Biontech, Moderna, Astrazeneca: Corona-Impfstoffe im Vergleich Von Marc Fleischmann und Michael Kirner, dpa

Im Kampf gegen Corona darf in der EU künftig voraussichtlich auch der
Impfstoff Astrazeneca genutzt werden. Dann wären es drei zugelassene
Präparate. Wo gibt es Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?

Berlin (dpa) - Warten auf den dritten Corona-Impfstoff: Nach den
Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna wird die Europäische
Kommission dem schwedisch-britischen Produkt Astrazeneca vermutlich
an diesem Freitag die Genehmigung erteilen. Ein Vergleich:

Wie sind die Impfstoffe gebaut?

Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte
mRNA-Impfstoffe. «m» steht für messenger (Bote), «RNA» für
Ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Die mRNA ist die
Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers und gelangt
mit Hilfe winziger Fetttröpfchen in die Körperzellen. Diese stellen
dann das Virusprotein her, gegen das der Körper seine Immunantwort
entwickelt.

Astrazenecas Produkt mit dem Wirkstoff AZD1222 hingegen beruht auf
der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es
enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der
Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Auch hier bilden
die Zellen mit Hilfe der Bauanleitung das Protein und der Körper
entwickelt eine Immunantwort dagegen.

Wie gut wirken die Vakzine?

Das US-Unternehmen Moderna hatte Ende November 2020 mitgeteilt, sein
Impfstoff besitze eine Wirksamkeit von 94 Prozent - gemessen 14 Tage
nach der zweiten Dosis. Comirnaty, der Impfstoff von Biontech und
Pfizer, zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent -
gemessen sieben Tage nach der zweiten Dosis. Das bedeutet, dass unter
den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen
auftraten als unter denen der Kontrollgruppe.

Das Mittel von Astrazeneca wies in Studien eine geringere Wirksamkeit
von etwa 70 Prozent auf, ist jedoch vergleichsweise leicht zu
handhaben. Die EU-Arzneimittelagentur EMA schloss zunächst allerdings
nicht aus, dass das Mittel nur für bestimmte Altersgruppen zugelassen
wird, da für Ältere erst wenige Testdaten vorlägen. Bei den Vakzinen

von Biontech/Pfizer und Moderna gibt es hingegen belastbarere Daten
zu Senioren. So schützt das Mittel von Biontech einer Studie zufolge
ältere Menschen ähnlich gut wie jüngere, bei Moderna liegt die
Wirksamkeit etwas unter den genannten 94 Prozent.

Ob die genannten Zahlen jedoch auch bei einem massenhaften Einsatz
der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich erst in einigen Monaten
zeigen. Unklar ist auch noch, wie lange der Impfschutz anhält und ob
der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann.

Wie oft wird geimpft?

Hier gibt es große Übereinstimmungen: alle drei Impfstoffe erfordern
zwei Wirkstoffgaben. Bei Biontech/Pfizer bekommt der Patient im
Abstand von etwa drei Wochen jeweils eine Dosis, beim Produkt von
Moderna sind es rund vier, bei Astrazeneca mindestens vier Wochen.
Bei beiden Impfungen sollte stets dasselbe Präparat zum Einsatz
kommen: «Eine begonnene Impfserie muss mit dem gleichen Impfstoff
abgeschlossen werden, auch wenn zwischenzeitlich weitere Impfstoffe
zugelassen worden sind», heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI).
Bei einem Wechsel des Präparats könne die volle Wirksamkeit derzeit
nicht gewährleistet werden, teilte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
mit. Es gebe noch keine entsprechenden Untersuchungen.

Comirnaty muss vor dem Spritzen mit einer Natriumchlorid-Lösung
verdünnt werden. Nach Biontech-Angaben ist der verdünnte Impfstoff
maximal sechs Stunden bei 2 bis 30 Grad haltbar. Er könne also bei
Bedarf schon im Impfzentrum verdünnt und dann auch als vorbereitete
Dosis in der Spritze vorsichtig transportiert werden. Das Produkt von
Moderna wird gebrauchsfertig geliefert. Gespritzt wird jeweils in den
Oberarm-Muskel. Der Wirkstoff könne für einige Stunden im Muskel
bleiben und der Körper habe so Zeit, ihn zu erkennen und darauf zu
reagieren, erklärt der Rostocker Virologe Andreas Podbielski.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Dem RKI zufolge waren Schmerzen an der Einstichstelle,
Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost die
nach den bisherigen Impfungen am häufigsten beobachteten
Nebenwirkungen. Im Allgemeinen waren diese aber schwach bis mäßig und
klangen nach kurzer Zeit wieder ab. Berichte über schwere
unerwünschte Folgen gibt es bei allen drei Vakzinen bisher nicht.

Die Ständige Impfkommission beim RKI empfiehlt die Impfung auch für
Menschen mit Immunschwäche - also zum Beispiel bei HIV-Infektionen,
Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen. «Wenngleich
Personen mit geschwächtem Immunsystem möglicherweise nicht so gut auf
den Impfstoff ansprechen, bestehen keine besonderen
Sicherheitsbedenken», heißt es auch bei der Europäischen
Arzneimittel-Agentur EMA. «Immungeschwächte Personen können trotzdem

geimpft werden, da bei ihnen möglicherweise ein höheres Risiko durch
Covid-19 besteht.»

Wer soll nicht geimpft werden?

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren
vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das
Unternehmen kürzlich damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei 12- bis
17-Jährigen zu testen. Über die Wirkung des Astrazeneca-Präparats auf

Kinder und Jugendliche ist nach Angaben der britischen
Arzneimittelbehörde MRHA bisher nichts bekannt. Eine Impfempfehlung
für Kinder ist laut RKI «noch nicht absehbar». Studien dazu seien
jedoch geplant.

Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll: Menschen mit
einer allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe oder mit
schweren allergischen Reaktionen nach einer vorherigen Dosis.

Schützen die Impfstoffe auch vor Varianten des Virus?

Das ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings sind die
Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer zuversichtlich. Erste Tests
deuten darauf hin, dass ihre Impfstoffe auch vor den beiden zunächst
in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Mutanten schützen.
Allerdings stellten die Unternehmen auch fest, dass Geimpfte gegen
die Variante aus Südafrika offenbar eine schwächere Immunantwort
aufbauen. Die Hersteller beobachten die Entwicklung sehr genau. Man
könne den Impfstoff gegebenenfalls anpassen, teilten Pfizer und
Biontech mit. Moderna will unter anderem die Wirkung einer
zusätzlichen Auffrischungsdosis testen.

Wie werden die Impfstoffe gelagert?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird bei minus 70 Grad aufbewahrt.
Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im
Vergleich nicht ganz so kalt sein. Ein großer Vorteil bei Astrazeneca
ist, dass man das Vakzin bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis
acht Grad lagern kann.

Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff
kann dann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen
aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei
Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.

Wie teuer sind die Mittel?

Die Preise für die neuartigen mRNA-Impfstoffe liegen vermutlich weit
höher als bei dem Mittel von Astrazeneca. Die belgische
Staatssekretärin Eva De Bleeker hatte die bisher geheim gehaltenen
Preise zeitweise auf Twitter veröffentlicht. Demnach kostet eine
Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro, eine von
Biontech/Pfizer 12 Euro, eine von Astrazeneca nur 1,78 Euro. Der
Tweet wurde später gelöscht.

Wie viel hat die EU bestellt, wie viel bekommt Deutschland?

Die EU-Kommission hat mit sechs Herstellern Rahmenverträge über die
Lieferung von insgesamt 2,3 Milliarden Impfstoffdosen geschlossen -
mehr als genug für die 450 Millionen Europäer. Von Biontech/Pfizer
soll die EU bis zu 600 Millionen Dosen bekommen und von Moderna noch
einmal 160 Millionen Dosen. Von Astrazeneca erwartete die EU
eigentlich 80 Millionen Impfdosen bis Ende März. Dass es nun nach
EU-Angaben nur 31 Millionen sein sollen, sorgt derzeit für Streit
zwischen Brüssel und dem Hersteller.

Deutschland hat sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr
als 90 Millionen Dosen von Biontech gesichert, von Moderna rund 50
Millionen Dosen. Für das Präparat von Astrazeneca sollten es
eigentlich rund 56 Millionen aus einer gemeinsamen EU-Bestellung
sein.

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