Smartphone-Bank N26 expandiert kräftig - Weiter Verluste

Das Berliner Finanz-Start-up N26 legt weiter ein rasantes Wachstum
hin. Dafür nimmt das Unternehmen auch hohe Verluste in Kauf.
Spekuliert wird, dass das Unternehmen schon bald an die Börse streben
könnte. Oder lässt sich die «mobile Bank» doch noch etwas Zeit?

Berlin (dpa) - Die Smartphone-Bank N26 hat in der Corona-Krise rund
zwei Millionen neue Kunden gewinnen können. «Wir haben weiterhin
erheblich in Wachstum investiert und unseren Kundenstamm auf sieben
Millionen Menschen erweitert», sagte N26-Mitbegründer Valentin Stalf
am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Gleichzeitig habe man 2020 den Verlust im europäischen Kernmarkt um
ein Drittel auf 110 Millionen Euro verringern können. «Unser
Geschäftsmodell ermöglichte es uns, weiterhin schnell und auf sehr
nachhaltige Weise zu wachsen und gleichzeitig unser digitales
Leistungsversprechen und unsere Relevanz in einem herausfordernden
wirtschaftlichen Umfeld zu stärken», sagte Stalf.

In der Bilanz hinterlassen die Expansionsaktivitäten aber sichtbare
Spuren: 2019 fiel der Verlust insgesamt deutlich höher aus als im
Vorjahr. Inklusive der Aktivitäten auf dem Bankenmarkt in den USA und
der gescheiterten Marktoffensive in Großbritannien summierte sich der
Gesamtverlust auf knapp 217 Millionen Euro, darunter 165 Millionen im
europäischen Kernmarkt. 2018 hatte das Finanz-Start-up Verluste in
Höhe von 70 Millionen verzeichnet. Aber auch die Umsätze stiegen
rasant von knapp 44 Millionen (2018) auf knapp 100 Millionen (2019).
Wichtigste Einnahmequellen sind die Gebühren für Premium-Konten und
Provisionen bei Zahlungsverkehrsdienstleistungen.

Im vergangenen Jahr hatte N26 wegen der veränderten
Verbrauchergewohnheiten in der Corona-Pandemie und des drastischen
Rückgangs bei Urlaubs- und Geschäftsreisen das Produktangebot
angepasst. Mit einem neuen Premium-Konto N26 Smart richtet sich das
Unternehmen nicht mehr an die Vielreisenden, sondern an diejenigen,
die zu Hause ihre Sparziele erreichen wollen.

Stalf wies Gerüchte zurück, mit der Anwerbung des langjährigen
Zalando-Managers Jan Kemper als Finanzchef kurzfristig an die Börse
streben zu wollen. Zwar werde N26 bis Ende 2021 wahrscheinlich
«börsen-ready» sein, was interne Strukturen, die Berichterstattung
und die Zusammensetzung des Managements angehe. «Wir könnten
vielleicht sogar schon 2022 die Entscheidung treffen, an die Börse zu
gehen. Das muss aber operativ vorbereitet werden.» Es könne aber auch
sein, dass N26 sich mehr Zeit lasse. «Das hängt auch davon ab, wie
sich das Geschäft in den Jahren 2021 und 2022 entwickeln wird.»

Zulegen will N26 auch bei der Zahl der Beschäftigten. So soll die
Belegschaft von aktuell 1500 Beschäftigten um 200 bis 250 neue
Mitarbeiter erweitert werden. Am Standort Berlin sollen 100 neue Jobs
geschaffen werden, in Barcelona rund 50 und in Wien zusätzliche 70
Stellen.

Für das laufende Jahr kündigte Stalf weitere Produkterweiterungen an.
So soll man via N26 auch mit Aktien oder Fonds handeln oder
Kryptowährungen wie Bitcoin erwerben können. Weiterhin werde man das
Versicherungsangebot erweitern. Dabei setze man auf eine Kooperation
mit Drittunternehmen. Bislang arbeitet N26 mit der Raisin Bank
(Weltsparen.de), dem Zahlungsdienstleister Transferwise und anderen
Partnern zusammen.

Eine mögliche Einstufung von N26 als Finanzholding durch die deutsche
Bankenaufsicht Bafin sieht Stalf gelassen. N26 agiere bereits heute
als voll lizenzierte Bank in Europa. Eine Einstufung als
Finanzholding habe für N26 keine größeren Auswirkungen. «Es änder
t
sich weder für unsere Kunden noch für unser Geschäftsmodell etwas.»

Man sei mit dem Regulator seit längerem dazu im Austausch. Laufende
Gespräche kommentiere man aber grundsätzlich nicht.

Im Skandal um Wirecard war der oberste Bafin-Bankenaufseher Raimund
Röseler von der Opposition im Bundestag dafür kritisiert worden, dass
die Bafin den Mutterkonzern Wirecard AG nicht als Finanzholding
eingestuft hatte. Direkt beaufsichtigt hatte die Bafin nur die
Tochtergesellschaft Wirecard Bank.

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