Müller nach Bund-Länder-Beschlüssen: Es kommt auf jeden Einzelnen an

Berlin (dpa/bb) - Nach den Bund-Länder-Beschlüssen in der
Corona-Krise hat Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller
erneut auch an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert. Es werde
gerade im privaten Bereich darauf ankommen, dass die Menschen den
Ernst der Lage wieder erkennen: «Wer seine Oma, seinen Opa oder
andere Familienmitglieder nicht gefährden will, der macht jetzt
einfach auch keine Feiern mit 30, 40 Leuten im privaten Raum bei sich
zuhause», sagte der SPD-Politiker am Donnerstag im RBB-Inforadio. Man
könne und wolle nicht vor jede Wohnungstür einen Polizisten stellen.

«Wir gehen hier keinen deutschen Sonderweg», betonte der Regierende.
Man dürfe sich nicht in Sicherheit wiegen, sondern müsse die
Entwicklung in Ländern betrachten, «die sich erst mal zurückgelehnt
haben». Dort seien die Zahlen explodiert. «Das darf uns nicht
passieren, wenn wir alle miteinander weiter einschneidende Maßnahmen
verhindern wollen. Es kommt jetzt auf jeden und jede Einzelne an.»

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten
hatten sich am Mittwoch auf einheitliche Regeln für Städte und
Regionen mit hohen Infektionszahlen verständigt. Dazu gehören eine
Ausweitung der Maskenpflicht, eine Begrenzung der Gästezahl bei
privaten Feiern, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und eine
Sperrstunde für die Gastronomie. Viele der Maßnahmen waren in Berlin
bereits beschlossen worden.

Die Beschlüsse wertete Müller als «Schritt nach vorn». Wie etwa die

erweiterte Maskenpflicht in der Hauptstadt umgesetzt werden könnte,
wolle der Senat am (heutigen) Donnerstag beraten. «Wir müssen mal
sehen, ob es auch auf öffentlichen Plätzen wirklich Sinn macht»,
sagte er.

Zu dem umstrittenen Kampagnenmotiv der Berliner Senatsverwaltung für
Wirtschaft und der Tourismusmarketinggesellschaft Visit Berlin - eine
Seniorin zeigt Maskenverweigerern den ausgestreckten Mittelfinger -,
sagte Müller: «Diese Anzeige ist peinlich. Das muss man sagen. Das
ist auch nichts, was wir als Senatskanzlei oder als Senat in Auftrag
gegeben haben.» Er glaube, «es hätte glücklichere Möglichkeiten
gegeben, auf die Dringlichkeit aufmerksam zu machen. Es ist aber auch
kein großer Schaden entstanden.»