Ethikrat gegen Sport-Sonderrechte in Impf-Debatte: Geringere Risiken Von Florian Lütticke, Sandra Degenhardt und Anne-Béatrice Clasmann, dpa

Sollen Athleten bevorzugt geimpft werden? Sollen geimpfte Zuschauer
früher wieder in Stadien zurückkehren? In der Dauerdebatte spricht
sich der Deutsche Ethikrat gegen Sonderrechte für den Profisport aus.
Die nahenden Großereignisse könnten jedoch die Ungeduld steigern.

Berlin (dpa) - Keine Bevorzugung für Athleten und auch keine
aufgehobenen Einschränkungen für geimpfte Zuschauer: In der
Impf-Debatte spricht sich der Deutsche Ethikrat gegen Sonderrechte
für den Profisport aus. «Profisportler haben aus sich selbst heraus
im Vergleich zu den Hochrisikogruppen deutlich geringere Risiken und
setzen sich selbst auch nicht für andere Risiken aus», sagte die
Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx (43), am Donnerstag in Berlin.
«Deswegen würde ich sagen, dass Profisportler nicht unter diese
Priorisierungsregeln fallen und man da nicht eine Art von
Sonderausnahme machen sollte.»

Offiziell betonen das Internationale Olympische Komitee und
hochrangige Bundesliga-Vertreter stets, dass der Profisport keine
privilegierte Behandlung erwartet. Zuletzt hatte es jedoch erste
hoffnungsvolle Stimmen aus der Branche gegeben, dass durch die
Impfungen bald wieder Fans Spiele live im Stadion verfolgen können,
wenn von ihnen kein Ansteckungsrisiko mehr ausgehen könne. «Das gilt
natürlich auch für andere Bereiche wie zum Beispiel Restaurants,
Kultureinrichtungen und Sport», sagte Jan Lehmann, Finanzvorstand des
Fußball-Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 der «Sport Bild». «Dabei geh
t
es nicht um Privilegien, sondern darum, harte Einschränkungen wieder
zurückzunehmen.»

Der Deutsche Ethikrat hält es jedoch für falsch, die
Corona-Einschränkungen für Geimpfte früher zu beenden. Ohnehin muss
nach Ansicht von Buyx erst geklärt werden, ob von geimpften Menschen
weiterhin eine Ansteckungsgefahr ausgehe oder nicht. Das Gremium
macht in der Pandemie Vorschläge, entscheiden muss aber letztlich die
Politik. Für die Priorisierung sollen diejenigen bevorzugt geimpft
werden, die besonders gefährdet sind, die besonders hohe Risiken
haben, sich aber auch selbst besonderen Risiken für die Gesellschaft
aussetzen. «Deswegen gibt es aus unserer Sicht keinen ethischen
Grund, Gruppen, die nicht darunter fallen, zu bevorzugen», sage Buyx
in Bezug auf den Profisport.

Diese Argumentation treffe auch bei der Frage zu, ob es vertretbar
wäre, geimpfte Zuschauer zu Sportveranstaltungen zuzulassen. «Es wird
zunächst erstmal die Entscheidung getroffen werden müssen, ob die
Veranstaltungen unter den jeweils gegebenen Umständen stattfinden
können und deswegen gehe ich davon aus, dass wir das nicht im
Einzelnen auseinander dividieren können und müssen», sagte Buyx.

Seit Ende Oktober sind Zuschauer wieder komplett untersagt, bereits
zuvor hatten die Einschränkungen den Profisport und die
Bundesligisten wirtschaftlich schwer getroffen. DFL-Chef Christian
Seifert hofft auf ein Ende der Geisterspiele, räumt derzeit aber der
Lösung des gesamtgesellschaftlichen Corona-Problems höchste Priorität

ein. «Die Rückkehr in einen einigermaßen geordneten Alltag ist,
glaube ich, das, was uns alle am meisten umtreibt», sagte der
Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga am Mittwoch bei der
Vorstellung des Abschlussberichts der Taskforce «Zukunft
Profifußball».

Zuletzt hatten sich Sportorganisationen wie die DFL mit Verbänden aus
Kultur und Gastronomie vernetzt, sie wollen gemeinsame Lösungen für
Öffnungen in der Corona-Pandemie erarbeiten. RB Leipzig begrüßte
diese Zusammenarbeit und sieht die Liga am Zug. «Eine einheitliche
Vorgehensweise für die Bundesliga unter Federführung der DFL wäre
wünschenswert», teilte der Tabellenzweite dem «Sportbuzzer» mit.

Beim Thema Impfen hatte die Bundesliga bislang unisono erklärt, keine
Forderungen stellen zu wollen. Eine Pflicht zur Impfung haben auch
die Olympia-Gastgeber der Sommerspiele in Tokio und IOC-Chef Thomas
Bach ausgeschlossen. Sie drängen aber darauf, dass sich so viele
Beteiligte wie möglich freiwillig impfen lassen. Je näher Olympia
rückt, umso größer dürfte die Ungeduld werden. Das IOC hat alle 206

Nationalen Olympischen Komitees aufgefordert, kurzfristig Gespräche
mit den jeweiligen Regierungen über das Impfen zu führen.

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