Israels Corona-Wettlauf: Impfen im Akkord gegen Rekordzahlen Von Sara Lemel und Sebastian Engel, dpa

Israel wird weltweit für seine schnelle Impfkampagne gerühmt.
Parallel dazu liegen allerdings die Infektionszahlen auf ihrem
Allzeithoch. Ein Experte sieht dennoch Grund zu Optimismus.

Tel Aviv (dpa) - Israel gilt in der Corona-Krise als eine Art
Vorreiter. Viele Entwicklungen spielen sich dort früher ab als
anderswo: Die erste Welle war schneller vorbei, die zweite Welle
erfasste Israel früher als andere Länder. Auch bei der Impfkampagne
ist der kleine Mittelmeerstaat ganz vorne dabei. Einem Projekt der
Universität Oxford zufolge belegt er den weltweiten Spitzenplatz bei
den Impfungen pro Kopf. Zeitgleich vermelden die Behörden jedoch so
viele Neuinfektionen wie nie zuvor - obwohl in dem Land seit knapp
einer Woche ein harter Lockdown mit strikten Restriktionen gilt. Die
Krankenhäuser sind nahe der Belastungsgrenze.

Wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte, wurden binnen
24 Stunden 9025 Fälle verzeichnet. Erstmals seit Beginn der Pandemie
wurden damit an zwei Tagen in Folge mehr als 9000 Neuinfektionen
registriert, der Rekord mit fast 9700 stammte vom Montag. Etwas mehr
als sieben Prozent der gemachten Tests fielen positiv aus. Zum
Vergleich: Die deutschen Gesundheitsämter meldeten zuletzt 19 600
Infektionen. Deutschland hat etwa neunmal mehr Einwohner als Israel.

Der frühere Corona-Beauftragte Israels sieht trotz der dritten Welle
Anlass für Optimismus. «Ich hätte ohne die Impfungen einen noch viel

höheren Anstieg der Infektionszahlen erwartet», sagte Ronni Gamzu der
Deutschen Presse-Agentur. «Ich sehe in diesen Tagen schon eine
Veränderung, weniger Kranke unter den Geimpften - das bedeutet, dass
die Impfung die Pandemie ausbremst.» Bis Monatsende werde die
Kombination von Lockdown und intensiver Impfkampagne Früchte tragen.

Nach offiziellen Angaben waren 17 Prozent der derzeit Schwerkranken
bereits geimpft. «Das sind aber letztlich nicht viele», meinte Gamzu.
Mehr als 70 Prozent der über 60-Jährigen in Israel hätten bereits
eine erste Impfdosis erhalten. Sonst wären noch viel mehr von ihnen
schwer an Corona erkrankt. Medien berichteten von einer Studie der
größten Krankenkasse im Land, Clalit, die eine Gruppe von 200 000
Geimpften im Alter über 60 mit einer gleich großen Gruppe
Nicht-Geimpfter verglichen habe. Demnach war die Zahl der Infizierten
in der geimpften Gruppe zwei Wochen nach der ersten Dosis um 33
Prozent niedriger als in der nicht-geimpften Gruppe.

Besonders hoch sind die Zahlen weiterhin im ultraorthodoxen jüdischen
und arabischen Sektor. Dort ist die Impfbereitschaft geringer. Gamzu
sieht als Grund für die hohen Zahlen aber auch mangelnde Disziplin
und Einhaltung der Corona-Regeln, ebenso wie strukturelle Gründe. «In
den meisten Familien leben dort mindestens sechs bis sieben Menschen
auf kleinem Raum, anders als in Europa.»

Während in Israel bereits knapp zwei Millionen Menschen eine erste
Impfung erhielten, ist in den Palästinensergebieten offiziell noch
niemand geimpft worden. Die Corona-Lage dort ist sehr angespannt.
Etwa jeder fünfte Test im Gazastreifen fällt derzeit positiv aus.

Die Palästinenser und die Israelis bemühen sich getrennt um eine
Eindämmung des Virus. Laut den Friedensverträgen mit Israel liegt die
Verantwortung für den Gesundheitsbereich bei der Palästinensischen
Autonomiebehörde (PA). Diese hat Israel bislang nicht um Impfstoffe
gebeten, sieht es als Besatzungsmacht aber moralisch und rechtlich zu
Unterstützung verpflichtet. Die Palästinenser berufen sich dabei
unter anderem auf die Genfer Konventionen. Sie weisen auch darauf
hin, dass in den Friedensverträgen eine Zusammenarbeit bei der
Epidemiebekämpfung festgeschrieben wurde.

Die PA hat Mitte 2020 die Zusammenarbeit mit Israel beendet und
bislang nur die Kooperation in Sicherheitsfragen wieder aufgenommen.
Die für die israelischen Aktivitäten in den Palästinensergebieten
zuständige Behörde Cogat betonte, sie habe unter anderem Lieferungen
von Tests an die Palästinenser koordiniert. Zudem sei medizinisches
Personal gemeinsam geschult worden.

Die Autonomiebehörde bemüht sich parallel um eigene
Impfstofflieferungen. Eine Notfallgenehmigung erhielt bislang das
russische Präparat Sputnik. Mit dem Lieferbeginn wird im Februar
gerechnet. Im Westjordanland leben etwa vier Millionen Menschen, im
Gazastreifen rund 2,3 Millionen.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite