Mainz verhängt nach Rekord bei Corona-Infektionen neue Regeln

In der Landeshauptstadt und dem Eifelkreis Bitburg-Prüm greift die
Pandemie immer stärker um sich. Die Behörden reagieren. Etwas
entspannt hat sich dagegen die Lage im Kreis Neuwied.

Mainz (dpa/lrs) - Die Stadt Mainz hat mit über 60 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen den höchsten Wert
seit Beginn der Pandemie erreicht. Die Landeshauptstadt habe die
«Gefahrenstufe Rot» erreicht, die Folge seien eine Reihe weiterer
drastischer Einschränkungen, die zunächst von diesem Dienstag an zwei
Wochen bis zum 26. Oktober gelten, kündigte Oberbürgermeister Michael
Ebling (SPD) am Montag an. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm lag die
sogenannte 7-Tages-Inzidenz nach Angaben des Gesundheitsministeriums
zuletzt sogar bei 89. Auch dort sollen die Maßnahmen verschärft
werden.

In Mainz dürfen Gaststätten, Tankstellen, Kioske und Geschäfte
zwischen 23.00 und 6.00 Uhr keinen Alkohol mehr ausschenken oder
verkaufen - zuvor war dies ab Mitternacht untersagt. Gaststätten
dürfen in dieser Zeit aber auch gar nicht mehr öffnen. Buffets in der
Gastronomie sind verboten.

Der Aufenthalt im öffentlichen Raum wird auf maximal fünf Menschen
oder zwei Hausstände begrenzt. Veranstaltungen im Freien sind nur
noch für 250 und nicht mehr für 500 Menschen gleichzeitig zulässig.
In geschlossenen Räumen ohne feste Sitzplätze sind nur noch 50 statt
bisher 75 Menschen erlaubt, bei Hochzeiten, Geburtstagen und anderen
privaten Veranstaltungen dürfen sich nur noch maximal 20 statt bisher
25 Menschen treffen

Sport im Freien ist mit maximal 20 Menschen in festen Gruppen
erlaubt. Kontaktsport und Wettkämpfe - Wettkampfsimulationen - sind
nicht mehr zulässig, auch Zuschauer dürfen nur noch im Profisport
dabei sein. Am Samstag beim Fußball-Bundesligisten Mainz 05 gegen
Leverkusen können 250 Menschen auf festen Plätzen zuschauen.

Sport in Hallen ist nur noch mit fünf Menschen erlaubt. Dies gilt
auch für Kurse in Fitnessstudios, beim Tanzsport sind sechs erlaubt.
In Hallenbädern und Saunen wird die Zahl auf eine Person pro 20
Quadratmeter begrenzt.

In Kinos, Theatern, Konzerten und der Erwachsenenbildung muss auch am
Platz eine Maske getragen werden. In Museen und Ausstellungen ist nur
noch ein Besucher pro 20 Quadratmeter zugelassen, statt vorher pro 5
Quadratmeter. Spielbanken, Spielhallen und ähnlichen Einrichtungen
dürfen nur von 6.00 bis 23.00 Uhr öffnen, und die Anzahl der Personen
wird auch auf eine pro 20 Quadratmeter beschränkt. Bordelle bleiben
geschlossen.

Als Hauptursachen für den Anstieg nannte Ebling «Party People»,
Familienfeiern und Sport. Er hoffe, dass die Maßnahmen in dieser
Härte bald greifen. Ziel sei es, dass Kitas, Schulen und der Handel
offen bleiben könnten.

Probleme machten die Gastronomie, Sportvereine und auch
Fitnessstudios, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes bei der
Kreisverwaltung Mainz-Bingen, Dietmar Hoffmann. Die einzige gute
Nachricht sei, dass 80 bis 90 Prozent der Neuinfektionen durch
Kontaktermittlung bekannt geworden seien. Dabei gehe es um direkte
Begegnungen von mehr als 15 Minuten. Dies könnten bei einem
Infizierten schnell bis zu 40 Kontakte sein.

Die Stadt Mainz hatte den Wert der 7-Tages-Inzidenz mit zuletzt 64
angeben, das Gesundheitsministerium dagegen mit 61. Diese
Abweichungen hängen nach Angaben der Behörden vor allem mit dem
Zeitpunkt der Weitermeldung der jeweiligen Zahlen durch die einzelnen
Ämter zusammen.

Auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm wollte weitergehende Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie ergreifen. Im Gespräch war unter anderem eine
Empfehlung, dass für private Anlässe maximal zehn Menschen aus bis zu
zwei Haushalten zusammenkommen dürfen. Im öffentlichen Raum wurde
über die Einführung einer Maskenpflicht nachgedacht, wenn der
notwendige Abstand zu anderen Personen nicht eingehalten werden
könne. Zudem sollten Ordnungskräfte die gültigen Corona-Regeln
verstärkt überprüfen.

Eine leichte Entspannung der Lage gab es im Kreis Neuwied, der nicht
mehr unmittelbar an der Schwelle zur höchsten Corona-Warnstufe Rot
stand. Allerdings gelte weiter «Warnstufe Orange», und
Einschränkungen blieben bestehen, teilte ein Sprecher mit. Der Kreis
Neuwied hatte den kritischen Wert von 50 Corona-Infektionen pro 100
000 Einwohner am Wochenende fast erreicht.

«Viele neue Fälle sind Kontaktpersonen von bereits bekannten
Positivfällen, somit ist die Infektionskette nachvollziehbar und kann
eingedämmt werden», sagte der Sprecher. Grundsätzlich ermittle das
Gesundheitsamt bei jedem Fall die Kontaktpersonen sowie den möglichen
Weg der Infektionskette.

Landesweit ist die Zahl der neu gemeldeten Corona-Infektionen binnen
24 Stunden am Montag um 129 gestiegen. Insgesamt wurden damit seit
Beginn der Pandemie 12 225 bestätigte Fälle registriert, wie das
Gesundheitsministerium mitteilte (Stand 14 Uhr). 1853 Menschen im
Land sind aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der
Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um einen auf 257.

Über dem kritischen Wert von 50 Corona-Infektionen pro 100 000
Einwohner in den vergangenen sieben Tagen lagen den Angaben zufolge
der Kreis Bitburg-Prüm (89) und die Stadt Mainz (61). Knapp darunter
liegen die Kreise Neuwied (47) und Mainz-Bingen (41). Am niedrigsten
ist dieser Wert in den Landkreisen Südwestpfalz (3) und Kusel (6).