Kaum zusätzliche Mitarbeiter in Gesundheitsämtern

Spätestens seit Corona herrscht in den kommunalen Gesundheitsämtern
Ausnahmezustand. Sie stellen den Kontakt zu betroffenen Menschen her
und tragen einen wichtigen Teil zur Eindämmung der Pandemie bei.
Deshalb sollen sie gestärkt werden. Bisher ist dort jedoch kaum etwas
davon zu spüren.

Dresden (dpa/sn) - Weitgehend ohne zusätzliche Mitarbeiter müssen die
kommunalen Gesundheitsämter bisher die Corona-Pandemie meistern. Wie
eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Ämtern ergab,
haben diese bisher kaum neue Mitarbeiter rekrutieren können. Es sei
unter anderem schon wegen des Ärztemangels schwierig, geeignete
Fachkräfte zu gewinnen, hieß es.

Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) will die Ämter stärken.
Jetzt sei der richtige Zeitpunkt zu sehen, wie der Gesundheitsdienst
besser gerüstet werden könne, sagte sie in Dresden. Sie wisse, dass
dessen Mitarbeiter während der Corona-Pandemie oft an ihre
Belastungsgrenzen gegangen seien. «Das öffentliche Gesundheitssystem
ist über die Maßen strapaziert worden.»

Noch ist laut Ministerium unklar, was etwa die Ankündigung von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bewirken werde, die Länder
bis Ende 2022 mit mindestens 5000 unbefristete Vollzeitstellen im
Öffentlichen Gesundheitsdienst zu unterstützen - davon mindestens
1500 bis Ende kommenden Jahres. Es gebe dazu noch keine
Verwaltungsvereinbarung, hieß es. Bei der ebenfalls von Spahn
zugesagten Unterstützung für digitale Lösungen etwa bei den
Meldesystemen der bundesweit 375 Gesundheitsämter entfielen auf
Sachsen rund 2,5 Millionen Euro.

In Dresden wird das Gesundheitsamt seit Oktober durch einen
«Containment Scout» unterstützt, um Kontaktpersonen von
Corona-Erkrankten schneller ermitteln zu können. Zudem helfen
Mitarbeiter anderer Ämtern aus und übernehmen unter anderem Dienste
an der Telefon-Hotline. Diese befristete Unterstützung solle weiter
ausgebaut werden, hieß es bei der Stadtverwaltung. Neue feste Stellen
seien bisher nicht geschaffen worden. Das werde erst mit den 
angekündigten Bundmitteln ins Auge gefasst.

Vor allem im fachärztlichen Bereich, aber auch für die
Hygieneüberwachung seien Fachkräfte schwer zu finden, hieß es. Das
sei nicht erst seit der Corona-Pandemie so. Deshalb versuche das
Gesundheitsamt mit Weiterbildungsvereinbarungen Mitarbeiter zu
ermuntern, sich zu qualifizieren.

Die Mitarbeiter des Chemnitzer Gesundheitsamtes befinden sich wieder
im «Corona-Modus», sagte Amtsleiter Harald Uerlings. Die
Infektionszahlen gingen in der Stadt seit etwa zwei Monaten wieder
nach oben. Die Sieben-Tages-Inzidenz neu aufgetretener Erkrankungen
pro 100 000 Einwohner hat die 35 am Freitagabend überschritten.

Bei Ausbruch der Pandemie im Frühjahr war für die etwa 70 Mitarbeiter
Schichtbetrieb eingeführt worden. Laut Uerlings war das Amt selbst
samstags und sonntags täglich für elf Stunden besetzt. An manchen
Tagen seien bis zu 4000 Anrufe eingegangen. Mitarbeiter aus anderen
Verwaltungsbereichen wurden abgestellt, um zu helfen und den
Telefondienst zu übernehmen. Nachdem sich im Sommer die Arbeit
zunächst normalisiert hatte, werden jetzt mit abermals anschwellenden
Infektionszahlen neue Einsatzpläne aufgestellt, die Arbeitszeiten
würden wieder länger. Dieses Mal sollen auch Bundeswehrsoldaten
einspringen.

An Neueinstellungen ist laut Uerlings zunächst nicht gedacht. Ein
neuer Mitarbeiter sei in den vergangenen Monaten hinzugekommen. Es
sei schwierig Fachpersonal zu bekommen, sagte Uerlings.

Im Vogtlandkreis wurden laut Pressesprecher Uwe Heinl zusätzliche,
befristete Stellen vor allem für die Telefon-Hotline und die
Kontaktnachverfolgung eingerichtet, mit Technik ausgestattet und mit
externen Bewerbern besetzt. Es habe auch interne Umsetzungen gegeben.
Für diese Stellen werde keine medizinische Ausbildung gebraucht.
«Andernfalls wäre es schwierig geworden, da diesbezüglich
ausgebildetes Personal auf dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung
steht», sagt er.