Experten: Corona-Schnelltests sollten gezielt eingesetzt werden

Berlin (dpa) - Corona-Schnelltests sollten nach Ansicht von Experten
zunächst gezielt für den Schutz von Risikogruppen eingesetzt werden -
und nicht etwa, um Veranstaltungen zu ermöglichen. «Wir müssen hier
mit dem Werkzeug, was wir zur Verfügung haben, prioritär vorgehen»,
sagte Gérard Krause, leitender Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Das bedeute, Schnelltests,
wie die derzeit erprobten Antigen-Tests, an den Orten anzuwenden, wo
eine Infektion schneller tödliche Folgen haben könnte.

Das sieht auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek so. Mit Blick
auf Kulturveranstaltungen sagte sie: «Solange wir begrenzte
Kapazitäten haben, müssen wir priorisieren.» Zunächst gelte es
sicherzustellen, dass die Schulen offen bleiben und die Pflegeheime
sicher sind. Beide Experten sprachen sich dafür aus, dass auch bei
Schnelltests weiterhin medizinisches Personal die Abstriche nehmen
müsse - und sich nicht etwa jeder zuhause selbst testen sollte.

Die Antigen-Tests könnten dazu beitragen, die Labore zu entlasten,
betonte Krause. «Dann haben wir vielleicht nicht mehr die Situation,
dass wir drei, vier Tage auf das Ergebnis warten müssen.» Sie
beanspruchten nicht die für die PCR-Tests wichtigen Laborkapazitäten,
die Standard-Test für die Diagnose sind. Man könne mit den
Antigen-Tests Personen testen, bei denen es nicht um eine direkte
Diagnose gehe, sondern eher um die Reduktion eines Ansteckungsrisikos
- etwa Besucher eines Altenheims.

Bei Antigen-Tests werden in Abstrichproben charakteristische
Viren-Proteine erkannt. Die Methode gilt zwar als weniger zuverlässig
als viele der bislang üblichen PCR-Tests auf Viren-Erbgut, dafür aber
oft als schneller und günstiger. Erste Antigen-Tests für die
Anwendung durch medizinisches Fachpersonal sind in Deutschland
bereits auf dem Markt.

Die Tests sind nach Angaben von Ciesek in den letzten Monaten immer
besser geworden - zur Diagnose sei ein PCR-Tests aber weiterhin «der
Goldstandard». Und: Auch bei einem negativen Antigen-Test seien die
bekannten Hygienemaßnahmen wichtig. «Das sieht man ja an Herrn Trump
und seinem Garten-Event. Die haben sich ja testen lassen mit einem
Antigen-Schnelltest und haben sich dann nicht mehr an AHA-Regeln
gehalten.»