Diese Fälle nehmen die Ermittler mit ins neue Jahr Von den dpa-Korrespondenten

Polizisten im Drogensumpf und ein Krankenpfleger unter
Verdacht: Diese und andere spektakulären Kriminalfälle werden die
Ermittler in Bayern auch im kommenden Jahr weiter beschäftigen.

München (dpa/lby) - Landesweit haben sich Kripo und
Staatsanwaltschaften im zu Ende gehenden Jahr mit spektakulären
Verbrechen beschäftigt. Etliche der Fälle werden auch 2021 die
Ermittler fordern. Eine Auswahl:

- Polizisten, die selbst gekokst, Drogen weitergegeben und sogar
Unschuldige fälschlicherweise beschuldigt haben sollen: Ein
Drogenskandal von noch unbekanntem Ausmaß erschüttert das
Polizeipräsidium in München. Das Landeskriminalamt und die
Staatsanwaltschaft München I ermitteln inzwischen gegen 30 Beamte. Es
gab Durchsuchungen, Razzien in Dienststellen und Privatwohnungen. Ein
Drogendealer hatte als Kronzeuge gegen die Polizisten ausgepackt und
den Skandal damit ins Rollen gebracht.

- In München soll ein Krankenpfleger am Klinikum Rechts der Isar
seinen Patienten Medikamente gespritzt haben, die sie in Lebensgefahr
brachten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes
und geht davon aus, dass er sich bei den folgenden Reanimationen der
Patienten den Kollegen gegenüber beweisen wollte.

- Gab es in einem ehemaligen katholischen Jugendheim für schwer
erziehbare Jungen massenhaften sexuellen Missbrauch und sogar
Zwangsprostitution? Nachdem in einem Prozess gegen einen Großvater
wegen massenhaften sexuellen Missbrauchs seiner Enkel und deren
Freunde diese erschreckenden Vorwürfe bekannt geworden sind, hat die
Staatsanwaltschaft München II Ermittlungen gegen einen früheren
Erzieher und einen damals angehenden Priester aufgenommen. Wie es
damit weitergeht, ist unklar. Da die mutmaßlichen Taten Jahrzehnte
zurückliegen, könnten sie verjährt sein. Das Erzbistum München und

Freising hat angekündigt, die Vorwürfe aufzuarbeiten.

- Sollte es tatsächlich noch zur Anklage kommen, könnte es der
Prozess des Jahres werden: Nach rund drei Jahren dürften die
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I gegen den Regisseur
Dieter Wedel nun wirklich bald vor dem Ende stehen. Eine ehemalige
Schauspielerin wirft Wedel («Der große Bellheim») vor, er habe sie im

Sommer 1996 in einem Münchner Hotel zum Sex gezwungen. Wedel streitet
die Anschuldigungen ab.

- In Ingolstadt sucht die Kripo nach dem Mörder eines jungen Paares.
Die Knochen der beiden Verbrechensopfer waren Anfang Mai 2020 bei
Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) entdeckt worden. Das Pärchen war
vermutlich schon vor 18 Jahren umgebracht worden, denn damals wurden
die 21 Jahre alten Frau und der 23-jährige Mann in Ingolstadt als
vermisst gemeldet. Nach den bisherigen Ermittlungen geht die
Staatsanwaltschaft von einem Doppelmord aus. Die beiden Opfer sollen
sich vor ihrem Verschwinden im Jahr 2002 in der Drogenszene
aufgehalten haben. Die Ermittler überlegen sich nun, im kommenden
Jahr den Fall in der ZDF-Fahndungssendung «Aktenzeichen
XY...ungelöst» vorzustellen, um neue Hinweise zu erhalten.

- Fast ein Jahr nach dem Starnberger Dreifachmord ist der Zeitpunkt
für eine Anklageerhebung offen. Im Januar war eine Familie - die
Eltern und ihr Sohn - erschossen in ihrem Haus in der oberbayerischen
Stadt gefunden worden. Ein inzwischen 20 Jahre alter Mann hat die Tat
gestanden. In dessen Wohnhaus fand die Polizei ein ganzes
Waffenarsenal - inklusive Kriegswaffen, Munition und
Sprengstoffzutaten. Der 20-Jährige sitzt ebenso wie ein inzwischen 19
Jahre alter mutmaßlicher Mittäter in Untersuchungshaft.

- Eine Pistole, 23 Rohrbomben, 34 Kilo Sprengstoff: Es hätte viele
Tote geben können, wäre der mutmaßliche Attentäter von Waldkraiburg

nicht rechtzeitig gefasst worden. Der in Deutschland geborene Mann
muslimischen Glaubens, der sich selbst als IS-Anhänger bezeichnet,
hatte freimütig zugegeben, dass er zwischen dem 15. und 17. Mai
mehrere Moscheen des Islamverbandes Ditib im Raum Waldkraiburg
(Landkreis Mühldorf am Inn) angreifen wollte. Nur wenige Tage zuvor
war er festgenommen worden. Die Bundesanwaltschaft ermittelt noch,
der Mann sitzt in Untersuchungshaft.

Im Frühjahr waren in der oberbayerischen Stadt die Scheiben dreier
türkischer Läden eingeschlagen und ein Feuer in einem Gemüseladen
gelegt worden. Sechs Menschen wurden verletzt. Die Anschläge hat er
gestanden. Der bei seiner Festnahme im Mai 25 Jahre alte Mann
bezeichnete sich selbst als IS-Kämpfer und gab Hass auf Türken als
Motiv an.

- Weil sie Geflüchteten Kirchenasyl gewährt hat, steht eine Äbtissin

eines fränkischen Klosters bald vor Gericht. Der Prozess soll Anfang
2021 am Amtsgericht Bamberg beginnen. Der Äbtissin Mechthild Thürmer
droht eine Verurteilung, weil sie in drei Fällen Geflüchtete vor
einer Abschiebung bewahren wollte. Die Ordensfrau hatte in der Sache
einen Strafbefehl über 2500 Euro nicht akzeptiert und damit eine
Hauptverhandlung notwendig gemacht. Der Prozess sollte eigentlich
schon im Sommer 2020 beginnen, wurde aber wegen einer ähnlichen
Anklage in zwei weiteren Fällen verschoben. Außerdem gibt es am
Amtsgericht in Würzburg ein ähnliches Strafverfahren gegen eine
andere Ordensfrau. Auch hier wird 2021 mit der Verhandlung gerechnet.

- Die skelettierte Leiche einer 16-Jährigen entdeckten Spaziergänger
vor zwei Jahren in einem Wald bei Aschaffenburg. Die Jugendliche war
Anfang Mai 2017 spurlos verschwunden. Der mutmaßliche Täter: ihr
Vater. Nach dem flüchtigen Syrer wurde international gefahndet - bis
er im Oktober dieses Jahres den Ermittlern in der Türkei ins Netz
ging. Im kommenden Jahr soll der Prozess starten. Dass der Mann
gewalttätig war und seine Familie gequält hatte, war bekannt.

- Vermutlich wegen eines illegalen Motorradrennens kam es Ende Mai zu
einem tödlichen Unfall bei Kirchzell (Landkreis Miltenberg). Ein
24-Jähriger war mit einem 19 Jahre alten Motorradfahrer
zusammengestoßen und starb. Der Motorradfahrer soll sich zuvor mit
einem weiteren jungen Mann ein Rennen mit Geschwindigkeiten von teils
über 170 Kilometern pro Stunde geliefert haben. Das Amtsgericht
Obernburg am Main prüft derzeit die Anklage.

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