Polizisten sollen zu Festnahme von Halle-Attentäter aussagen

Magdeburg (dpa) - Nicht Spezialkräfte, sondern zwei Revierpolizisten
aus der Kleinstadt Zeitz im Süden Sachsen-Anhalts waren es, die den
Attentäter von Halle vor gut einem Jahr festnahmen und seine Serie
von Gewalttaten damit beendeten. Am Dienstag (9.30 Uhr) sollen die
Beamten in Magdeburg im Prozess um den Anschlag die Festnahme
schildern. Beim ersten Verhandlungstag seit knapp drei Wochen will
das Gericht auch einen Passanten befragen, auf den der Angreifer vor
einem Döner-Imbiss geschossen hatte, ohne ihn zu treffen. Außerdem
sind Rechtsmediziner und erneut ein Waffenexperte vom
Bundeskriminalamt (BKA) geladen.

Das Verfahren um den Anschlag läuft seit Juli. Am 9. Oktober 2019
hatte ein schwer bewaffneter Mann versucht, die Synagoge von Halle zu
stürmen, um dort am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein
Massaker anzurichten. Nachdem er nicht in das Gotteshaus gelangte,
erschoss er eine 40 Jahre alte Passantin und kurz darauf einen
20-Jährigen in einem Döner-Imbiss. Der 28 Jahre alte Deutsche Stephan
Balliet hat die Taten gestanden und mit antisemitischen,
rassistischen Verschwörungstheorien begründet. Der Prozess läuft vor

dem Oberlandesgericht Naumburg, findet aus Platzgründen aber in
Magdeburg statt.

Der Angeklagte zeigte an den ersten 15 Verhandlungstagen keine Reue.
Das Gericht hat neben ihm bereits zahlreiche Überlebende und
Hinterbliebene sowie Ermittler und Gutachter befragt. Das Verfahren
mit 45 Nebenklägern ist eins der umfangreichsten der Geschichte
Sachsen-Anhalts. Derzeit sind zwölf weitere Verhandlungstage
anberaumt, der letzte am 16. Dezember. Am ersten Jahrestag des
Anschlags am Freitag hatte Halle der Toten mit zahlreichen
Veranstaltungen gedacht.