Bayern verteilt FFP2-Masken an Bedürftige - Pflicht gilt ab 15 Jahre
In Bayern sind künftig FFP2-Masken in Bussen, Bahnen und Geschäften
Pflicht. Nun regelt die Staatsregierung die Details - und reagiert
auf einige Kritik. Mediziner sehen die Maßnahme unterschiedlich.
München (dpa/lby) - Bayern stellt 2,5 Millionen FFP2-Schutzmasken für
Bedürftige kostenlos zur Verfügung - zunächst fünf pro Person. Das
kündigten Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister
Klaus Holetschek (beide CSU) am Mittwoch in München an. Damit will
die Staatsregierung Härten abfedern, wenn vom kommenden Montag (18.
Januar) an eine FFP2-Maskenpflicht im gesamten öffentlichen
Nahverkehr und beim Einkaufen gilt. Sie reagiert damit auf viele
lautstarke Forderungen von Sozialverbänden und der Opposition. Die
Masken sollen nach Worten Holetscheks möglichst bis Ende kommender
Woche über die Kommunen an die Berechtigten verteilt werden.
Das Kabinett hatte die FFP2-Maskenpflicht am Dienstag beschlossen.
Vom kommenden Montag an sind damit einfache Community-Masken und
einfacher medizinischer Mund-Nasen-Schutz in Bussen, Bahnen und
Geschäften im Freistaat verboten. Oberstes Ziel ist ein noch höherer
Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus. In der ersten
Woche sollen allerdings noch keine Sanktionen und Bußgelder verhängt
werden, sondern erst vom 25. Januar an - Söder sprach von einer
«Kulanzwoche». Die Höhe des Bußgeldes war zunächst noch offen.
Zugleich ist nun klar, dass die FFP2-Maskenpflicht erst für
Jugendliche ab 15 Jahren gelten wird. Kinder bis einschließlich 14
Jahre bleiben nach Worten Söders ausgenommen. Holetschek erläuterte
zudem, dass auch Schutzstandards erlaubt sein werden, die als
gleichwertig zu FFP2 gelten, etwa Masken mit der Kennung KN95. Im
Einzelhandel wird die FFP2-Maskenpflicht nach Worten Holetscheks
lediglich für Kunden gelten, nicht aber für die Beschäftigten.
Gängiger Mund-Nasen-Schutz kann Experten zufolge andere Menschen
schützen, FFP2-Masken schützen - richtig benutzt - auch den Träger.
Die 2,5 Millionen Masken für Bedürftige sollen aus dem bayerischen
Pandemiezentrallager vom Technischen Hilfswerk an die Kommunen
geliefert und von dort verteilt werden, etwa an Hartz-IV-Empfänger.
«Wo wir den Schutz verbessern können, da halten wir das für
sinnvoll», sagte Söder. Die FFP2-Masken seien kein Allheilmittel,
aber gegenüber «den ganzen löchrigen Schals» jedenfalls eine
deutliche Verbesserung. Auch mögliche Öffnungen im Handel nach dem
aktuellen Lockdown seien irgendwann dann auch mit einem besseren
Gewissen zu vertreten, sagte Söder.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) argumentierte,
dass man ab Februar vielleicht Dinge öffnen könne, die man ohne FFP2
nicht guten Gewissens öffnen könnte. Söder nannte allerdings keine
Daten - und stellte klar, Bayern werde nur wegen der
FFP2-Maskenpflicht nicht schneller öffnen als andere Bundesländer.
«Das werden wir alles einheitlich machen.»
Unmittelbar nach der Bekanntgabe der FFP2-Maskenpflicht ist die
Nachfrage danach in Bayern gestiegen. In manchen Geschäften waren die
Masken am Mittwoch ausverkauft, ein grundsätzlicher Engpass zeichnete
sich aber nicht ab. «Die Lagerbestände an FFP2-Masken sind gut»,
sagte ein Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands. Auch der
Handelsverband Bayern berichtete zwar von einer
gestiegenen Nachfrage. Einen Ansturm gebe es aber nicht, sagte
Geschäftsführer Bernd Ohlmann. «Von Hamsterkäufen oder dem Kampf um
die letzte FFP2-Maske kann keine Rede sein.» In den Onlineshops
großer Drogerie-Ketten waren am Mittwoch allerdings viele Angebote
für FFP2-Masken nicht lieferbar.
Die FFP2-Maskenpflicht war an sich auf viel Zustimmung gestoßen. Weil
Söder und Holetschek am Dienstag aber zunächst keine Lösung
präsentiert hatten, was die Kosten der Masken für Bedürftige angeht,
hatte es auch Kritik gegeben. Es brauche schnelle und unbürokratische
Lösungen für die Beschaffung solcher Masken für Menschen mit geringem
Einkommen, hatte unter anderem der Sozialverband VdK gefordert.
Die Arbeiterwohlfahrt forderte kostenlose Masken für alle: «Wenn
Fachleute FFP2-Masken nur zur Einmalnutzung zulassen und das Stück
mindestens zwei Euro kostet, dann überfordert der Freistaat Bayern
nicht nur Grundsicherungsempfänger und Menschen mit wenig Einkommen,
sondern auch Familien und alle Arbeitnehmer, die täglich mit dem ÖPNV
pendeln müssen», argumentierte der Landesvorsitzende Thomas Beyer.
Mehrere Experten halten die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken
grundsätzlich für sinnvoll. Andere Fachleute sind skeptisch, ob die
neue Regel im Kampf gegen Corona am Ende einen Unterschied macht.
Auch eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt angelegt und
verwendet werde, sagte etwa der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Sie
müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen
nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete aber eine solche Maske
anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz.
Auch der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von
FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich
für sinnvoll. «Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als
ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.»
Es gibt aber auch skeptischere Stimmen zur FFP2-Pflicht. «Ich glaube
nicht, dass das einen großen Unterschied macht», sagte Johannes
Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Deutschen Presse-Agentur.
«Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil
sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind.»
Auch der Pandemiebeauftragte des Klinikums rechts der Isar in München
hält die FFP2-Maskenpflicht für problematisch. «Damit sie
zusätzlichen Schutz bieten, müssen sie dicht sitzend getragen werden,
was die Mehrheit der Nutzer schon mit den normalen Masken kaum
schafft», gab Christoph Spinner, Oberarzt für Infektiologie zu
bedenken. «Daher verspreche ich mir kaum zusätzlichen Schutz.»
Der Handelsverband Bayern begrüßte die neuen Detail-Regeln. Dass das
Personal von der FFP2-Maskenpflicht ausgenommen werde, sei wichtig.
Ansonsten wäre man im Lebensmitteleinzelhandel mit der eigenen dünnen
Personaldecke an die Grenze gekommen, weil es Grenzen gebe, wie lange
ein Mitarbeiter eine Maske tragen dürfe. Auch die geplante
Kulanzwoche helfe. So könne man Kunden besser vorbereiten, und
vermeide Ärger am Montag. Zudem hofft der Handel, dass die
FFP2-Masken weitere Öffnungen im Einzelhandel möglich machen könnten.
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