Sonne, Mond und Sterne im Dezember 2020 - Jupiter holt Saturn ein Von Hans-Ulrich Keller, dpa

Einen starker Sternschnuppenstrom. Und Jupiter holt im Wettspurt den
Saturn ein: Beide stehen aus unserer Perspektive der Sonne gegenüber:
War diese äußerst seltene Konstellation die Basis für den «Stern vo
n
Bethlehem»?

Stuttgart (dpa) - Kurz vor Weihnachten erreicht das Rennen zweier
Planeten seinen Höhepunkt: Jupiter setzt zum Endspurt an. In den
letzten Monaten konnte man beobachten, wie der Riesenplanet Saturn
verfolgt. Immer näher rückt Jupiter an den Ringplaneten heran.
Am 21. Dezember ist es schließlich soweit: Jupiter holt Saturn im
Sternbild Steinbock ein. Nur in einem winzigen Abstand von einem
Fünftel Vollmond-Durchmesser zieht er südlich am Ringplaneten vorbei.
Beide Planeten sehen dann aus wie ein heller Doppelstern.

Allerdings kann man das Planetenpaar nur kurz in der
fortgeschrittenen Abenddämmerung tief am Südwesthimmel sehen. Jupiter
ist der hellere Planet, Saturn zeigt sich in einem fahlen, gelblichen
Licht und ist merklich lichtschwächer. Gegen halb sieben Uhr abends
versinken beide unter dem Südwesthorizont. Zu den beiden
Riesenplaneten gesellt sich am 17. die schmale Sichel des zunehmenden
Mondes, ein netter Himmelsanblick gegen 18 Uhr.

Eine Begegnung der Planeten Jupiter und Saturn wird große Konjunktion
genannt. Da Jupiter in zwölf Jahren und Saturn in knapp dreißig
Jahren die Sonne umrunden, kommt es alle zwanzig Jahre zu einem
Rendezvous. Zuletzt begegneten Jupiter und Saturn einander Ende Mai
2000 im Sternbild Stier. Allerdings war jenes Treffen längst nicht so
spektakulär wie in diesem Jahr, denn beide blieben damals zwei
Vollmond-Durchmesser voneinander getrennt. Auch die nächste große
Konjunktion am 31. Oktober 2040 im Sternbild Jungfrau wird nicht so
eng ausfallen wie diesmal. Erst am 15. Mai 2080 wird wieder eine so
nahe Begegnung von Jupiter und Saturn wie in diesem Jahr erfolgen.

Eine noch engere Begegnung der beiden Riesenplaneten fand im Jahre
424 vor Chr. statt. Zu Weihnachten 2874, nämlich am 25. Dezember,
wird erneut eine auffällig enge Konjunktion eintreten. Jupiter wird
in nur einem Fünfzehntel Vollmond-Durchmesser an Saturn vorbeiziehen.
Die extremste Annäherung beider Riesenplaneten ist am 9. März 4523 zu
erwarten. Für das bloße Auge werden Jupiter und Saturn dann für eine

Stunde wie ein einziges, helles Gestirn aussehen.

Finden Oppositionen von Jupiter und Saturn fast gleichzeitig statt,
stehen sie also von der Erde aus betrachtet gemeinsam der Sonne
gegenüber, spricht man von einer dreifachen großen Konjunktion. Dies
ist ein sehr seltenes Ereignis: Im 20. Jahrhundert kam es zweimal zu
einer solchen «größten Konjunktion» - jeweils um den Jahreswechsel

1940/1941 sowie 1980/1981. Die letzte davor fand 1682 statt. Wer
keine der beiden letzten dreifachen Konjunktionen verfolgt hat, wird
in seinem Leben keine Gelegenheit mehr dazu erhalten. Die nächste
dreifache Begegnung findet erst 2238/2239 statt. Dann werden Jupiter
und Saturn bei ihrer Schleifenbewegung zur Oppositionszeit dreimal
aneinander vorbeilaufen.

Schon Johannes Kepler hat vermutet, dass die dreifache Konjunktion
von Jupiter und Saturn im Jahre 7 vor Chr. als «Stern von Bethlehem»
zu deuten ist. Damals erschien eine Delegation von Tempelpriestern
aus Babylon in Jerusalem, um dem vermeintlich neugeborenen König der
Juden ihre Aufwartung zu machen. Sie waren der Ansicht, dass die
Stadtgottheit von Babylon, repräsentiert durch Jupiter, dreimal den
König der Juden, nämlich Saturn, in dessen Land Palästina besucht.
Sie sahen dies als Zeichen an, dass ein Thronfolger geboren wurde.

