Grüne in NRW unter Bedingungen für FFP2-Maskenpflicht

Kommt eine FFP2-Maskenpflicht auch in NRW? Die Grünen können sich das
unter Bedingungen vorstellen. Auch die SPD äußert sich.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Grünen in Nordrhein-Westfalen sind unter
bestimmten Bedingungen für eine FFP2-Maskenpflicht beim Einkaufen und
im Nahverkehr. Die Infektionslage in NRW sei trotz des seit Wochen
andauernden Lockdowns angespannt, sagte die Grünen-Landeschefin Mona
Neubaur der «Rheinischen Post» (Donnerstag). Zudem sei völlig unklar,

wie sich die in England und Südafrika entdeckte Virusmutation in NRW
auswirken werde. «Eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in Bussen,
Bahnen und Geschäften ist daher generell sinnvoll», sagte sie.
«Schnellschüsse wie in Bayern helfen uns aber nicht weiter.»

Zunächst müsse sichergestellt sein, dass die FFP2-Masken in
ausreichender Menge und flächendeckend verfügbar seien. An Menschen
mit geringem Einkommen müssten kostenlose Masken verteilt werden.
«Infektionsschutz darf keine Frage des Geldbeutels sein», so Neubaur.

In Bayern muss nach einem Beschluss des Landeskabinetts von kommender
Woche an in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr eine FFP2-Maske
getragen werden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) begründete dies

damit, dass diese Masken den Träger selbst besser schützten als
herkömmliche Masken.

SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty forderte von der
NRW-Landesregierung, FFP2-Masken «so flächendeckend wie möglich
kostenfrei zur Verfügung zu stellen und gezielt dafür zu werben, auch
hauptsächlich diese Masken zu tragen».

Seine Fraktion drang zudem darauf, dass Beamte im Außendienst mit
FFP2-Masken ausgestattet werden sollten. So verfüge die Polizei
aktuell nur über kleinere Bestände an solchen Masken. Ergänzend zu
Stoffmasken müssen die Beamten im Außendienst «täglich mit mindeste
ns
einer FFP2-Maske pro Tag versorgt werden», sagte der innenpolitische
Sprecher der SPD-Fraktion, Hartmut Ganzke, laut Mitteilung vom
Donnerstag. Auch die 950 Gerichtsvollzieher im Land sollten
FFP2-Masken bekommen.

Das Land hatte vergangene Woche angekündigt, jeden Lehrer im
Präsenzunterricht mit zwei FFP2-Masken pro Tag ausstatten. Es würden
entsprechende Gelder zur Verfügung gestellt, um das bis zu den
Osterferien zu gewährleisten, hatte es in einer E-Mail des
Bildungsministeriums an alle Schulen geheißen.

Zudem prüft die Landesregierung derzeit eine FFP2-Maskenpflicht wie
in Bayern. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte
sich zuletzt allerdings skeptisch geäußert. FFP2-Masken könnten zwar

eine etwas höhere Sicherheit bieten, aber nur, wenn sie richtig
getragen würden. Falsch aufgesetzte Maske könne aufgrund eines
falschen Sicherheitsgefühls das Risiko einer Übertragung sogar
erhöhen.

Hochwertigere Atemschutzmasken beispielsweise der Klassen FFP2, N95
oder KN95 sind nach Angaben der Gesellschaft für Aerosolforschung mit
Sitz in Köln sowohl für den Selbst- als auch den Fremdschutz
effizient, sofern sie kein Ausatemventil haben. Einfache
Mund-Nasen-Bedeckungen hielten kleinere Partikel nicht so gut ab und
seien daher für den Selbstschutz nicht so gut geeignet. Masken mit
Ausatemventil wiederum dienen einem Positionspapier der Gesellschaft
zufolge nur dem Selbstschutz «und widersprechen daher dem
Solidaritätskonzept, dass Mitmenschen durch kollektives Maskentragen
geschützt werden».

Mund-Nase-Masken filtern einen Teil der Partikel und Viren aus der
Luft heraus. Dadurch sinkt deren Konzentration und damit das
Infektionsrisiko. Ausgeatmete Aerosolpartikel sind nach Angaben der
Gesellschaft für Aerosolforschung durch anhaftende Feuchtigkeit
relativ groß, auch einfache Masken können sie daher recht effizient
zurückhalten. In der Raumluft schrumpfen die Partikel aber - und
können darum beim Einatmen durch einfache Masken hindurch gelangen.
FFP2-Masken sind dichter und filtern so mehr und auch kleinere
Partikel. In der Folge bieten sie mehr Schutz für den Träger.