Ernüchternde WHO-Ergebnisse zu potenziellen Corona-Medikamenten

Remdesivir war das erste in Europa zugelassene Corona-Medikament.
Einer neuen WHO-Studie zufolge soll es aber wenig helfen. Der
Hersteller wehrt sich.

Genf (dpa) - Mehrere in weltweiten Testreihen überprüfte, potenzielle
Corona-Medikamente haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) wenig oder keinen Nutzen gezeigt. Das geht aus Daten der von
der WHO koordinierten Solidaritätsstudie hervor, die bislang aber
nicht in einem begutachteten Fachjournal erschienen sind. Unter den
überprüften Mitteln ist auch Remdesivir. Es erhielt im Juli als
erstes Mittel überhaupt in Europa eine Zulassung unter Auflagen zur
spezifischen Behandlung von bestimmten Covid-19-Patienten.

Der Hersteller von Remdesivir, Gilead, betonte am Freitag erneut die
Wirksamkeit seines Medikaments. Man sei besorgt darüber, dass die
Daten der WHO-Studie nicht die übliche strenge Überprüfung erfahren
hätten.

Die Zulassung in Europa erfolgte auf Basis von Studien, denen zufolge
die Genesungszeit von Corona-Patienten durch Remdesivir um einige
Tage verkürzt wird. Die europäische Arzneimittelagentur Ema teilte
am Freitag auf Anfrage mit, dass sie unter anderem die Daten der
WHO-Solidaritätsstudie anschauen werde. Dann werde man sehen, ob die
Art, wie das Arzneimittel eingesetzt werde, geändert werden müsse.

Zwischenergebnisse legten nahe, dass die getesteten Medikamente wenig
oder gar keinen Effekt hatten, teilte die WHO am Freitag mit. Geprüft
wurden unter anderem, welchen Einfluss sie auf die Sterblichkeit, den
Zeitpunkt für den Einsatz von Beatmungsgeräten und die Länge des
Krankenhausaufenthalts hatten.

Im Rahmen der von der WHO koordinierten Solidaritätsstudie mit
Tausenden Patienten in fast 500 Kliniken in mehr als 30 Ländern waren
Remdesivir, Chloroquin/Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir und
Interferon-Regime geprüft worden. Alle Medikamente waren ursprünglich
für andere Krankheiten entwickelt worden.

Die Ergebnisse seien bislang nicht veröffentlicht, betonte auch die
WHO, sondern müssten noch von Experten geprüft werden. Ein Manuskript
wurde auf dem Server medRxiv der amerikanischen Yale-Universität
hochgeladen.