«Wundervoller Tag»: Nasa-Rover «Perseverance» auf dem Mars gelandet Von Christina Horsten, dpa

Vor neun Jahren landete mit «Curiosity» der bislang letzte Nasa-Rover
auf dem Mars. Jetzt ist mit «Perseverance» ein technisch noch
deutlich ausgefeilterer Roboter dazu gekommen. Die Landung lief rund
- aber, so sagt die Nasa: «Die Mission hat gerade erst begonnen.»

Washington (dpa) - Der US-Rover «Perseverance» ist erfolgreich auf
dem Mars gelandet. «Landung bestätigt», hieß es am Donnerstag aus d
em
Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde Nasa im kalifornischen
Pasadena - und unter den Ingenieuren und Wissenschaftlern brandete
Applaus und Jubel auf. Schon wenige Minuten nach der Landung schickte
«Perseverance» erste pixelige Schwarz-Weiß-Fotos - darauf zu sehen
sind unter anderem Schatten und Räder des Rovers sowie Oberfläche und
Horizont des Mars.

«Was für ein wundervoller Tag», sagte der kommissarische Nasa-Chef
Steve Jurczyk. «Was für ein wundervolles Team, das durch alle
Widrigkeiten und Herausforderungen gearbeitet hat, die die Landung
eines Mars-Rovers mit sich bringen - und dann auch noch die
Herausforderungen der Corona-Pandemie.» US-Präsident Joe Biden
gratulierte allen Beteiligten über Twitter zur erfolgreichen Landung:
«Heute ist wieder bewiesen worden, dass mit der Kraft von
Wissenschaft und amerikanischem Einfallsreichtum nichts unmöglich
ist.»

Der im Juli 2020 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus gestartete
Roboter setzte - nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten
Kilometern - mit einem riskanten und mehrminütigen Manöver in einem
bislang noch nie vor Ort untersuchten ausgetrockneten See namens
«Jezero Crater» auf. Diesen See mit einem Durchmesser von etwa 45
Kilometern soll «Perseverance» (auf Deutsch etwa: Durchhaltevermögen)

in den kommenden zwei Jahren untersuchen. Der Rover sei ersten
Erkenntnissen zufolge nach der Landung in gutem Zustand, sagte
Nasa-Manager Matt Wallace.

Die Entwicklung und der Bau des rund 2,5 Milliarden Dollar (etwa 2,2
Milliarden Euro) teuren Roboters hatten acht Jahre gedauert. Er soll
auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen sowie
das Klima und die Geologie des Planeten erforschen. Zudem solle der
Roboter bei den Vorbereitungen für die in den 2030er Jahren geplante
bemannte Erkundung des Mars helfen, sagte der kommissarische
Nasa-Chef Jurczyk. «Diese Landung ist einer dieser Schlüsselmomente
für die Nasa, die USA und die globale Weltraumforschung.»

An Bord hat der rund 1000 Kilogramm schwere Roboter von der Größe
eines Kleinwagens unter anderem 7 wissenschaftliche Instrumente, 23
Kameras, einen Laser - und er wartet mit zahlreichen Nasa-Premieren
auf: Erstmals wurden mit «Perseverance» Mikrofone auf den Mars
geschickt, erstmals ein kleiner Hubschrauber, und erstmals sollen in
einer gemeinsam mit der Europäischen Raumfahrt-Agentur Esa
entwickelten Mission Proben vom Mars zurück zur Erde gebracht werden.

Wegen der Corona-Pandemie war nur rund die Hälfte der
Nasa-Mitarbeiter im Kontrollzentrum anwesend, die normalerweise bei
einem solchen Manöver dort arbeiten würden. Sie trugen Masken mit
einem Bild des Rovers darauf, hielten Abstand voneinander und
umarmten sich nach Bestätigung der erfolgreichen Landung nicht wie
üblich, sondern stießen im Jubel lediglich ihre Fäuste gegeneinander.

«Das Team rastet völlig aus, das ist alles so surreal», sagte
Chef-Ingenieur Rob Manning. Die große Plastikdose Erdnüsse, die vor
einem solchen Landeversuch normalerweise herumgereicht wird und Glück
bringen soll, sei durch individuelle Päckchen für jeden ersetzt
worden, hatte er zuvor verraten. Nasa-Manager Thomas Zurbuchen
zerriss bei einer Pressekonferenz wenige Stunden nach der
erfolgreichen Landung symbolisch den für ein Scheitern der Mission
erstellten und auf Papier ausgedruckten Notfallplan.

«Perseverance» ist bereits der fünfte Rover, den die Nasa zum Mars
gebracht hat - zuletzt war 2012 «Curiosity» dort angekommen.
Insgesamt war bislang allerdings nicht einmal die Hälfte aller
weltweit gestarteten Mars-Missionen erfolgreich. In der vergangenen
Woche waren kurz hintereinander Raumsonden aus den Vereinigten
Arabischen Emiraten und aus China erfolgreich in die Umlaufbahn des
Planeten eingeschwenkt. «Al-Amal», die Sonde der Vereinigten
Arabischen Emirate, soll nicht landen, das Aufsetzen des chinesischen
Raumschiffs «Tianwen 1» ist in zwei bis drei Monaten geplant.

«Ich bin sicher auf dem Mars», hieß es nach der Landung auf dem
Twitter-Account von «Perseverance». «Durchhaltevermögen bringt dich

überall hin.» Auch auf dem Twitter-Profil der Nasa wurde die Landung
bestätigt - mit dem Zusatz: «Der Countdown zum Mars ist
abgeschlossen, aber die Mission hat gerade erst begonnen.»