Schwesig gegen Lockerung des Beherbergungsverbots

Am Mittwoch treffen sich die Ministerpräsidenten mit Kanzlerin
Merkel, um über Reaktionen auf die steigende Zahl von
Corona-Infektionen zu beraten. Für MV-Regierungschefin Schwesig kommt
eine Lockerung des Beherbergungsverbots nicht in Frage.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern hält ungeachtet der
massiven Kritik am Beherbergungsverbot für Touristen aus
Corona-Risikogebieten fest. «Wir sind mit unseren strengen Regeln von
Anfang an in der Corona-Zeit gut gefahren. Wir haben die niedrigsten
Infektionszahlen, obwohl wir drei Mal so viele Touristen beherbergt
haben, wie wir eigentlich Menschen im Land sind», schrieb
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag auf Twitter
und wiederholte damit ihre Äußerungen im ARD-«Morgenmagazin».

Damit machte sie unmittelbar vor dem für Mittwoch geplanten Treffen
der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin
deutlich, dass sie einer Lockerung des Beherbergungsverbots nicht
zustimmen wird. Neben Bundespolitikern, Medizinern und Vertretern der
Tourismuswirtschaft hatten sich dafür auch einige der
Länderregierungschefs ausgesprochen. «Wir brauchen eine klare,
stringente Linie. Die kann in einer Zeit, wo die Zahlen immer mehr in
Deutschland steigen, nicht Lockerung sein», betonte Schwesig.

In Mecklenburg-Vorpommern gelten für Einreisen aus
Corona-Risikogebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner binnen sieben Tagen - wie etwa Berlin - die bundesweit
strengsten Regeln. So müssen Touristen auch bei Vorlage eines
negativen Tests für wenigstens fünf Tage in Quarantäne, ehe sie mit
einem zweiten negativen Test die Isolation wieder beenden dürfen.
Ausnahmen von der Quarantänepflicht gelten nur für eng begrenzte
Berufsgruppen sowie Mitglieder der sogenannten Kernfamilie, wie
Kinder, Enkel oder Großeltern.

Die Corona-Schutzvorkehrungen waren laut Staatskanzlei am Dienstag
erneut auch Thema im Kabinett in Schwerin. Nach Pannen bei der
Neufassung der Landesquarantäneverordnung Ende vergangener Woche war
auch intern Kritik am zuständigen Gesundheitsminister Harry Glawe
(CDU) laut geworden. So wurde die zuvor strenge Besuchsregelung für
Mitglieder der Kernfamilie erst im Nachhinein entschärft. Das
Versäumnis hatte für Verwirrung und heftige Kritik gesorgt.

Laut Schwesig wurde dazu nun aber Klarheit geschaffen. In
Krisenzeiten sei der Zusammenhalt in der Familie besonders wichtig,
sagte sie.

Kritik an ihrem Kurs beim Beherbergungsverbot musste Schwesig
unterdessen auch von einem ihrer SPD-Minister einstecken. «Die
Gefahren liegen nicht bei der Übernachtung in einer Ferienwohnung auf
dem Land und auch nicht in einem Hotel einer Stadt», sagte
Finanzminister Reinhard Meyer in seiner Funktion als Präsident des
Deutschen Tourismusverbandes. «Reisen innerhalb Deutschlands
einschließlich Übernachtungen muss weiterhin erlaubt und möglich
sein», forderte er.

Meyer warnte vor einer Insolvenzwelle spätestens im Frühjahr 2021,
sollten Herbst- und Wintergeschäft ausfallen. Die Branche habe allein
im ersten Halbjahr Umsatzeinbußen von 35 Milliarden Euro verzeichnet.