Bundeswehr verhindert Personalengpass in märkischen Gesundheitsämtern Von Christian Bark, dpa

Die Corona-Pandemie stellt die Gesundheitsämter in Brandenburg vor
große Herausforderungen. Vielerorts stößt man an Kapazitätsgrenzen

beim Personal. Derzeit können Bundeswehrsoldaten und andere
Verwaltungsmitarbeiter die Engpässe aber noch ausgleichen.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Gesundheitsämter stoßen mit Blick auf
die steigenden Corona-Fallzahlen im Herbst an ihre personellen
Kapazitätsgrenzen. Um einen Engpass zu verhindern, werden Mitarbeiter
anderer Ämter sowie Bundeswehrsoldaten zur Verstärkung eingesetzt.
Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Die
Gesundheitsämter sind derzeit sehr stark belastet. Insbesondere durch
Teams der Bundeswehr als Unterstützung können die Aufgaben noch
erfüllt werden», sagt Dominik Lenz, Sprecher im Potsdamer
Gesundheitsministerium.

Im Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Potsdam gibt es derzeit 70
Mitarbeiter. «Durch die steigenden Fallzahlen in Berlin steigen auch
die Nachverfolgungen der Kontaktpersonen in Potsdam», sagt
Stadtsprecherin Juliane Güldner. Der zusätzliche Personalbedarf für
Hotline und Nachverfolgung liege bei bis zu 30 Personen. Der Bedarf
werde aktuell mit 10 Bundeswehrsoldaten gedeckt sowie mit
abgeordneten Mitarbeitenden aus der Stadtverwaltung. Ab Januar 2021
sollen laut der Sprecherin zusätzliche Stellen für die
Kontaktnachverfolgung zur Verfügung stehen.

29 der 44 Gesundheitsamtsmitarbeiter im Landkreis Oberhavel sind
aktuell mit Aufgaben rund um die Bekämpfung der Corona-Pandemie
betraut. «Hier wurde in den vergangenen Wochen um 20 Mitarbeitende
aus anderen Bereichen der Kreisverwaltung aufgestockt», informiert
Kreissprecherin Irina Schmidt. Hinzu kämen fünf Bundeswehrsoldaten
und ein Containment-Scout vom Robert-Koch-Institut.

Zudem bereite die Kreisverwaltung den Einsatz einer Sondergruppe vor,
die sich Projektaufgaben widmen werde. «Dort werden voraussichtlich
16 Mitarbeitende tätig werden», sagt Irina Schmidt. Derzeit liefen
Bewerbungsgespräche und erste Einstellungsverfahren. Erste Einsätze
im November seien aussichtsreich.

Der Abzug von Mitarbeitern aus anderen Verwaltungsbereichen hat laut
Irina Schmidt bisher keine Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit des
Landkreises. In Cottbus sind laut Stadtsprecher Jan Gloßmann 40
Mitarbeiter anderer Fachbereiche geschult worden, um im Bedarfsfall
als Kontaktermittler einspringen zu können oder andere dringende
Aufgaben zu übernehmen. «Zum Teil wird Personal schwerpunktmäßig
eingesetzt. Dafür bleibt anderes zunächst unbearbeitet», sagt der
Stadtsprecher.

Im Landkreis Teltow-Fläming fehlt es sogar an Personal. «Seit Jahren
können Arztstellen nicht besetzt werden, hinzu kommt fehlendes
Personal bei der Pandemiebewältigung», sagt Kreissprecherin Heike
Lehmann. Für den derzeit erforderlichen Sieben-Tage-Betrieb benötige
man mindestens drei weitere Fachkräfte im Bereich Hygiene und bis zu
neun Personen zur Unterstützung.

Zusätzlich seien dem Landkreis durch die Pandemie und die hierzu
erlassenen Regelungen weitere Aufgaben übertragen worden. Deshalb
habe man die Unterstützung durch andere Ämter reduziert. Aktuell
seien etwa 70 Stellen in der Kreisverwaltung unbesetzt.

Problematisch gestaltet sich für viele Verwaltungen die Einstellung
geeigneter Fachkräfte. «Der Markt ist leergefegt, auch Berlin und
alle anderen Landkreise suchen Fachkräfte», sagt Heike Lehmann. Im
ärztlichen Bereich seien die mangelnde Attraktivität der Stellen und
die Bezahlung hinderlich bei der Besetzung.

Alle Hoffnungen richten sich deshalb auf den Bund. Dieser stellt laut
Dominik Lenz in den kommenden fünf Jahren vier Milliarden Euro für
die personelle und digitale Stärkung sowie die Steigerung der
Attraktivität zur Verfügung. Bundesweit sollten 5000 neue Stellen in
den Gesundheitsämtern geschaffen werden. «Auch das Land Brandenburg
profitiert von diesem Programm», so der Ministeriumssprecher.