Kalayci: Mehr gestreute Infektionen und unkooperative Infizierte

Berlin (dpa/bb) - Bei den Corona-Neuinfektionen in Berlin sehen die
Gesundheitsämter ein immer diffuseres Bild. Nur etwas über zehn
Prozent der Fälle seien Ausbrüchen zuzuordnen, bei rund 90 Prozent
hingegen sei die Infektionsquelle nicht eindeutig festzustellen,
sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) der Deutschen
Presse-Agentur. «Wir haben eine sehr breite Streuung.»

Die Senatorin erklärt das Auftauchen vermeintlich unklarer
Einzelfälle allerdings auch mit Berichten von Amtsärzten, wonach
generell die Kooperationsbereitschaft von Infizierten abnehme.
Insbesondere nach Ausbrüchen bei großen Hochzeitsfeiern sei
beobachtet worden, dass manche Menschen Angaben über ihre engen
Kontakte verweigerten. «Das ist ein echtes Problem.»

Durch Quarantäne und Tests bei engen Kontaktpersonen versuchen die
Gesundheitsämter, Infektionsketten zu unterbrechen. Fehlen dazu
Angaben, wird es für die Behörden schwierig: «Es entsteht dann ein
offenes Infektionsrisiko, weil diese Menschen wieder andere anstecken
und man die Verbindung zur Feier nicht nachvollziehen kann», sagte
Kalayci. Sie bezeichnete die großen Hochzeitsfeiern wie zum Beispiel
in Neukölln als Treiber des Infektionsgeschehens.

Kalayci äußerte die Hoffnung, dass mit der seit 3. Oktober geltenden
Teilnehmer-Obergrenze für private Feiern der Problematik nicht zu
spät ein Riegel vorgeschoben worden sei. Sie selbst habe auch nach
entsprechenden Gesprächen im August mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) zu einem früheren Zeitpunkt auf solche Maßnahmen gedrängt.

Die Senatorin widersprach der Vorstellung, dass die aktuelle Zunahme
der Infektionen in der Stadt vor allem auf vermehrtes Testen
zurückgeht. Die Rate der positiven Tests sei in Berlin - nach Werten
von unter einem Prozent im Sommer - auf rund vier Prozent gestiegen.
«In den Bezirken, in denen besonders viele Kontaktpersonen getestet
wurden, da sind wir sogar bei 8 Prozent», sagte sie.