«El País»: Corona-Notstand in Madrid Ausdruck politischen Versagens

Madrid (dpa) - Die spanische Zeitung «El País» (Samstag) sieht die
Hauptschuld am Corona-Wirrwarr in Madrid bei der konservativen
Regionalregierung:

«Die Ausrufung des Notstands in einer einzigen autonomen Gemeinschaft
(des Landes) ist beispiellos in der spanischen Demokratie. Die
Ungewöhnlichkeit der Maßnahme zeigt den Ernst der Lage und ist
zugleich Ausdruck des Versagens der spanischen Politik, die einen
Konsens hätten finden können. In der zweiten Welle des Coronavirus,
die Madrid in diesen Wochen trifft, tragen viele Verantwortung. Die
Zentralregierung ist davon nicht ausgenommen, angefangen bei der
mangelnden Vorbereitung auf gewisse Szenarien, die zu späte
Festlegung gemeinsamer nationaler Kriterien und schließlich die
verspätete Anordnung entschiedener Gegenmaßnahmen.

Die Hauptverantwortung für das Scheitern aber liegt zweifellos bei
der Regionalregierung. Ihre Nachlässigkeit und ihre
ungerechtfertigten und nicht hinnehmbaren parteipolitisch motivierten
Angriffe gegen die (linke) Zentralregierung gefährden die Gesundheit
der Bürger Madrids und anderer Regionen. Die Regionalregierung hat
nicht nur bei der Bewältigung der Deeskalation kläglich versagt,
indem sie die erforderlichen Mittel für Nachverfolgung und
medizinische Grundversorgung nicht bereitgestellt hat. Sie ließ auch
zu, dass die Corona-Fälle derart stark angestiegen sind, dass Madrid
nun auf dem wenig schmeichelhaften Corona-Spitzenplatz Europas
liegt.»

101037 Okt 20