Infektionszahlen in MV steigen merklich - Seenplatte reagiert

Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte zieht im Kampf gegen die
Corona-Pandemie die Zügel wieder an. Weil die Fallzahlen zuletzt
deutlich stiegen, muss auf Märkten und in Einkaufszentren generell
Maske getragen werden, bei Feiern sind weniger Gäste erlaubt.

Neubrandenburg/Rostock (dpa/mv) - Erstmals muss eine Region in
Mecklenburg-Vorpommern mit wieder schärferen Corona-Schutzmaßnahmen
auf die steigende Zahl von Neuinfektionen reagieren. Der Landkreis
Mecklenburgische Seenplatte erließ am Freitag zur Eindämmung der
Corona-Pandemie eine Allgemeinverfügung. Mit Hilfe der ab Samstag
geltenden Regelungen solle das Ansteckungs- und Verbreitungsrisiko
vor allem dort minimiert werden, wo sich Menschen treffen, sagte
Landrat Heiko Kärger (CDU) in Neubrandenburg.

So soll generell in Einkaufszentren und bei Veranstaltungen auf
öffentlichen Plätzen ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.
Familienfeiern in privaten Räumen sind nur noch mit maximal 15
Teilnehmern, in öffentlich zugänglichen Räumen wie Lokalen nur noch
mit maximal 25 Menschen erlaubt. Bisher lag diese Schwelle deutlich
höher. Gaststätten und Bars müssten von Mitternacht bis 6.00 Uhr
schließen. Bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen sind nur noch
maximal 200 und im Freien höchstens 500 Teilnehmer erlaubt.

Mit 23 Corona-Neuinfektionen hatte der Landkreis Mecklenburgische
Seenplatte erneut den höchsten Tageszuwachs in Mecklenburg-Vorpommern
verzeichnet. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Rostock
am Freitag mitteilte, kommt die Region für die zurückliegenden sieben
Tage nunmehr auf 35,5 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner. Damit
wurde die Marke von 35 überschritten, bei der nach einer Übereinkunft
von Bund und Ländern die Corona-Schutzmaßnahmen wieder angezogen
werden sollen.

Landesweit meldete das Landesamt am Freitag (Stand 15.46 Uhr) 52
Neuinfektionen, das ist erneut ein leichter Rückgang seit dem
Höchststand, der mit 60 am Mittwoch registriert worden war. Die
geringsten Zuwächse verzeichneten Nordwestmecklenburg (+1) und
Schwerin (+2). Auch in Rostock und den anderen Landkreisen blieb der
Zuwachs einstellig.

In der Mecklenburgischen Seenplatte hatte es laut
Landes-Gesundheitsamt innerhalb von sieben Tagen 92 Neuerkrankungen
gegeben. Davon mussten 13 Patienten stationär aufgenommen werden. Die
Neuinfektionen rührten nach Angaben des Landratsamtes vorrangig von
Besuchen in anderen Bundesländern, auch bei Familienangehörigen, oder
von größeren Familienfeiern her. Das größte Problem sei aber, dass

das Gesundheitsamt bis zu 25 Prozent der Fälle nicht mehr
nachvollziehen könne, erklärte Kärger. Er machte deutlich, dass er
sich vom Treffen Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) am Mittwoch strengere Regeln erhofft habe.

Die Hansestadt Rostock mahnte die Bevölkerung eindringlich zur
Einhaltung der verordneten Schutzmaßnahmen und kündigte verstärkte
Kontrollen durch den kommunalen Ordnungsdienst und die Polizei an.
Dazu würden gemeinsame Teams beider Behörden am Wochenende in Bus und
Bahn unterwegs sein, hieß es. Auch in Gaststätten und Restaurants
werde die Umsetzung der Corona-Schutzverordnung kontrolliert.

Laut Landes-Gesundheitsamt infizierten sich in den vergangenen sieben
Tagen landesweit 17 Personen je 100 000 Einwohner mit dem
Coronavirus. Damit liegt Mecklenburg-Vorpommern weiterhin deutlich
unter der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner
und im Ländervergleich am Schluss. In Mecklenburg-Vorpommern haben
sich seit Beginn der Corona-Pandemie nunmehr 1647 Menschen infiziert.
Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2
starben, liegt seit Monaten bei 20.

Unterdessen gehen in Mecklenburg-Vorpommern die Diskussionen um den
Fortbestand des Beherbergungsverbots weiter. Nachdem mehrere
Bundesländer die Reisebeschränkungen aufgehoben haben, wird auch der
Druck auf die Landesregierung in Schwerin größer. So forderte auch
die IHK Nord die sofortige Aussetzung des Beherbergungsverbots für
Inlandsreisende aus Corona-Risikogebieten. Ein Beherbergungsverbot
sei kein verhältnismäßiges Mittel, um die Pandemie einzudämmen, hie
ß
es in einer Mitteilung.

Auf die Gerichtsentscheidung dazu muss die Tourismusbranche in
Mecklenburg-Vorpommern weiter warten. Das Oberverwaltungsgericht
Greifswald werde erst Anfang nächster Woche zusammenkommen, um über
die Eilanträge gegen die Quarantäneregeln für Urlauber aus
Risikogebieten zu entscheiden, teilte ein Gerichtssprecher mit. Der
genaue Termin blieb offen.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) will angesichts der
steigenden Zahl an Neuinfektionen an den bislang geltenden Regeln
festhalten. Nach ihren Worten bedeuten sie kein Beherbergungsverbot.
Gäste aus Risikogebieten müssen bei der Ankunft in MV einen negativen
Corona-Test vorweisen und danach in Quarantäne. Diese können sie
frühestens nach fünf Tagen verlassen, wenn auch ein zweiter Test
negativ ist.