Goethe-Institut will mehr interkulturelle Bildung in Deutschland

Berlin (dpa) - Das Goethe-Institut will die Erfahrung seiner
weltweiten Einrichtungen für mehr interkulturelle Bildung in
Deutschland nutzen. «Vor dem Hintergrund einer immer diverser
werdenden Gesellschaft überlegen wir uns Konzepte, wie wir unsere
Institute in Deutschland, die ja überwiegend Sprachkurse geben und
Prüfungen abnehmen, auch im Bereich internationale kulturelle Bildung
weiterentwickeln können», sagte der Generalsekretär des
Goethe-Instituts, Johannes Ebert, der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin.

Deutschland werde durch Zuwanderung, Geflüchtete oder die Anwerbung
von Fachkräfte zunehmend diverser. Das sei durch die Corona-Pandemie
etwas in den Hintergrund geraten. «Aber das Thema wird auf jeden Fall
wiederkommen, weil wir Fachkräfte brauchen», sagte Ebert.

«Wir machen spannende Veranstaltungen im Ausland, die genau mit den
Communitys arbeiten, die jetzt in Deutschland angekommen sind»,
berichtete Ebert. Es gehe um die Möglichkeit, einer bei uns
vielleicht bisher eher fremden oder anderen Kultur positiv begegnen
zu können. «Und so eine Seite kennenzulernen, die man halt im
Fernsehen nicht gesehen hat.» Nun werde überlegt, wie dieses
Arbeitsfeld in Deutschland aufgebaut werden könne.

Das Goethe-Institut dient mit 157 Instituten als kulturelles
Aushängeschild Deutschlands im Ausland. Derzeit sitzt die Einrichtung
in 98 Ländern. In Deutschland hat das Goethe-Institut zwölf
Standorte.

Nachdem die Einrichtungen international coronabedingt fast komplett
für den Publikumsverkehr geschlossen waren, lassen inzwischen laut
Ebert fast 50 Prozent wieder Zugang auch jenseits digitaler Angebote
zu. «Unsere Räume vor Ort haben natürlich immer auch
Begegnungscharakter, sind da für Austausch, in manchen Ländern auch
für Schutz. Insofern bin ich sehr froh, dass wir langsam wieder
öffnen.»

Zudem werden die Goethe-Institute in vielen Ländern nun stärker
wahrgenommen als Begegnungsort mit Deutschland. «Wenn die
Reisebeschränkungen bestehen bleiben, wird das noch wichtiger
werden», sagte Ebert. «In Ländern, wo man nicht wirklich reisen kann,

sind die Institute ein Schaufenster nach Europa und nach
Deutschland.»

Nach der Umstellung auf digitale Sprachkurse, für die «in einer
Mammutaktion» 3000 Lehrkräfte fortgebildet worden seien, gebe es
irgendwann auch wieder Kurse und Prüfungen unter entsprechenden
hygienischen Auflagen. Das Goethe-Institut finanziert sich zu etwa
einem Drittel über die Einnahmen von Sprachkursen. Für die Ausfälle
hat der Bund zusätzlich bis zu 70 Millionen Euro bereitgestellt.

«Wir werden nur einen Teil brauchen», sagte Ebert. «Wir werden im
Jahr 2021 weiterhin unter der Krise leiden, aber wir hoffen, dass es
sich wieder entwickelt. Die Nachfrage nach Deutsch ist da.»