Viel Polizei und wenig Gäste auf St. Pauli vor dem Teil-Lockdown Von Stella Venohr, dpa

Ein letztes Mal feiern gehen, bevor der Teil-Lockdown kommt: Das
haben sich nur wenige Menschen in Hamburg gedacht. Auf der Reeperbahn
war es am Samstag sehr ruhig.

Hamburg (dpa/lnw) - Bunte Lichter, im Hintergrund dröhnt Partymusik.
Menschen stehen zusammen, vor der Tür hält Oliver Borth Wache. «Nein,

es ist zu voll, ihr könnt hier jetzt nicht hinein», sagt der
49-Jährige. Die enttäuschte Gruppe zieht weiter. Borth ist
Geschäftsführer von mehreren Bars auf St. Pauli und es ist der letzte
Samstag vor dem Inkrafttreten der härtesten Ausgehbeschränkungen seit
dem Frühjahr. Ab Montag müssen alle Bars und Restaurants wegen der
Corona-Krise bis mindestens Ende November schließen. Nutzen die
Menschen in der Hansestadt noch die letzte Gelegenheit zum Feiern?

Der Kiez wirkt eher verloren in der Dunkelheit. Keine Menschenmassen,
zahlreiche Bars haben nicht einmal aufgemacht. Stattdessen viel
Polizeipräsenz. «Das ist eine Totalkatastrophe. Es ist sehr ruhig,
schon die ganze Zeit. Wir machen hier eigentlich nur aus Solidarität
für das Rotlicht auf», sagt Borth. «Geld ist hier nicht zu machen.
Aber Hauptsache die Lichter brennen noch.» Plötzlich kommen zwei
Polizisten an die Tür. Sie sind gerufen worden, weil die
Mindestabstände in der Bar nicht eingehalten werden sollen. Während
Borth vorne lautstark mit den Polizisten diskutiert, kommen am
Hinterausgang Dutzende Menschen aus der Bar ins Freie. Wenige Meter
weiter steht Kalle Schwensen. Die Kiezgröße schaut sich den Tumult
an. «Ich trage keine Maske unter freiem Himmel, wer bin ich denn?»

Es kommt Verstärkung mit rund 20 Beamten an. «Wir sind hier wegen
einer möglichen Überfüllung der Bar», sagt der Einsatzleiter. Nach

kurzer Zeit ist die Überprüfung beendet. Der Betreiber habe für mehr

Platz gesorgt. Die Einsatzkräfte ziehen nun weiter über die
Reeperbahn Richtung St. Pauli: «Gleich ist Sperrstunde, da schauen
wir, ob alles ruhig ist.» Normalerweise seien hier an einem Samstag
um die Jahreszeit rund 22 000 Menschen. Nun seien es lediglich um die
2000.

Zwei davon sind die Freundinnen Kim und Amelie. Sie haben sich an der
Reeperbahn auf ein letztes Getränk getroffen. Passend zu Halloween
haben sie sich verkleidet. «Das muss sein, zumindest ein bisschen für
das Gefühl», sagt Kim. Danach gehe es dann aber nach Hause, einen
Horrorfilm schauen.

Ein letzter Abend bevor für mindestens einen Monat alle Bars und
Restaurants schließen werden - den wollen auch Sabrina und Jennifer
genießen - und zwar in einem Stripclub auf der Großen Freiheit. «Wir

feiern den Kiez-Abschied», erzählt die wegen Halloween als Teufelin
verkleidete Jennifer. Sie versteht den Teil-Lockdown nicht. «In
Bussen, wo wird da der Mindestabstand eingehalten?», sagt die
28-Jährige. «Die Bars haben sich richtige Konzepte überlegt und
können nachverfolgen, wer da war. Das geht im Supermarkt oder in der
Bahn nicht.» Sie glaube auch nicht, dass die Bars auf dem Kiez in
diesem Jahr nochmal aufmachen: «Aber wenn es wieder losgeht, sind wir
die ersten, die dabei sind.»

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