
Vereinigung Brandenburg (KVBB), Peter Noack, am Mittwoch zum Start.
Es werde endlich Zeit, dass die Corona-Impfverordnung von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) entsprechend geändert
wird. «Damit erreichen wir Bürgernähe.» Das Impfen müsse in die
Fläche gebracht werden, um hohe Impfraten zu erreichen.

Zwei Pflegekräfte lassen sich am Mittwoch in Hosena als erstes impfen
- um sich und die Patienten zu schützen und das Pilotprojekt mit zu
unterstützen, wie Krankenpflegerin Elke Werner sagt. Kurzzeitig habe
sie Bedenken wegen Astrazeneca gehabt, weil es so schlecht geredet
worden sei. «Aber Astrazeneca ist zugelassen als Impfstoff, was soll
es jetzt noch für Bedenken geben?» Täglich hätten sie mit bis zu 25

Patienten zu tun, berichtet Werner. Es habe viele Patienten und
Mitarbeiter mit einer Covid-Erkrankung gegeben. Allein etwa zehn
Pflegekräfte seien in den vergangenen Wochen ausgefallen. «Corona hat
richtig reingerammelt bei uns.»

Auch in einer Praxis in Pritzwak (Prignitz) starteten am Mittwoch die
ersten Impfungen gegen das Coronavirus. Geplant waren nach Angaben
des Landkreises dort am ersten Tag 60. Der Vorteil sei das große
Vertrauen in den Hausarzt und kurze Wege, erklärt Landkreissprecher
Frank Stubenrauch. Geplant waren Corona-Schutzimpfungen zudem in
Praxen in Wittenberge (Prignitz) und Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark).

Mit dem Impfen in Arztpraxen werde die vierte Säule bei der
Impfstrategie des Landes aufgebaut - nach Impfzentren, mobilen
Impfteams und den Krankenhäusern, sagt Gesundheitsstaatssekretär
Michael Ranft. Gestartet werde zunächst mit dem Modellprojekt in
landesweit 50 Praxen. Er hoffe, dass dann Anfang April die Zahl auf
bis zu 1100 steigen könne. Wenn diese Praxen pro Woche 100 Impfungen
vornähmen, wären das pro Woche im ganzen Land etwa 100 000, rechnet
Ranft vor.

Mit der Einbindung der Ärzte will die Landesregierung nach einem
schleppenden Impfstart deutlich mehr Menschen impfen. Beim Anteil der
Erstimpfungen an der Bevölkerung liegt Brandenburg im
Bundesdurchschnitt hinten.

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