Kretschmer: «Berlin-Bashing» in Corona-Krise überzogen

Berlin (dpa) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat die
Hauptstadt Berlin vor scharfer Kritik wegen ihres Vorgehens in der
Corona-Krise in Schutz genommen. «Ich finde dieses Berlin-Bashing
überzogen. Wer jetzt in der Corona-Krise auf andere zeigt, sollte
sich klarmachen, dass schnell vier Finger zurück zeigen könnten»,
sagte der CDU-Politiker der «Welt am Sonntag». Zwar bezeichnete es
Kretschmer als «schon befremdlich, wenn etwa der Bezirk
Kreuzberg-Friedrichshain die Hilfe der Bundeswehr bei der
Nachverfolgung von Infektionsketten ablehnt.» Der Ministerpräsident
fügte hinzu: «Aber wir sollten die Zeit jetzt nicht mit gegenseitigen
Schuldzuweisungen verbringen.»

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte gesagt, einige
Großstädte wie Berlin stünden kurz davor, die Kontrolle in der
Corona-Krise zu verlieren. Alexander Dobrindt, CSU-Landesgruppenchef
im Bundestag, sagte der dpa, gerade in Großstädten wie Berlin lasse
die Disziplin erkennbar nach, und die Stadtpolitik mache erhebliche
Fehler. «Der Berliner Senat scheint hier vollkommen neben der Spur zu
sein.»

Berlin versucht, mit strengeren Corona-Regeln der Ausbreitung des
Virus entgegenzuwirken. Seit Samstag müssen hier Restaurants, Bars,
Kneipen und die meisten Geschäfte von 23.00 bis 6.00 Uhr geschlossen
sein. Bei privaten Zusammenkünften in geschlossenen Räumen dürfen nur

noch höchstens zehn Menschen zusammenkommen. Im Freien dürfen sich
von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr nur noch fünf Personen versammeln.

Kretschmer verteidigte grundsätzlich Verschärfungen von
Corona-Regeln. «Wir brauchen jetzt gewisse Instrumente, um der Lage
Herr zu werden. Wir wollen unser gesellschaftliches und
wirtschaftliches Leben weitgehend erhalten. Aber wir müssen uns auch
gegenseitig schützen», sagte er der «Welt am Sonntag». «Es würd
e in
dieser Lage keinen Sinn machen, wenn jetzt alle wild durcheinander
durchs Land fahren», mahnte der CDU-Politiker. Sorgen bereite ihm,
«wie leichtfertig sich vor allem junge Erwachsene in der Pandemie
verhalten.» An die junge Generation müsse man appellieren: «Haltet
Abstand, tragt Masken, wascht Euch die Hände! Junge Leute feiern
gern. Aber jetzt sind nicht volle Partys gefragt, sondern
Vorsichtsmaßnahmen - und Kontrolle.»