Gesundheitsämter in Niedersachsen hart an Belastungsgrenze
Wer hat wen angesteckt? Dieser Frage gehen die Gesundheitsämter in
Niedersachsen täglich mit Tausenden Telefonaten nach. Manche schaffen
es sogar, sich öfter nach dem Befinden von Menschen in Quarantäne zu
erkundigen. Andere brauchen dringend mehr Personal - sofort.
Hannover (dpa/lni) - Die Gesundheitsämter in Niedersachsen arbeiten
bei der Bewältigung der Corona-Krise nach Angaben des Landkreistages
hart an der Belastungsgrenze und brauchen dringend personelle Hilfe.
Unterstützung wird vor allem für die Kontaktnachverfolgung gebraucht,
die als wichtigste Maßnahme gilt, um die Pandemie einzudämmen. «Die
Infektionszahlen steigen täglich und die seit Montag geltenden
Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden bestenfalls in einer
Woche spürbar werden», sagte Hauptgeschäftsführer Hubert Meyer der
Deutschen Presse-Agentur. «Umso wichtiger ist es, dass schnell
personelle Unterstützung von außen kommt.» Teams von
Hilfsorganisationen seien genauso notwendig wie die Zuweisung von
Landespersonal, sagte Meyer.
Das Land Niedersachsen will bis zu 1400 Landesbeamte in die
kommunalen Gesundheitsämter ausleihen, um bei der
Kontaktnachverfolgung zu unterstützen. Die zusätzlichen Kräfte sollen
den Gesundheitsämtern aber erst vom kommenden Montag an schrittweise
zur Verfügung stehen, um Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu
bekommen, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD).
Der Landkreis Cloppenburg, wo sich in den vergangenen sieben Tagen
fast 300 Menschen pro 100 000 Einwohner mit dem Virus Sars-CoV-2
ansteckten, ist besonders gebeutelt. Bei den meisten
Gesundheitsamt-Beschäftigten sei die Belastungsgrenze erreicht, sagte
Kreissprecher Frank Beumker. «Wir haben immer versucht,
gegenzusteuern, das Personal aufzustocken.» Statt 57 Menschen
arbeiteten dort zuletzt 130, Unterstützung kommt auch von der
Bundeswehr und dem Roten Kreuz. Landrat Johann Wimberg sagte, es
müssten Tausende von Telefonaten bewältigt werden. «Viele Leute gehen
nicht ans Telefon, dann muss man Kilometer lange Strecken abfahren
und erreicht auch dann nicht immer die Betroffenen vor Ort.»
Auch im Gesundheitsamt im Landkreis Vechta ist die Arbeitsbelastung
enorm, wie Kreissprecher Jochen Steinkamp berichtet. «Aber wir kommen
mit der Kontaktermittlung und dem In-Quarantäne-Versetzen noch
hinterher.» 15 weitere Vollzeitstellen wurden dort im Gesundheitsamt
geschaffen, bei Bedarf unterstützen Mitarbeiter aus anderen
Abteilungen. Mit einem «Symptomtelefon» werden die Menschen betreut,
für die Quarantäne verhängt wurde. «Wir versuchen schon, sie
regelmäßig anzurufen und zu fragen, wie es bei ihnen ausschaut, wie
es ihnen geht», sagte Steinkamp. Der Inzidenzwert im Kreis Vechta lag
am Dienstag bei 264.
In der Grafschaft Bentheim, das seit Wochen hohe Corona-Inzidenzwerte
hat, sei die Personalsituation beim Gesundheitsamt zwar ebenfalls
eng, noch komme der Kreis den Herausforderungen aber nach, sagte
Kreissprecher Jürgen Hartmann. Einige Bereiche seien zeitweise
heruntergefahren worden, Personal aus anderen Abteilungen sei für die
Kontaktnachverfolgung abgestellt worden. Auch Reservisten der
Bundeswehr und Mitarbeiter der Bentheimer Eisenbahn halfen für einige
Tage bei der Kontaktnachverfolgung. Für die Kontaktnachverfolgung
gibt es einen Pool von mehr als 60 Personen. In der Grafschaft wird
versucht, gerade ältere und einsame Menschen in Quarantäne täglich
anzurufen. Allerdings sei eine tägliche telefonische Betreuung jedes
einzelnen Menschen in Quarantäne bei mehr als 1200 Betroffenen im
Kreis nicht möglich.
In der ebenfalls stark betroffenen Stadt Delmenhorst sagte
Corona-Krisenstabsleiter Rudolf Mattern, das Gesundheitsamt könne
alle Fälle tagesaktuell abarbeiten. «Dies führt auch zu wieder
sinkenden Inzidenz-Zahlen.» Die Lage im Gesundheitsamt sei zwar
angespannt, die Mitarbeiter seien aber hoch motiviert, weiterhin
alles im Griff zu behalten. In Delmenhorst sind derzeit 60 Menschen
im Gesundheitsamt mit der Corona-Problematik beschäftigt.
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