Forscher: Corona begünstigt Gewichtszunahme sozial schwacher Kinder

München (dpa) - Die Corona-Pandemie wirkt sich laut
Ernährungsmedizinern negativ auf das Gewicht von Kindern vor allem
aus sozial benachteiligten Familien aus. «Das Risiko von Übergewicht
und Fehlernährung steigt, ganz besonders bei den Schulkindern über
zehn Jahren», sagte Prof. Berthold Koletzko von der Uni-Klinik
München am Freitag. Er berief sich dabei auf eine im Auftrag der
Forscher durchgeführte, repräsentative Forsa-Umfrage. Sie hatte
ergeben, dass 27 Prozent der Eltern und 9 Prozent der Kinder unter 14
Jahren zwischen dem Lockdown im März und der Umfrage im September
zugelegt haben.

«Wenn man dann die sozioökonomische Schichtung anschaut, sieht man,
dass Kinder aus Familien mit hohem Bildungsabschluss der Eltern wenig
betroffen sind, aber dass eines von vier Kindern von Eltern mit
Hauptschulabschluss eine Zunahme des Körpergewichts hat», berichtete
Koletzko. «Das ist eine sehr beunruhigende Beobachtung.» Schließlich

hätten diese Kinder schon vor Corona ein höheres Risiko für
Übergewicht und Adipositas gehabt. «Auf den hohen Ausgangswert kommt
jetzt auch noch diese hohe Steigung.»

Zwar zeige die Umfrage, dass sich 14 Prozent der Familien - auch
ermöglicht durch Homeoffice der Eltern - gesünder ernährten und die
Kinder dadurch weniger Wurst und Fleisch, dafür aber mehr Obst und
Gemüse aßen. Doch gerade die über Zehnjährigen griffen auch besonde
rs
oft zu gezuckerten Softdrinks, Süßigkeiten und salzigen Knabbereien,
hieß es.

Noch stärker machte sich die Pandemie bei den Eltern bemerkbar: Hier
berichtete gut ein Viertel der Frauen und Männer gleichermaßen von
eng gewordenen Hosen. Auch dies sehen die Forscher mit Sorge, droht
doch schon wieder der nächste Lockdown. «Adipositas - also
krankhaftes Übergewicht - ist einer der Risikofaktoren für schwere
Krankheitsverläufe bei Covid-19», erläuterte der Direktor des Else
Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München,

Prof. Hans Hauner.