Das Ende der Nacht: In Paris und anderen Städten gilt Ausgangssperre

Abends wird auf den Terrassen der Brasserien in Frankreich gegessen,
getrunken und gelacht - gern bis tief in die Nacht. Doch damit ist
jetzt um 21 Uhr Schluss - zumindest in Paris, Lyon oder Lille. Rund
20 Millionen Menschen müssen zu Hause bleiben.

Paris (dpa) - Licht aus und Stille: Im Kampf gegen die drastisch
steigenden Corona-Zahlen gibt es in Paris und anderen französischen
Metropolen seit dem Wochenende eine nächtliche Ausgangssperre. Sie
gilt für mehrere Wochen zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens. Zu
dieser Zeit dürfen sich Menschen nur aus einem triftigen Grund vor
der Tür aufhalten - rund 20 Millionen Menschen betrifft das. Auch ein
Gesundheitsnotstand ist seit Samstag wieder in Kraft. Mit ihm kann
die Regierung Einschränkungen per Verordnung durchsetzen.

Frankreich kämpft seit Wochen mit steigenden Corona-Zahlen. Am
Samstag wurde ein neuer Spitzenwert bei den Corona-Neuinfektionen von
mehr als 32 000 binnen 24 Stunden gemeldet. In dem Land mit rund 67
Millionen Einwohnern sind bisher mehr als 33 000 Menschen im
Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Besondere Sorge herrscht über
die Auslastung der Intensivstationen in großen Städten wie Paris.
Immer mehr Covid-19-Patienten belegen dort die Betten.

Am Samstagabend mussten in den betroffenen Städten gegen 21 Uhr die
Restaurants geschlossen sein - ab dann ist nun sowieso Feierabend,
niemand darf sich mehr auf der Straße aufhalten. Paris verwandelte
sich ganz allmählich in eine Geisterstadt - belebte Straßen und
Plätze waren weitgehend menschenleer.

Wer dann nicht zu Hause ist, braucht einen triftigen Grund - und ein
Formular. Folgende Ausnahmen können unter anderem darauf angegeben
werden: Arbeitsweg, medizinische Notfälle, Pflege von Angehörigen,
Betreuung von Kindern oder Weg zum Flughafen oder Bahnhof für
Langstreckenreisen. Auch das Gassigehen mit dem Hund ist erlaubt -
allerdings nur im Radius von einem Kilometer zur Wohnung.

Rund 12 000 Polizistinnen und Polizisten kontrollieren die Einhaltung
der neuen Regeln. Wer sich nicht daran hält, muss 135 Euro Strafe
zahlen - für Wiederholungstäter können Tausende Euro fällig werden.

«Rund um die Place de la Bastille, an einem Samstagabend um 22 Uhr,
habe ich dieses Viertel noch nie so gesehen, außer während der
Ausgangsbeschränkungen (im Frühjahr). Alle Menschen, die wir
überprüft haben, haben gute Gründe, draußen zu sein. Und sie alle
haben Formulare. Das ist ermutigend», sagte Kommissar Christophe
Guénard der Zeitung «Le Parisien» während seiner Streife.

Die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich zählten im Frühjahr mit zu
den strengsten in Europa. Gastronomen haben die neue Maßnahme massiv
kritisiert. Sie mussten bereits damals wochenlang schließen und
beklagen nun wieder heftige Einnahmeverluste.

«Es ist der Tod der Restaurants in Paris am Abend. In der Hauptstadt
kommen die Leute um 21 Uhr im Restaurant an, wir essen hier nicht mit
den Hühnern. Eine sehr große Mehrheit der Betriebe wird daher am
Abend, gegen 18 Uhr, schließen», sagte der Präsident des Hotel- und
Gaststättenverbands Umih Île de France, Frank Delvau, der Zeitung «Le

Figaro».

In Paris und den anderen Regionen mit höchster Corona-Warnstufe sind
die Bars bereits geschlossen, in Restaurants gelten strengere
Hygienemaßnahmen. Präsident Emmanuel Macron hatte die Ausgangssperren
am Mittwochabend in einem TV-Interview verkündet. Trotz der
besorgniserregenden Lage zeigte er sich zuversichtlich. «Wir werden
es schaffen», sagte er. Man habe die Kontrolle nicht verloren.