Weiter viele Corona-Infektionen - Hamburg verschärft Maskenpflicht

Wer in Hamburg ein Lokal oder Geschäft in bestimmten Straßen
verlässt, darf ab Montag seinen Mund-Nasen-Schutz zunächst nicht mehr
absetzen. Grund dafür ist die hohe Zahl der Corona-Ansteckungen.

Hamburg (dpa) - Zur Eindämmung der wieder aufgeflammten
Corona-Pandemie verschärft Hamburg ab Montag die Maskenpflicht. In
öffentlichen Gebäuden und in Gastronomiebetrieben müsse dann
grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, sagte
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Samstag. Auf öffentlichen
Plätzen mit starkem Gedränge sowie auf Demonstrationen und
Großveranstaltungen werde ebenfalls eine Maskenpflicht gelten.

Der Senat veröffentlichte eine Karte im Internet, auf der die
betroffenen Straßen und Plätze markiert sind. Dazu zählen die
Reeperbahn und die Landungsbrücken sowie das Schulterblatt im
Schanzenviertel, der Ballindamm an der Binnenalster und der
Steintorplatz am Hauptbahnhof. Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht
drohe ein Mindestbußgeld von 150 Euro, sagte Leonhard. Es könne aber
je nach Situation auch nur eine Verwarnung ausgesprochen werden.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte, der Senat wolle
schärfere Maßnahmen wie Sperrstunden oder eine Absenkung der
Gästezahl an Tischen nach Möglichkeit vermeiden. Die Gastronomie sei
aber ein Bereich, in dem sich besonders viele Menschen mit dem
Coronavirus ansteckten. Am Samstag hatte die Gesundheitsbehörde den
dritten Tag in Folge eine Sieben-Tage-Inzidenz von über 35 gemeldet.
Demnach gab es in der vergangenen Woche 38,8 Ansteckungen je
hunderttausend Einwohner.

Leonhard sagte über die Pandemielage in Hamburg: «Wir stehen ein
Stückchen an einem Scheideweg.» Die Infektionsdynamik sei noch zu
bremsen, könne aber auch außer Kontrolle geraten. Die
Gesundheitsämter hätten zurzeit große Mühe mit der Nachverfolgung d
er
Kontakte. Als Beispiel nannte sie ein gemeinsames Essen in Altona,
bei dem eine infizierte Person vier andere Menschen angesteckt habe,
darunter zwei Boxtrainer. Jetzt gebe es weitere Infektionen bei den
Schülern einer Boxschule. Das habe viele hundert Anrufe der
Gesundheitsämter ausgelöst, die nun Quarantäne für viele
Kontaktpersonen anordnen mussten.

In einem anderen Fall habe sich eine Kitamitarbeiterin auf einer
privaten Feier angesteckt, aber vor den ersten Symptomen und einem
positiven Test noch weiter gearbeitet. Nun habe das Gesundheitsamt
die Kita schließen müssen. Auch dieser Fall habe viele
Quarantäneanordnungen zur Folge gehabt, sagte die Sozialsenatorin. In
Hamburg ließen sich derzeit jeden Tag rund 12 500 Menschen testen,
davon zuletzt 98 mit positivem Ergebnis. Mehrere hundert Menschen pro
Tag müssten in Quarantäne gehen.

Die Polizei hatte am Freitagabend mit einem Großaufgebot die
Einhaltung der Corona-Regeln in Lokalen, Bars und Shisha-Bars in ganz
Hamburg kontrolliert. Es seien 355 Betriebe überprüft worden, sagte
Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. 314 Betriebe oder 88 Prozent
seien ohne Beanstandungen gewesen. In den übrigen 41 Bars und Kneipen
hätten die Beamten 109 Mängel festgestellt.

Am gravierendsten sei die Lage im Stadtteil Billstedt gewesen. «Man
kann teilweise von einem Tohuwabohu sprechen», sagte Meyer. In drei
kontrollierten Shisha-Bars seien die Kontaktlisten nicht richtig
geführt und die Abstände nicht eingehalten worden. Verantwortliche
hätten sich mit falschen Papieren ausgewiesen, die Gäste hätten sich

durchweg uneinsichtig verhalten. Die Kohlenmonoxidkonzentration sei
zudem so hoch gewesen, dass die Polizei die Feuerwehr gerufen habe.
Eine Shisha-Bar sei geschlossen worden, in den beiden anderen darf
nicht mehr Shisha geraucht werden. Der Polizeipräsident kündigte
weitere Kontrollen dieser Art in Hamburg an.