Trump spielt im Wahlkampf Corona-Gefahr herunter

Während der US-Wahlkampf auf die Zielgerade geht, steigt im Land die
Zahl der Corona-Infektionen steil an. Im Umfeld des Weißen Hauses
gibt es neue Corona-Fälle. Doch der Präsident verharmlost die Gefahr.

Washington (dpa) - Im Kampf um seine Wiederwahl spielt US-Präsident
Donald Trump die Corona-Gefahren trotz der Infektionszahlen auf
Rekordniveau herunter. Die Werte seien hoch, weil mehr als zuvor
getestet werde, behauptete Trump in Wahlkampfreden am Wochenende. Pro
Tag stecken sich aktuell rund 83 700 Amerikaner an. Rund 900 Menschen
sterben täglich. Die Unzufriedenheit der Amerikaner mit Trumps
Krisenmanagement in der Pandemie könnte zum entscheidenden Faktor für
die Präsidentschaftswahl am 3. November werden.

Inzwischen ist das Virus nach einem Ausbruch im Weißen Haus vor
einigen Wochen erneut in den obersten Machtetagen angekommen. Der
Stabschef von Vizepräsident Mike Pence wurde positiv getestet. Der
Test bei Pence selbst sei negativ ausgefallen und er werde mit seinen
Wahlkampfauftritten weitermachen, sagte ein Sprecher. Zudem wurde
bekannt, dass schon vor Tagen ein Berater von Pence positiv getestet
wurde. Sein Stabschef Marc Short ist jetzt in Quarantäne. Nach
Medienberichten sind insgesamt fünf Pence-Mitarbeiter infiziert.

Am vorletzten Wochenende vor der US-Präsidentenwahl verschärften
Trump und Herausforderer Joe Biden ihren Kampf um Stimmen in
Schlüsselregionen. Der in Umfragen zurückliegende Trump hielt am
Samstag gleich drei Wahlkampfreden in North Carolina, Ohio und
Wisconsin. Biden trat zweimal in Pennsylvania auf.

Diese Bundesstaaten könnten den Ausgang der Wahl entscheiden. Für den
Sieg sind 270 Stimmen von Wahlleuten nötig. Diese stimmen gemäß dem
Ergebnis in den einzelnen Bundesstaaten ab. Pennsylvania, wo Biden
nach Umfragen führt, gehört mit 20 Wahlleuten zu den besonders
wichtigen Bundesstaaten. North Carolina mit 15 Wahlleuten und Ohio
mit 18 Wahlleuten sind enger umkämpft. Biden kündigte für Dienstag
einen Auftritt in Georgia an - einem Bundesstaat, den die Demokraten
seit 1992 nicht gewonnen haben.

Trump verharmloste die Corona-Gefahr noch wortreicher als bisher.
«Ich hatte es, hier bin ich», verkündete Trump in Anspielung auf
seine Covid-19-Erkrankung bei einem der Auftritte. «Und jetzt sagen
sie, dass ich immun bin.» Trump war unter anderem mit einem noch
experimentellen Antikörper-Medikament behandelt worden, das er als
«Heilmittel» bezeichnete. Bei jedem der Auftritte erzählte er zudem,

dass sein 14-jähriger Sohn Barron schon kurz nach dem positiven Test
von den Ärzten wieder für gesund erklärt worden sei. Trump gab bei
den drei Reden drei Varianten zum Besten, wie schnell das ging: Nach
15 Sekunden, nach 15 Minuten und am nächsten Tag.

Den Anstieg der Corona-Infektionen im Land führte Trump darauf
zurück, dass mehr als früher getestet werde. «Wenn wir halb so viel
testen würden, wäre die Zahl halb so hoch.» Überhaupt werde in den

Medien ständig über das Virus geredet. «Macht man den Fernseher an:
«Covid, Covid, Covid, Covid, Covid»», beschwerte sich der Präsident
.
«Ein Flugzeug stürzt ab, 500 Leute sind tot, sie reden nicht darüber.

«Covid, Covid, Covid, Covid.»» Die Medien wollten den Leuten nur vor

der Wahl Angst machen, behauptete Trump. Bei seinen Auftritten
standen Tausende Anhänger dicht gedrängt, viele trugen keine Masken.

Trumps Stabschef Mark Meadows sagte am Sonntag im Nachrichtensender
CNN: «Wir werden die Pandemie nicht kontrollieren.» Aber man könne
mit Therapie und Impfungen gegensteuern. Experten der Regierung
rechnen allerdings damit, dass erst im kommenden Frühjahr genug
Impfstoff-Dosen für alle Amerikaner zur Verfügung stehen könnten.

Biden warf Trump erneut Versagen in der Corona-Krise vor, das Leben
von Amerikanern gekostet habe. Er rief die Menschen dazu auf, Masken
zu tragen. «Es wird ein düsterer Winter, wenn wir nicht unser
Verhalten ändern», betonte er. «Und das alles, weil der Präsident
sich mehr um den Aktienmarkt als um Euch Sorgen macht», sagte Biden
an die Adresse der Wähler. Anders als Trump sprach Biden vor Leuten,
die wie in einem Autokino mit ihren Fahrzeugen kamen. Ihre Zustimmung
drückten sie mit einem Hupkonzert aus. Bei einem der Auftritte gab
Rockstar Jon Bon Jovi ein Mini-Konzert. Ein neuer Werbespot für Biden
wurde von Hollywood-Schauspieler Brad Pitt eingesprochen.

Ex-Präsident Barack Obama, dessen Vize Biden einst war, machte für
ihn Wahlkampf in Florida. Obama ging mit Trumps Corona-Politik hart
ins Gericht: «Er erkennt nicht einmal an, dass es ein Problem gibt.»

Am Samstagmorgen machte Trump von der Möglichkeit Gebrauch, schon
frühzeitig seine Stimme bei der Präsidentenwahl abzugeben. Trump
suchte dafür ein Wahllokal in einer Bibliothek in West Palm Beach im
Bundesstaat Florida auf. «Ich habe für einen Typen namens Trump
gestimmt», sagte er danach in die Fernsehkameras. Florida, wo Trump
seit gut einem Jahr seinen offiziellen Wohnsitz hat, gehört zu den
Bundesstaaten, die ihre Einwohner bereits vor dem offiziellen
Wahltermin abstimmen lassen.

Bisher gaben bereits nahezu 60 Millionen Menschen ihre Stimme in
Wahllokalen oder per Brief ab. Bei der Präsidentenwahl 2016 hatten
insgesamt knapp 139 Millionen Amerikaner abgestimmt. Angesichts der
Corona-Krise nutzen mehr Menschen als sonst die Möglichkeit zur
frühen Stimmabgabe.

Bei der Präsidentenwahl vor vier Jahren hatten gut 47 Millionen
US-Bürger die Möglichkeit zur frühen Stimmabgabe genutzt. Diesmal
waren es bis Sonntag nach Daten des «U.S. Elections Project» des
Politikwissenschaftlers Michael McDonald von der Universität Florida
bereits knapp 58,7 Millionen. Von ihnen hätten fast 19 Millionen
persönlich abgestimmt und rund 39,7 Millionen per Brief.

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