Mars beherrscht nach wie vor den Nachthimmel. Allerdings nimmt seine
Helligkeit bis Jahresende um fast eine Größenklasse ab, denn die Erde
entfernt sich von dem gelbroten Planeten. Zum Jahresende ist Mars
bereits 134 Millionen Kilometer entfernt - mehr als doppelt so weit
wie Anfang Oktober, als die Erde Mars auf der Innenbahn überholte.
Dennoch bleibt der äußere Nachbarplanet ein auffälliges Gestirn. Vom

Morgenhimmel zieht sich Mars zurück. In der Nacht vom 23. auf den 24.
passiert der zunehmende Mond den rötlichen Planeten ein wenig
südlich.

Venus kann noch am Morgenhimmel gesehen werden. Sie ist aber längst
nicht mehr so auffällig wie in den Sommermonaten und zu Herbstbeginn.
Sie geht immer später auf. Am 24. wandert sie nördlich an Antares,
dem roten Riesenstern im Skorpion vorbei. Geht Venus Anfang Dezember
noch kurz vor halb sechs Uhr morgens auf, so erfolgt ihr Aufgang zu
Silvester erst gegen sieben Uhr. Im Fernrohr zeigte sie sich klein
und rundlich. Von einer Sichelgestalt ist nichts mehr zu bemerken.

Merkur hat seine günstige Morgensichtbarkeit von November beendet.
Der flinke Planet zeigt sich nicht, er bleibt in den Strahlen der
Sonne verborgen.

Vom 6. bis 16. Dezember tauchen die Sternschnuppen des
Geminidenstroms auf. Die Meteore scheinen aus dem Sternbild Zwillinge
zu kommen und flitzen in alle Himmelsrichtungen, ein rein
perspektivischer Effekt. Die meisten Geminiden sind mit einer
stündlichen Rate von bis zu 120 in der Nacht vom 13. auf 14. zu
erwarten. Da ein Beobachter nur rund ein Fünftel des Sternenzelts
gleichzeitig beobachten kann, muss man im Schnitt zwei bis drei
Minuten warten, um eine Geminide zu erblicken.

Spät abends am 12. befindet sich der Mond mit 361 770 Kilometer in
Erdnähe. Die Neumond-Phase tritt am 14. um 17:17 Uhr ein. Da der Mond
am gleichen Tag die Erdbahn-Ebene von Nord nach Süd kreuzt, fällt
sein Schatten auf den Erdglobus. Es ereignet sich eine totale
Sonnenfinsternis, die aber fast auf der gesamten Nordhalbkugel der
Erde unbeobachtbar bleibt. Die Totalitätszone verläuft fast
ausschließlich über Wasser. Sie zieht sich vom Südpazifik über die

Südspitze Südamerikas und endet im Südatlantik kurz vor der Küste
Namibias. Die maximale Dauer der totalen Verfinsterung erreicht zwei
Minuten und zehn Sekunden.

Am 24. passiert der Mond seinen erdfernsten Bahnpunkt, wo ihn diesmal
405 010 Kilometer von uns trennen. Der Vollmond leuchtet in der Nacht
vom 29. auf 30. im Sternbild Zwillinge, wobei er gegen Mitternacht
die höchste Vollmond-Position des ganzen Jahres einnimmt. Der exakte
Vollmond wird um 4:28 Uhr erreicht.

Die Herbst-Sternbilder sind alle nach Westen gerückt. Hoch im Westen
steht das Pegasusquadrat, das Leitsternbild des Herbstes. Im
Südwesten nehmen die unscheinbaren Fische ihren Platz ein, in denen
der helle Mars strahlt. Fast senkrecht über unseren Köpfen erblickt
man den Perseus. Zwischen ihm und dem Pegasusquadrat spannt sich die
Sternenkette der Andromeda.

Am Osthimmel sind die Winter-Sternbilder aufmarschiert. Das
Wintersechseck ist nun komplett. Es setzt sich aus der gelben Kapella
im Fuhrmann an der Spitze, dem roten Stierauge Aldebaran, dem
blau-weißen Rigel im Orion, dem hell funkelnden Sirius im Großen
Hund, Prokyon im Kleinen Hund und Pollux in den Zwillingen zusammen.
Unübersehbar dominiert der Orion den Südosthimmel - das Leitsternbild
des Winterhimmels.

Am 18. wechselt die Sonne um 2 Uhr morgens aus dem Schlangenträger in
das Sternbild Schütze. Drei Tage später passiert sie am 21. um 11:02
Uhr den tiefsten Punkt ihrer Jahresbahn, der astronomische Winter
hält seinen Einzug. Der Winterpunkt markiert den Beginn des
Tierkreiszeichen Steinbock, weshalb man auch vom Wendekreis des
Steinbocks spricht. Der 21. Dezember ist der kürzeste Tag des Jahres.