Verschärfte Maskenpflicht in Kraft - 77 Corona-Neuinfektionen

Wegen immer neuer Corona-Fälle gilt in Hamburg nun an bestimmten
öffentlichen Plätzen sowie zu bestimmten Uhrzeiten eine
Maskenpflicht. Für die Opposition stiftet das aber eher Verwirrung
als es der Gesundheit nützt.

Hamburg (dpa/lno) - Die wegen steigender Corona-Infektionen
verschärfte Maskenpflicht auf diversen öffentlichen Plätzen in
Hamburg stiftet aus Sicht der Opposition mehr Verwirrung als sie
nützt. «Statt nachvollziehbare Regeln fürs Maskentragen im
öffentlichen Raum zu beschließen», werde die Stadt «an gleich zehn

Stellen mit völlig unterschiedlichen Festlegungen» überzogen, sagte
die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein am
Montag. Ähnlich äußerten sich Vertreter der CDU und der AfD.

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) verteidigte dagegen
das Vorgehen des Senats. Im Gespräch mit dem Radiosender NDR Info
schloss sie sogar weitere Einschränkungen wie eine nächtliche
Sperrstunde oder noch geringere Gästezahlen bei Privatfeiern nicht
aus.

Seit Montag gilt die Maskenpflicht nun in allen öffentlichen
Gebäuden, in Restaurants auch für das Personal sowie auf bestimmten
Hamburger Straßen und Plätzen. Der Senat veröffentlichte eine Karte
im Internet, auf der die betroffenen Straßen und Plätze markiert
sind. Dazu zählen zu bestimmten Tageszeiten die Reeperbahn mit
mehreren Seitenstraßen, die St.-Pauli-Landungsbrücken und das
Schulterblatt im Schanzenviertel. Auch am Ballindamm an der
Binnenalster, am Steindamm und am Steintorplatz am Hauptbahnhof sowie
in der Straße Mühlenkamp im Bezirk Nord gibt es Bereiche mit
Maskenpflicht.

«Bei der Ausgestaltung der neuen Regeln stellt sich (...) die Frage,
was der Senat damit erreichen will, außer Verwirrung und
Unverständnis zu schaffen», sagte der CDU-Gesundheitspolitiker
Stephan Gamm. Dieser Flickenteppich sei realitätsfern. «Angesichts
des erkennbaren Akzeptanzproblems von manchen Corona-Regeln in der
Bevölkerung sollte auf einen intransparenten Flickenteppich bei den
Vorgaben verzichtet werden», forderte Gamm. AfD-Fraktionschef Dirk
Nockemann sagte: «Mal gilt die Maskenpflicht und um die Straßenecke
wiederum nicht. Welcher Bürger oder Tourist soll sich da noch
zurechtfinden?»

Sozialsenatorin Leonhard betonte, die verschärfte Maskenpflicht sei
wichtig, um unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner innerhalb von einer Woche zu bleiben. «Wir sehen auch
Chancen, dass man jetzt noch zu einer Situation kommt, wo sich die
Neuinfektionszahlen einpendeln.» Das könne sich aber rasch ändern.
Man sei schneller bei 50, als man sich wieder zurückentwickle.
«Insofern sind wir schon an einem Punkt, an dem man höchste
Aufmerksamkeit braucht.»

Leonhards Gesundheitsbehörde meldete am Montag 77
Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Der Sieben-Tage-Wert je
100 000 Einwohner sank auf 37,0 Neuinfektionen. Damit ist die
sogenannte Inzidenz den dritten Tag in Folge gefallen, liegt aber
weiterhin über dem als kritisch geltenden Wert von 35. Am Sonntag
waren 52 neue Fälle gemeldet worden, der Sieben-Tage-Wert pro 100 000
Einwohner hatte 38,1 betragen.

Seit Beginn der Pandemie infizierten sich in Hamburg 9040 Menschen
mit dem Virus Sars-CoV-2. Rund 7200 gelten nach Schätzung des Robert
Koch-Instituts (RKI) als geheilt. Das sind 100 mehr als am Vortag.

Bislang starben nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am
Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) 241 Menschen an Covid-19. Die
Zahl blieb auch am Montag unverändert. Das RKI zählte für Hamburg
unverändert 277 Tote.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde lässt alle gestorbenen
Corona-Patienten obduzieren. Das Institut für Rechtsmedizin zählt auf
dieser Grundlage dann sämtliche Fälle, in denen jemand an Covid-19
gestorben ist. Das RKI zählt alle Personen, die im Zusammenhang mit
einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.