Beschlüsse von Bund und Ländern: Städtetag skeptisch

Berlin (dpa) - Der Deutsche Städtetag ist skeptisch, ob die
Beschlüsse von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie
ausreichen. Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sagte der
Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag: «Es wird jetzt etwas mehr
einheitliche Regeln bei steigenden Infektionszahlen geben. Aber ob
das reicht und die Menschen besser durchblicken können, was gilt,
müssen wir erst noch sehen.» Der Leipziger Oberbürgermeister sagte
weiter: «Wir dürfen in den kommenden Wochen die Kontrolle über die
Ausbreitung von Corona nicht verlieren.»

Der Städtetag begrüße das frühere und strengere Eingreifen bereits

bei 35 Infektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Nach dem
Beschluss von Bund und Ländern soll in Städten und Regionen ab diesem
Grenzwert die Maskenpflicht ausgeweitet werden und die Gästezahl bei
privaten Feiern weiter begrenzt werden.

Die Zahl der binnen eines Tages mit dem Coronavirus neu infizierten
Menschen in Deutschland ist erneut sprunghaft gestiegen und hat damit
einen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben
des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 6638 Neuinfektionen -
rund 1500 mehr als am Mittwoch.

«Wir müssen alles dafür tun, damit uns die Pandemie im Herbst und
Winter nicht zu hart trifft», sagte Jung. Er kritisierte außerdem,
dass Bund und Länder beim Beherbergungsverbot für Urlauber aus
Risikogebieten eine Einigung vertagt hatten. Er habe sich eine klare
Linie gewünscht. «Hier war das Beharrungsvermögen einiger Länder
offenbar zu groß, um jetzt zu einer einheitlichen Regelung zu kommen,
die die Menschen verstehen.»

Es werde jetzt sehr darauf ankommen, dass bei den strengeren Regeln
alle mitmachten, so Jung. «Wir sind als gesamte Gesellschaft
gefordert, Corona entgegenzutreten: mit Masken, Kontakten mit
Abstand, mit kleineren und weniger ausgelassenen Feiern, erst recht
in Regionen mit hohen Infektionsraten. Und wenn wir in einem Gebiet
mit vielen Infektionen wohnen oder dorthin reisen wollen, sollten wir
solche innerdeutschen Reisen vermeiden. Ja, das ist eine
Einschränkung und verlangt uns einiges ab. Aber wir leisten diesen
Beitrag aus Rücksicht auf uns selbst, auf andere Menschen und auf
unser Land.»

Es gebe eine große Einigkeit, einen zweiten Lockdown zu verhindern -
also ein Herunterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Lebens wie im Frühjahr. «Und es ist gut, dass Bund und Länder Schulen

und Kitas offenhalten wollen. Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu
Verlierern der Corona-Krise werden.»