«Düstere Zeiten» - Gastgewerbe beklagt Corona-Schließungen
Die verschärften Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie treffen
viele Menschen hart. «Düstere Zeiten» und ein «Lockdown-Leid» seh
en
Hotelbesitzer im Norden aufziehen. Und auch Gastronomen stehen harte
Wochen bevor.
Grömitz/Kiel (dpa/lno) - Die bevorstehenden neuerlichen
Corona-Beschränkungen treffen Hoteliers und Gastronomen hart. Bars,
Kneipen und Restaurants müssen ab Montag für mindestens vier Wochen
geschlossen bleiben. Hotels, Pensionen und andere
Beherbergungsbetriebe dürfen keine Touristen übernachten lassen. Die
Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel warnte vor einer Pleitewelle in der
Gastronomie im Norden. Stand Ende Oktober seien knapp 14 Prozent der
untersuchten Gastronomiebetriebe der Analyse zufolge Ende Oktober in
Schleswig-Holstein von einer Insolvenz bedroht. Das ist demnach ein
Anstieg von 47,5 Prozent im Vergleich zum Februar - bevor Gastronomen
das erste Mal wegen des Virus schließen mussten.
«Jetzt geht alles wieder von vorne los. Wir hatten für November rund
150 Buchungen, die wir jetzt alle absagen müssen», sagte Olaf
Dose-Miekley, Geschäftsführer des Hotels «Strandidyll» im Ostseebad
Grömitz im Kreis Ostholstein am Donnerstag der Deutschen
Presse-Agentur. Für die nächsten vier Wochen würden jetzt Bereiche
wie Küche und Housekeeping auf Null runtergefahren und die
Mitarbeiter nach Hause geschickt. «Dank ausstehender Urlaubstage und
Überstunden werden wir vermutlich niemanden in Kurzarbeit schicken
müssen, so dass die Mitarbeiter keine finanziellen Einbußen haben
werden», sagte der Hotelchef.
Was das Wiederhochfahren des Hotelbetriebs ab dem 1. Dezember angehe,
sei er nur vorsichtig optimistisch, sagte Dose-Miekley. Er halte das
Datum für nicht mehr als einen Hoffnungsschimmer, der schnell
verblassen könne, wenn es nicht gelinge, das Virus in den Griff zu
bekommen. «Für die Hotelbranche ist die erneute Schließung kein
Lockdown light, wie die Politik es nennt, sondern ein Lockdown-Leid,»
sagte Dose-Miekley.
Der englische Begriff Lockdown bedeutet Ausgangssperre, wird seit
dem Ausbruch der Corona-Pandemie in deutschen Texten aber häufig für
gravierende Einschränkungen des gesellschaftlichen oder
wirtschaftlichen Lebens verwendet.
Dass Geschäftsreisen im Gegensatz zu touristischen Aufenthalten
weiterhin erlaubt bleiben, nutzt den Hoteliers nicht unbedingt. «Ein
wirtschaftlicher Betrieb ist ohne touristische Gäste und ohne die
Erlaubnis, ein Restaurant zu führen, nicht mehr möglich», sagte Karl
Schlichting, der mehrere Hotels mit und ohne Gastronomie in Hamburg,
Ratzeburg und Norderstedt betreibt, der dpa. Mit dem Frühjahr, in dem
Hotels und Gastronomiebetriebe mehrere Monate schließen mussten, habe
die Branche bereits eine sehr schwierige Zeiten gehabt. «Und jetzt
kommt noch mal eine sehr düstere Zeit auf uns zu.»
Im Moment sei es schwer vorherzusehen, wie es weitergehen werde. Er
sei seit 40 Jahren in der Branche und noch nie so verunsichert
gewesen, sagte Schlichting. «Vor 14 Tagen habe ich noch gedacht, es
ruckelt sich einigermaßen wieder zurecht, dass die Verluste nicht zu
groß werden.» Inzwischen hätten die Gäste Angst. Hinzu komme die
Frage, ob im Dezember wieder geöffnet werden dürfe. «Das ist im
Moment ja noch sehr fraglich. Wann es wieder besser wird, kann jetzt
keiner seriös sagen», sagte Schlichting. «Wir fahren auf Sicht, was
anderes geht im Moment leider nicht.»
Für die getroffenen Maßnahmen hat der Hotelier dennoch ein gewisses
Teilverständnis. «Ich ärgere mich aber sehr, dass die Politik in den
vergangenen Wochen nicht hart genug durchgegriffen hat, bei
Gastronomen, die ganz offensichtlich gegen die Regeln verstoßen
haben.»
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Schleswig-Holstein warf
der Landesregierung wegen der angekündigten Schließungen von Hotels
und Restaurants Wortbruch vor. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU)
habe innerhalb eines Tages eine Kehrtwende vollzogen und den auf
November befristen Beschränkungen zugestimmt, sagte der
Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Stefan Scholtis. Die Betriebe
hätten in den zurückliegenden Monaten viel Geld in Sicherheits- und
Hygieneauflagen investiert, sagte er. Deshalb sei die erneute
Schließung völlig unverständlich.
Günther sagte in einer Regierungserklärung im Landtag, «die Situation
ist dramatisch». Er bekannte sich aus staatspolitischer Verantwortung
erneut vollständig zu den Beschlüssen von Bund und Ländern. Es gehe
darum, die Wirtschaft am Laufen und Schulen wie Kitas offen zu
halten.
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