Balkonsingen und Büttenabend digital - Karneval in der Pandemie

Das Wochenende vor Rosenmontag ist in Thüringen normalerweise
Höhepunkt der Faschingssaison - mit Karnevalsumzügen nicht nur in
Wasungen. In der Corona-Pandemie fallen sie aus. Doch es gibt
Alternativen.

Wasungen/Erfurt (dpa/th) - Fasching digital statt Singen und
Schunkeln im Festsaal: Wegen der Corona-Pandemie werden Tablet, PC
und Laptop in diesem Jahr zur Bühne für die Narren. Mehrere Thüringer

Faschingsvereine verlegen nach Angaben des Landesverbands Thüringer
Karneval (LTK) ihre Veranstaltungen am bevorstehenden
Faschingswochenende ins Internet. Sie versuchen damit, einen Ersatz
für Hunderte Prunksitzungen zu bieten, die am Wochenende vor
Rosenmontag normalerweise anstehen. Auch die Faschingsumzüge, die
sonst Zehntausende Menschen anlocken, fallen in diesem Jahr wegen der
Pandemie aus.

Das schmerzt besonders in Wasungen, der Hochburg mit einer
486-jährigen Faschingstradition. Der Umzug, der immer am Samstag vor
Rosenmontag durch die Stadt nahe der Landesgrenze zu Bayern zieht,
war wegen der Pandemie bereits im vergangenen Herbst abgesagt worden.
Wasungen liegt im Kreis Schmalkalden-Meiningen, der zu den bundesweit
am schwersten von der Pandemie betroffenen Landkreisen gehört.

Der Wasunger Carneval Club (WCC) hat nach Angaben von Clubchef Martin
Krieg die Einwohner aufgerufen, sich an die Absage zu halten und zu
Hause zu bleiben. Ganz ohne Schunkelgesänge soll es aber nicht
abgehen, wie Krieg sagte. Die Einwohner seien für Samstag ab 15.11
Uhr zum Singen von Karnevalsliedern an Fenstern und auf Balkonen
aufgerufen.

Auf virtuelle Büttenabende oder Fasching-Livestreams wiederum können
sich nach LTK-Angaben unter anderem Faschingsfreunde in
Heiligenstadt, Birkungen (beide Eichsfeldkreis), Erfurt und Wechmar
(Landkreis Gotha) freuen. Die Narrenzunft in Gotha-Siebleben stellt
einen Online-Stubenfasching auf die Beine. Im LTK sind rund 330
Faschingsvereine organisiert.

Ende Januar hatte die Polizei einen illegalen Umzug von 90
Karnevalisten in Jüchsen, einem Ortsteil der 5000-Einwohner-Gemeinde
Grabfeld (Kreis Schmalkalden-Meiningen), aufgelöst. An den
Faschingstagen haben Ordnungsamt und Polizei verstärkte Kontrollen
angekündigt.