Mehr Ärzte auf dem Land - Erstsemester beginnen Studium

Kein Supermarkt, keine Bäckerei, keine Arztpraxis - die Landflucht
hat für die Versorgung der Dörfer Folgen. Die Landarztquote soll nun
mehr junge Mediziner aufs Land bringen.

Nürnberg (dpa/lby) - Vor allem im Norden und Osten Bayerns müssen die
Menschen zum Teil weite Wege fahren, wenn sie zum Arzt gehen. Zum
Wintersemester beginnen rund 100 junge Leute mit dem Medizinstudium,
die diesem Problem entgegenwirken könnten. Denn ihren Studienplatz
haben sie dank der Landarztquote bekommen.

Dadurch können sie sich den Traum von einem Medizinstudium erfüllen,
obwohl sie kein Einser-Abitur vorweisen können. Im Gegenzug mussten
sich die Studienanfänger verpflichten, mindestens zehn Jahre als
Hausärztin oder Hausarzt auf dem Land zu arbeiten.

«Wir brauchen mehr junge Menschen, die sich für den wichtigen Beruf
des Hausarztes begeistern und ihn auch auf dem Land ausüben wollen»,
teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch mit.
Zuvor hatte sie sich in Nürnberg mit einigen der neuen Studierenden
getroffen.

Seit diesem Wintersemester sind 5,8 Prozent der Studienplätze an den
sieben medizinischen Fakultäten in Bayern für Studierende reserviert,
die sich im Auswahlverfahren für die Landarztquote bewerben. Der
Freistaat hatte diese Anfang des Jahres eingeführt, um etwas gegen
den Ärztemangel in den ländlichen Regionen zu unternehmen. Fast 6
Millionen waren dafür nach Angaben des Ministeriums dieses und
vergangenes Jahr insgesamt im Haushalt eingeplant.

Welche Gebiete in Bayern als ärztlich unterversorgt gelten, prüfen
die Kassenärztliche Vereinigung und die Arbeitsgemeinschaft der
Krankenkassenverbände zweimal jährlich. Demnach fehlt es zurzeit an
Hausarztpraxen nördlich von Eggenfeld im niederbayerischen Landkreis
Rottal-Inn. Eine Unterversorgung droht außerdem in zwölf Bereichen,
darunter sind zum Beispiel das mittelfränkische Dinkelsbühl und
Tischenreuth in der Oberpfalz.

Voraussetzung für einen Studienplatz über die Landarztquote ist, dass
die Bewerberinnen und Bewerber vorher unter anderem in einem Beruf im
Gesundheitswesen gearbeitet haben. Unter den Erstsemestern sind
deshalb viele Pflegekräfte und Notfallsanitäter. Mehr als die Hälfte

sind Frauen.

Fast 700 junge Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich in dem
eigentlich zweistufigen Auswahlverfahren beworben. 103 bekamen einen
Studienplatz. «Das ist eine gute Nachricht für die wohnortnahe
Versorgung auf dem Land», sagte Huml. Wegen der Corona-Pandemie
mussten dieses Mal die in der zweiten Stufe vorgesehenen
Auswahlgespräche entfallen. Die nächste Bewerbungsrunde startet am 1.
Februar 2021.