Neuköllns Gesundheitsstadtrat: «Sind im absoluten Krisenmodus»

Berlin (dpa/bb) - Der Gesundheitsstadtrat des Corona-Hotspots
Berlin-Neukölln hält eine Eindämmung des Virus wie im Sommer in
seinem Bezirk für nicht mehr möglich. «Daran, dass wir das wieder
einfangen können wie Mitte des Jahres, glaube ich nicht mehr», sagte
der CDU-Politiker Falko Liecke der Deutschen Presse-Agentur. «Wir
sind im absoluten Krisenmodus.» Es müsse nun vor allem darum gehen,
Risikogruppen wie Senioren und chronisch Kranke zu schützen - zum
Beispiel, indem Besuchsmöglichkeiten in Alten- und Pflegeheimen
eingeschränkt werden und Personal dort regelmäßig getestet wird.

Nur eine Erklärung, warum ausgerechnet in Neukölln die Fallzahlen so
«durch die Decke» gegangen seien, gibt es Liecke zufolge nicht. Er
sagte, ein Stück vermute er einen Zusammenhang mit der
Bevölkerungszusammensetzung: Er verwies etwa auf eine große Zahl
spaßorientierter, internationaler junger Leute, aber auch auf
bildungsferne Gruppen und Menschen mit Sprachbarrieren.

Offenbar sei das Virus in der Schönwetterphase vor einigen Wochen «in
die Bevölkerung reingesickert», sagte Liecke. Man könne keine lokalen

Schwerpunkte mehr lokalisieren, es komme von überall. Ansteckungen
habe es zum Beispiel in der Party- und Gastroszene, in Sportvereinen
und unter Arbeitskollegen gegeben. Auch eine gewisse Ermüdung bei der
Einhaltung der Corona-Regeln spiele eine Rolle.

Für die Fallermittlung und Kontaktnachverfolgung würden wie am
Fließband neue Arbeitsplätze eingerichtet, sagte Liecke. Ab 1.
November seien dann mehr als 200 Menschen in der Pandemie-Bekämpfung
im Bezirk tätig. An manchen Tagen erhalte das Gesundheitsamt mehrere
Hundert E-Mails und Anrufe von Bürgern mit Fragen.

Neukölln ist derzeit der Corona-Hotspot mit den bundesweit meisten
Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen.