Piks mit 101 - Mit Seniorin aus Sachsen-Anhalt starten Impfungen Von Dörthe Hein und Matthias Bein , dpa

Als Edith Kwoizalla geboren wird, wütet die Spanische Grippe und
kostet Millionen Menschen das Leben. 101 Jahre später gehört sie zu
den ersten Geimpften gegen das Coronavirus in Deutschland. Und
stiehlt so manchem die Show.

Halberstadt (dpa) - Mit 101 kann man durchaus unter den ersten sein
und schon mal die Terminpläne der Politik durchkreuzen. Edith
Kwoizalla ist das gelungen, ganz ohne Absicht. Der Landkreis Harz in
Sachsen-Anhalt und ihr Heim wollten nicht warten. Sie legten in
Halberstadt mit der Corona-Impfung los, während alle vom bundesweiten
Impfstart am Sonntag sprachen. Samstagnachmittag schon sitzt die
101-jährige Edith Kwoizalla im Rollstuhl, trägt Pullover und Hose in
Erdtönen sowie einen lilafarbenen Schal, als sie den Piks in den
linken Arm bekommt.

Keine große Sache für sie. Gelassen ist die Seniorin mit den weißen
Haaren. Beobachter machen ein Lächeln unter dem Mundschutz aus. Wer
tatsächlich als erstes gegen das Coronavirus geimpft worden ist,
lässt sich kaum feststellen, mehrere Kliniken sind auch schon mit
Impfdosen versorgt worden, um Mitarbeiter zu immunisieren. Fest steht
aber: Die Seniorin aus Halberstadt schafft es bundesweit in die
Schlagzeilen. Erst am Sonntag will Sachsen-Anhalts Ministerpräsident
Reiner Haseloff (CDU) beim offiziellen Impfstart für Sachsen-Anhalt
nach Dessau-Roßlau dabei sein.

Lange wurde auf den Impfstoff gewartet, bis vor wenigen Tagen war für
die Landkreise und kreisfreien Städte nicht klar, wann und wieviel
Impfstoff ankommt. «Wir hatten uns auf Sonntag eingerichtet wie
alle», sagte Landkreissprecher Manuel Slawig. Dann hieß es, die
Impfstoffe kämen am Samstag. Kurzerhand habe man entschieden
loszulegen. Günstig am Seniorenzentrum Krüger sei die übersichtliche

Größe mit 59 Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Abläufe ließen sich
dort gut erproben. «Das ist ja neu für alle», sagte Slawig. Routine
könne sich erst nach und nach einstellen.

Tobias Krüger gibt die Devise aus: «Jeder Tag, den wir warten, ist
ein Tag zu viel». Mit seiner Frau Sandra führt der 47-Jährige mehrere

Senioreneinrichtungen in und um Halberstadt, drei stationäre
Einrichtungen, zwei Mal betreutes Wohnen, einen ambulanten Dienst und
eine Tagespflege. Niemand könne sagen, das Virus lasse sich zu 100
Prozent aus einer Einrichtung heraushalten, sagt Krüger. Die
Erfahrung musste Krüger schmerzlich machen. Das Virus habe eine
Einrichtung für betreutes Wohnen erreicht. «Unterbrechen kann man's»,

sagt er, raushalten aber eben nicht. Und so hat er umgehend ja
gesagt, als die kurzfristige Anfrage des Landkreises kam, ob man
vorbereitet sei.

Grundsätzlich bedeute die Corona-Impfung nicht mehr Arbeit als andere
Schutzimpfungen, etwa gegen Grippe, findet Krüger. «Der Ablauf ist
keine große Sache», sagt er. Der Impfstoff muss angerührt,
verabreicht und dokumentiert werden. «Der Aufwand liegt im Vorfeld»,
sagt Krüger. Die Kühlung des Impfstoffes ist kompliziert, die
Einrichtungen müssen die Einwilligungserklärungen der Senioren oder
deren Betreuer einholen. Zwei bis drei Stunden hat es gedauert für
die 40 impfwilligen Bewohner, von den rund 40 Mitarbeitern wollten
sich zehn impfen lassen, sagt Krüger. Danach wird genau hingesehen.
Über Edith Kwoizalla sagt Krüger nach ein paar Stunden: «Es geht ihr

wie immer.»

Heimbetreiber Krüger, der selbst Pflegefachkraft ist, hat sich auch
impfen lassen. Er halte die Impfung für sinnvoll. «Ich verstehe aber
auch die Bedenken.» Am 15. Januar, also in knapp drei Wochen, erfolgt
die zweite Impfung der Bewohner. Dann erst soll die volle Wirkung des
Impfstoffs der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer
gewährleistet sein.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurde von dem vorgezogenen
Impfstart im Landkreis Harz überrascht. Spahns Sprecher sagte der
«Bild am Sonntag», der Minister freue sich mit Edith Kwoizalla und
wünsche ihr alles Gute. Der Sprecher betonte gleichwohl: «Allerdings
hatten wir mit allen Partnerländern der EU und mit den 16
Bundesländern vereinbart, am Samstag an alle auszuliefern und ab
Sonntag gemeinsam mit den Impfungen zu beginnen.»

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