Mehr freie Pflegeheimplätze in NRW in Corona-Pandemie

Angst vor Corona-Ausbrüchen und eingeschränkte Besuchsregeln: In der
Pandemie schieben viele Familien einen Umzug von Pflegebedürftigen
ins Heim auf. Darauf deuten eine gestiegene Zahl freier Plätze und
eine erhöhte Nachfrage nach ambulanten Diensten hin.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Seit Ausbruch der Corona-Pandemie stehen in
Nordrhein-Westfalen mehr Pflegeheimplätze zur Verfügung als noch
zuvor. Das Landesgesundheitsministerium geht davon aus, dass viele
Familien mit Pflegebedürftigen die Suche nach einem Pflegeplatz
aufschieben, um die Entwicklungen in der Pandemie abzuwarten, hieß es
auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit sind laut der
Anwendung «Heimfinder NRW» rund 2900 Dauerpflegeplätze sofort frei.
Im März 2020 standen dort laut Ministerium zwischenzeitlich nur rund
450 Plätze zur Verfügung.

Wie aus den vorgelegten Vergleichszahlen weiter hervorgeht, kletterte
die Zahl der freien Plätze über den Sommer dauerhaft auf über 1000.
Im September lagen die Zahlen knapp darunter und haben sich seither
aber nahezu verdreifacht. Bei der Kurzzeitpflege zeigt sich ein
ähnliches Bild: Zurzeit sind mehr als 1400 Kurzzeitpflegeplätze nicht
belegt. Mitte März waren zwischenzeitlich nur zwischen 200 und 270
solcher Plätze verfügbar.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz zeigte sich überzeugt, dass die
hohen Todeszahlen in Pflegeheimen ausschlaggebend für die gewachsenen
freien Kapazitäten sind: «Da die meisten Opfer der Pandemie auch in
Nordrhein-Westfalen Heimbewohner sind, offenbaren sich die Fehler der
Corona-Politik klar in der Belegungsstatistik», teilte
Stiftungsvorstand Eugen Brysch mit. Die Behauptung, Pflegebedürftige
zögen allein aus Angst vor Isolation nicht in die Einrichtungen,
solle von diesem Versagen ablenken, so Brysch. Laut
Gesundheitsministerium wurden in stationären Pflegeeinrichtungen
inzwischen rund 5000 Corona-Tote gezählt. Inwieweit damit durch die
Pandemie die Zahl frei werdender Plätze insgesamt größer ist als
üblich, lässt sich aufgrund fehlender Vergleichszahlen nicht
feststellen, hieß es aus dem Ministerium.

Eine deutliche Verschärfung der schon lange vor Corona angespannten
Lage erleben nach Auskunft des Landesverbandes freie ambulante
Krankenpflege NRW zur Zeit insbesondere die häuslichen Pflegedienste,
wie dessen Vorsitzende Andrea Lippmann sagte. So habe sie viele
Anfragen an ihrem eigenen Düsseldorfer Pflegedienst absagen müssen.
«Uns rufen oft die Sozialdienste der Kliniken verzweifelt an, weil
sie keinen Pflegedienst mit freien Kapazitäten finden», sagte sie
weiter.

Sie erlebe bei vielen Angehörigen und Pflegebedürftigen eine große
Angst ins Heim oder Hospiz zu ziehen. Sie fürchteten
Besuchseinschränkungen oder einen Ansteckung bei einem Ausbruch des
Coronavirus: «Mein Eindruck ist, dass die Menschen lieber schlechter
versorgt zu Hause bleiben als gut versorgt und einsam zu sein oder
bei einem Covid-19-Ausbruch im Heim dort zu sterben.»

Flächendeckend freie Plätze in stationären Einrichtungen bedeute die

landesweit gestiegene Verfügbarkeit allerdings nicht, heißt es von
größeren Trägern wie dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Carit
as
oder der Diakonie. Insbesondere in der Stadt übersteige die Nachfrage
vielfach weiterhin das Angebot.

Dass Angehörige ihre Eltern oder Partner in Corona-Zeiten so lange es
gehe daheim betreuten, beobachtet allerdings auch die Referentin für
Altenhilfe der Caritas im Bistum Münster, Anne Eckert. Sie glaubt,
dass das weniger mit einer Sorge vor Ansteckung in den Einrichtungen
zu tun habe, sondern vielmehr mit einer teilweise besseren
Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in den eigenen vier Wänden: «In
Zeiten von Homeoffice lässt sich auch Pflege von Angehörigen zuhause
besser integrieren», sagte sie. «Wenn aber dann der Punkt erreicht
ist, wo es in der Häuslichkeit nicht mehr geht, bleibt es schwer,
einen Heimplatz zu finden.»

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite