«Jerusalema-Challenge» bei Polizei - NRW zahlt nachträglich Gebühre n

Rettungskräfte, Polizisten, Ärzte und ganz normale Menschen: Sie alle

haben zum Song «Jerusalema» getanzt, um Optimismus in der Pandemie zu
verbreiten. Jetzt kommt sprichwörtlich die Quittung - vom
Musikkonzern Warner Music. Die Empörung ist groß.

Düsseldorf (dpa) - Die sogenannte «Jerusalema-Challenge», bei der zum

gleichnamigen Song Belegschaften von Krankenhäusern, Firmen oder
Feuerwachen getanzt haben, hat ein teures Nachspiel: Der Konzern
Warner Music hat nachträglich Lizenzgebühren gefordert. Man habe für

die betroffenen Polizeidienststellen bereits bezahlt, wie eine
Sprecherin des NRW-Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur
bestätigte. «Focus Online» hatte zuvor berichtet.

Das Portal hatte am Wochenende einen Warner-Sprecher mit den Worten
zitiert: «Wir lieben die Tatsache, dass die Fans hinter 'Jerusalema'
stehen. Aber wenn Organisationen in Deutschland den Song nutzen, um
sich selbst zu promoten, sollten sie sich unserer Meinung nach eine
Synchronisationslizenz sichern.» In diesen «schwierigen Zeiten» sei
es «wichtiger denn je, dass Künstler und Künstlerinnen für ihre Mus
ik
bezahlt werden, wenn sie von Dritten genutzt wird, um ihre Reputation
zu steigern.»

Eine Sprecherin von Warner Music bestätigte am Montag diese Linie
gegenüber der dpa. «Da wir uns des Charakters der «Jerusalema Dance
Challenge» aber bewusst sind, berücksichtigen wir durch abgestufte
Lizenzvergütungen die jeweiligen Rahmenbedingungen des betreffenden
Nutzers. Daher bieten wir je nach Nutzer unterschiedliche
Preiskategorien für unterschiedliche Nutzungen an, auch rein
symbolische Beträge.»

Unter anderem die Polizei im Märkischen Kreis hatte Mitte November
ein aufwendig gemachtes Video veröffentlicht, in dem
Streifenpolizisten und die Spurensicherung zu dem Pop-Song aus
Südafrika tanzten. «Es trifft zu, dass das nordrhein-westfälische
Innenministerium die Forderungen von Warner Music für mehrere
Polizeidienststellen im Zusammenhang mit der Jerusalema-Challenge
beglichen hat», sagte die Ministeriumssprecherin am Montag der dpa.
Details könne man aus «vertraglichen Gründen» nicht nennen. Das Vid
eo
der Polizei im Märkischen Kreis steht weiter online.

Nicht so das der Düsseldorfer Universitäts-Klinik. Auch sie hatte
nach Angaben eines Sprechers Post von Warner Music bekommen.
Tatsächlich hatte die Klinik das Tanz-Video ihrer Belegschaft kurz
nach dem Erscheinen aber schon wieder offline genommen - was man dem
Musikkonzern auch als Antwort mitteilte. Eine Geldforderung habe es
seitdem nicht gegeben, hieß es von der Uni-Klinik.

Der Landesfeuerwehrverband in NRW hatte nach Angaben von
Geschäftsführer Christoph Schöneborn bereits Anfang Januar seine
Mitglieder vor den Lizenzgebühren gewarnt. Damals habe man von ersten
derartigen Schreiben erfahren, so Schöneborn am Montag. Man habe die
Einsatzkräfte, die «im absolut guten Glauben» handelten, vor
Konsequenzen bewahren wollen. Tatsächlich habe er von einigen
Feuerwehren erfahren, die ihre geplante Challenge abgesagt oder das
entsprechende Video wieder gelöscht hätten, so Schöneborn.

Der eingängige Song «Jersualema» der Südafrikaner DJ Master KG und

Nomcebo Zikode hatte sich während der Pandemie global zu einem Hit
entwickelt. Zunächst gab es über die Videoplattform «TikTok» etlich
e
Videos mit Gruppentänzen, dann griff die Bewegung auf Helfer wie
Krankenschwestern, Ärzte, Polizisten und Feuerwehrleute über.

Auf der Facebook-Seite von «Warner Music» häuften sich am Montag
kritische Kommentare, in denen dem Konzern oft «schäbiges Verhalten»

vorgeworfen wurde. Eine Nutzerin schrieb: «Ihr solltet die
zusätzlichen generierten Einnahmen die ihr nun erhaltet (Jerusalema)
spenden. Jedenfalls das Geld, welches ihr von den Feuerwehren,
Polizeistationen usw. erhaltet!»