Volle Kitas? Neue Diskussion um Betreuungsregeln in Berlin

Wer sollte sein Kind trotz Lockdown noch in die Kita geben? Seit
Wochen wird darüber in Berlin heftig diskutiert, seit einigen Tagen
gelten neue Regeln. Was haben sie gebracht?

Berlin (dpa/bb) - Gut eine Woche nach Inkrafttreten neuer Regeln für
den Kita-Notbetrieb im Corona-Lockdown schlagen die Gewerkschaft GEW
und Kita-Träger Alarm. Nach ihrer Einschätzung sind die
Kindertagesstätten in Berlin ähnlich voll oder sogar voller als
vorher - mit den damit verbundenen Infektionsgefahren für
Beschäftigte und Kinder. Ganz anders die Bildungsverwaltung: Aus
ihrer Sicht wurde das Ziel, die Zahl der betreuten Kinder auf maximal
50 Prozent der normalen Kapazität zu begrenzen, vorerst erreicht.

Obwohl Kitas während des Lockdowns eigentlich nur Notbetreuung im
Einzelfall anbieten sollten, waren sie im Januar voller als erwartet.
Die Bildungsverwaltung berichtete von einer Auslastung von 38 Prozent
mit steigender Tendenz, die Gewerkschaft GEW von bis zu 80 Prozent.
Daraufhin beschloss der Senat ab 25. Januar neue Bedingungen für
Eltern, die ihre Kinder nicht zu Hause betreuen können.

In eine Kita dürfen Kinder demnach nur, wenn mindestens ein
Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeitet. Die Liste dieser
Berufe ist 28 Seiten lang. Hinzu kommt der Nachwuchs von
Alleinerziehenden oder aus Familien in einer sozial schwierigen
Situation.

«Die Anzahl der Kinder in den Einrichtungen hat sich eher erhöht»,
zog Markus Hanisch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW) am Mittwoch Zwischenbilanz. «Ziel war, die Kitas zu entlasten.»
Die konkreten Regeln für eine Deckelung der Kinderzahl und für
flexible Lösungen - und das sei positiv - seien für Kitas besser
handhabbar als vorher. «Wir beobachten aber, dass nun mehr Menschen
einen Anspruch bekommen haben, ihre Kinder betreuen zu lassen, und
sich deshalb mehr Menschen in den Einrichtungen melden.»

Ähnlich sieht das der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger

in Berlin. «Das ganze ist Augenwischerei, es hat sich nichts
verändert», sagte Geschäftsführer Lars Békési der Deutschen
Presse-Agentur. «Der Streit an der Kita-Tür und die Frustration
bestehen weiterhin.»

Die Betreuungsquote an den einzelnen Kitas unter dem Dach seines
Verbandes bezifferte Békési auf 10 bis 80 Prozent, der Durchschnitt
liege bei etwa 50 Prozent. Etliche Kitas seien mit 70 bis 80 Prozent
praktisch im Regelbetrieb. Viele Eltern drängten auf Betreuung ihrer
Kleinen - unabhängig davon, ob sie darauf Anspruch hätten oder nicht.

Laut Bildungsverwaltung lag die Betreuungsquote nach Inkrafttreten
der neuen Regelung zuletzt bei etwa 35 Prozent. «Im Moment erfüllt
das System die Erwartungen. Wir bleiben unter einer Quote von 50
Prozent», sagte Sprecherin Iris Brennberger.

Man beobachte die Entwicklung aber weiter genau. Der Abwägungsprozess
zwischen Gesundheitsschutz und Kontaktvermeidung einerseits sowie
Betreuungsangeboten für Eltern in wichtigen Berufen andererseits
bleibe schwierig.

Die Vorsitzende des Landeselternausschusses Kindertagesstätten,
Corinna Balkow, zog ein ernüchterndes Fazit. «Viele Eltern
resignieren und sind erschöpft», sagte sie der dpa. «Sie versuchen
irgendwie, ihre Kinder zu Hauses zu betreuen.»

Sowohl Balkow als auch Békési forderten verlässliche
Betreuungsangebote für alle Kinder, etwa mit Hilfe flexibler Lösungen
wie ein tage- oder stundenweiser Kita-Besuch. Zudem dringen GEW und
Kita-Träger auf mehr Gesundheitsschutz für die Beschäftigten und auf

den regelhaften Einsatz von Corona-Schnelltests in den Einrichtungen.

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