RKI: Alltag bleibt auch mit Impfstoff zunächst eingeschränkt

Berlin (dpa) - Der Alltag in Deutschland muss nach Ansicht des Robert
Koch-Instituts auch mit Einführung eines Corona-Impfstoffs zunächst
eingeschränkt bleiben - einschließlich Maskentragen und
Abstandsgeboten. Darauf weist das RKI in einem am Dienstag
veröffentlichten Strategiepapier hin. Demnach werden zwar
voraussichtlich im kommenden Jahr ein oder mehrere Impfstoffe zur
Verfügung stehen - und die Bekämpfung des Coronavirus entscheidend
verbessern.

Allerdings dürfte es ein solches Mittel zu Beginn nur in begrenzten
Mengen geben und insbesondere Risikogruppen zu Gute kommen. Deshalb
seien weiterhin «gewisse Modifikationen des Miteinander-Seins»
wichtig. Darunter versteht das RKI unter anderem Abstandhalten,
Hygieneregeln beachten, Maske tragen, Lüften sowie die Verlegung von
Freizeitaktivitäten möglichst nach draußen.

Vor zwei Monaten wurde bereits ein ähnliches Papier veröffentlicht,
in der eine frühere Verfügbarkeit eines Impfstoffs für möglich
gehalten worden war. Dieses Papier hatte das RKI wenige Stunden
später zurückgenommen, weil es sich um eine veraltete Version
gehandelt habe.

In dem jetzt vorgelegten Dokument formuliert das RKI strategische
Ziele: Im Vordergrund stehe, die Ausbreitung sowie die
gesundheitlichen Auswirkungen der Pandemie zu minimieren, während das
gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Leben möglichst wenig
beeinträchtigt werden soll. «Wir brauchen im Umgang mit Covid-19 in
den nächsten Wochen und Monaten zeitlich und regional beschränkte
Maßnahmen, die an das jeweilige Risiko angepasst werden», sagte
RKI-Präsident Lothar Wieler. Eine Überlastung des Gesundheitssystems,
Spätfolgen der Erkrankung und Todesfälle sollten soweit wie möglich
vermieden werden, heißt es in dem Papier.

Das RKI beschäftigt sich auch mit Schulen und Kitas: Bisherige
Erkenntnisse zeigten klar, dass «Bildungseinrichtungen einer der Orte
sind, die eine Rolle im Infektionsgeschehen haben». Dennoch sei es
wichtig, sie durch Einhalten von Hygienekonzepten weiter offen zu
halten.

Mit Blick auf Reisen schreibt das RKI: «Erhöhte Mobilität (beruflic
he
oder private Reisetätigkeit) bedeutet erweitertes Risiko.» Allerdings
hänge das Risiko nicht primär vom Ort der Reise ab, sondern
wesentlich vom Verhalten des Einzelnen in einem Gebiet mit
Virusübertragungen.

Das RKI spricht sich dafür aus, insbesondere Risikogruppen breit auf
Influenza und Pneumokokken zu impfen. «Für die Pandemiekontrolle der
kommenden Monate spielen Impfstoffe gegen andere Atemwegserkrankungen
vor allem in der kalten Jahreszeit eine entscheidende Rolle.» Dadurch
könnten Menschen geschützt und das Gesundheitssystem entlastet
werden.