Wellness-Massagen und geöffnete Zoos - Neue Corona-Regeln in Kraft

In Schleswig-Holstein gelten die neuen Regeln zur Corona-Bekämpfung -
mit einigen Lockerungen, aber auch einer verschärften Maskenpflicht.
Unterdessen sinkt die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf den
niedrigsten Stand seit mehr als einem Monat.

Kiel (dpa/lno) - Tierparks sind wieder geöffnet, ebenso Nagel-,
Kosmetik- und Massagestudios: In Schleswig-Holstein trat am Montag
die neue Landesverordnung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Kraft
- mit einigen Lockerungen als Sonderweg. Im Kern wurde aber der
Teil-Lockdown vom November bis zum 20. Dezember verlängert - so wie
es die Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angel Merkel (CDU) vergangenen
Mittwoch vereinbart hatten.

Neben den Lockerungen gelten jetzt auch Verschärfungen - etwa bei der
Maskenpflicht in Bahnhöfen oder Bahnhofsvorplätzen und an
Haltestellen, in Schulen und Betrieben. Schleswig-Holstein - mit
Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland mit den niedrigsten
Corona-Neuinfektionen - hat die Lockerungen anders als die anderen
Länder als vertretbar eingeführt.

Der Tierpark Neumünster verzeichnete bereits kurz nach der
Wiederöffnung am Montagmorgen unerwartet regen Zulauf für einen
grauen Novembertag. «Wir haben schon ziemlich viele Besucher - auch
von außerhalb», sagte Zoodirektorin Verena Kaspari erfreut. «Wir
gehen davon aus, dass an den Wochenenden und in den Weihnachtsferien
der Andrang noch größer sein wird.» Im Tierpark gelten strenge
Hygienevorschriften: Es dürfen maximal 1000 Besucher pro Tag kommen
und Publikumsmagnete wie Affenhaus oder Otter-Pavillon bleiben
geschlossen.

In den Schulen müssen neben den Schülern auch die Lehrer seit Montag
im Unterricht und im Lehrerzimmer eine Maske anlegen. «In der Praxis
hat sich wenig geändert, denn die meisten Lehrer hatten bereits einen
Mund-Nasen-Schutz getragen», sagte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd
Schauer am Montag in Kiel.

Er zeigte sich enttäuscht, dass nicht ernsthaft Hybridunterricht
erwogen werde. «Man hat den Eindruck, dass alles immer passend
gemacht wird.» Denn die Empfehlung dafür sei für Schulen in den
Regionen geändert worden: So habe man die Zahl der Neuinfektionen von
50 auf 200 innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner einfach
hochgesetzt. Beim Hybridunterricht werden Klassen geteilt und
umschichtig in der Schule oder digital zu Hause unterrichtet.

Die Lockerung im Massage-Bereich wurde in der Branche als ein
«Riesenfortschritt» begrüßt, denn jetzt könnten in den medizinisc
hen
Massage-Praxen neben den per Rezept verschriebenen Behandlungen auch
wieder Wellness-Massagen angeboten werden, sagte Stefan Sievers,
Landesgruppenvorsitzender vom Verband Physikalische Therapie Hamburg
Schleswig-Holstein.

«Das ist gerade vor Weihnachten wichtig, wenn gerne
Massage-Gutscheine als Geschenk gekauft werden.» Sievers betonte,
neben den medizinischen Praxen, die bisher auch geöffnet hatten,
könnten zudem reine Wellness-Massagen-Anbieter (zum Beispiel
Thai-Massagen) in Schleswig-Holstein wieder öffnen.

Bei den Kontaktbeschränkungen setzt Schleswig-Holstein seinen eigenen
Kurs fort und folgt nicht den Bund-Länder-Beschlüssen. Im Dezember
einschließlich Weihnachten und Silvester gilt im Norden weiterhin die
bisherige Zehn-Personen-Kontaktregel. Damit dürfen sich maximal zehn
Menschen aus zwei Hausständen öffentlich treffen. Im privaten Bereich
sollen es maximal zehn Personen aus bis zu zehn Haushalten sein, die
Empfehlung beträgt aber zwei Haushalte - Kinder jeweils inklusive.

Die verschärfte Bund-Länder-Regelung bis Weihnachten mit maximal fünf

Personen aus zwei Haushalten plus Kinder bis 14 Jahre macht das Land
nicht mit. Wegen hoher Infektionszahlen reduziert aber der eng mit
Hamburg verbundene Kreis Pinneberg die Kontaktzahl auf fünf Personen.
In Schleswig-Holstein bleibt es auch dabei, dass sich in Läden pro
zehn Quadratmeter ein Kunde aufhalten darf. Der Bund-Länder-Beschluss
sah vor, die Fläche in großen Geschäften pro Kunde auf 20
Quadratmeter auszuweiten.

Menschen, die in Schleswig-Holstein über Weihnachten Verwandte
besuchen wollen, dürfen dafür im Hotel übernachten. Vom 23. bis
27. Dezember sind jeweils maximal zwei Übernachtungen erlaubt. Auch
Hamburg und weitere Länder räumen eine solche Möglichkeit bei
Familienbesuchen ein - gegen den Wunsch des Kanzleramts.
Übernachtungen zu touristischen Zwecken hingegen sind in Hotels,
Ferienwohnungen und Pensionen verboten.

Eine Leistungszulage von monatlich 1000 Euro brutto fordert die
Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein für alle Fachkräfte, die
täglich Covid-19-Patienten betreuen. Sie begründete dies am Montag
mit deren außergewöhnlichen Belastungen. Zudem müssten die
Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die Pflegenden nicht
in die Erschöpfung treiben.

Die Zahl der Neuinfektionen in Schleswig-Holstein war nach Angaben
des Gesundheitsministeriums so niedrig wie seit dem 18. Oktober nicht
mehr. Nach Angaben der Landesregierung von Sonntagabend wurden
innerhalb eines Tages 71 neue Corona-Fälle gemeldet. Aber: Die
sonntags gemeldeten Zahlen seien stets niedriger und einige Kreise
sowie Lübeck hätten keine Zahlen gemeldet, sagte ein
Ministeriumssprecher. Insofern seien sie für eine Trendaussage nicht
geeignet.

Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion
gestorben sind, stieg um 4 auf nun 253. Seit Beginn der Pandemie sind
14 255 Infektionen nachgewiesen worden, wie die Landesregierung
mitteilte. Am Samstag waren 219 neue Corona-Fälle hinzugekommen. In
Schleswig-Holsteins Krankenhäusern wurden den Angaben zufolge
weiterhin 118 Covid-19-Patienten behandelt; 22 von ihnen in
Intensivtherapie. Zwölf Menschen mussten demnach aktuell beatmet
werden. Die Zahl der genesenen Menschen wird auf 11 100 geschätzt.

Die Sieben-Tage-Inzidenz von Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner lag
landesweit am Sonntag nach Angaben der Kieler Landesregierung vom
Abend bei 45,4 und damit wieder etwas niedriger als am Samstag
(47,1), aber noch immer höher als am Freitag (44,5).

Für den Beginn des neuen Jahres sieht Schleswig-Holsteins
Regierungschef Daniel Günther (CDU) Chancen für Lockerungen der
strengen Corona-Schutzmaßnahmen. Er sehe die Möglichkeit, bis Ostern
nach und nach mehr Normalität zuzulassen. «Das bedingt, dass wir uns
alle disziplinieren», hatte Günther am Freitag in seiner
Regierungserklärung gesagt.