Nächtliches Alkoholverbot in Mainz - Zahl an Infektionen steigt

In mehreren Regionen in Rheinland-Pfalz sind die Zahlen der
Corona-Infektionen so gestiegen, dass sie Alarmstufen des Landes
erreicht haben - darunter Mainz. Um das Geschehen in den Griff zu
bekommen, zieht die Landeshauptstadt die Zügel an.

Mainz (dpa/lrs) - Die Zahl der Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz
steigt weiter. Die Landeshauptstadt Mainz verschärft die Maßnahmen
gegen eine weitere Ausbreitung des Virus. Landesweit stieg die Zahl
der Neuinfektionen innerhalb eines Tages um 223. Damit haben sich
seit Beginn der Pandemie 11 770 Menschen angesteckt, wie das
Gesundheitsministerium in Mainz am Freitag mitteilte (Stand 10.00
Uhr). Aktuell seien 1572 Menschen infiziert, 178 mehr als am Tag
zuvor. Besonders viele Infektionen gab es außer in Mainz auch in
Neuwied. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus blieb
landesweit bei 256.

Mainz kommt mittlerweile auf 46 neue Corona-Fälle in den vergangenen
sieben Tagen pro 100 000 Einwohner, in Neuwied waren es 44. Der Kreis
Neuwied gab die 7-Tage-Inzidenz am Freitagnachmittag mit 49,7 an.
«Wir sind ganz kurz vor der Warnstufe rot und damit auch kurz davor,
als Risikogebiet ausgewiesen zu werden», sagte Landrat Achim
Hallerbach (CDU). «Dies muss allen eine Warnung sein und zu
umsichtigem Verhalten verpflichten. In der Warnstufe rot drohen
deutliche Einschränkungen und ein Reiseverbot.»

Im Kreis Bitburg-Prüm gab es 41 Neuinfektionen, im Kreis
Kaiserslautern steckten sich 37 Menschen pro 100 000 Einwohnern an.
In keinem einzigen Kreis und in keiner Stadt gab es in den
vergangenen sieben Tagen null Infektionen.

Als Reaktion darauf darf in Mainz zwischen 0.00 und 6.00 Uhr kein
Alkohol mehr verkauft werden, wie Oberbürgermeister Michael Ebling
(SPD) am Freitag mitteilte. Das Verbot gilt für Restaurants und
Kneipen, aber auch für Tankstellen und Kioske. Ab diesem Samstag 0.00
Uhr dürfen außerdem bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ohne

feste Bestuhlung nur noch 75 Personen statt 250 gleichzeitig anwesend
sein. Bei Privatveranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstagen sind
nur noch 25 statt 75 Personen erlaubt. Bordelle und
Prostitutionsbetreibe bleiben geschlossen.

Die Maßnahmen gelten für das Gebiet der Landeshauptstadt und sind
zunächst bis Freitag, 23. Oktober, befristet. Ebling schloss eine
weitere Verschärfung nicht aus, sollte sich das Virus trotzdem weiter
ausbreiten. «Wenn die Fallzahlen weiter stark steigen, müssen die
jetzt getroffenen Maßnahmen noch einmal verschärft werden, dies gilt
es mit verantwortungsvollem Handeln zu vermeiden. Nur wenn sich alle
ein wenig zurücknehmen, können wir einen zweiten Lockdown wie im
Frühjahr verhindern.»

Nach Ansicht des OB sind vor allem private Feiern und «Party People»
für die zuletzt stark gestiegenen Fallzahlen verantwortlich. Deshalb
zielten die beschlossenen Maßnahmen nun auf diese beiden Bereiche ab,
sagte er. «Wir wollen den Nerv treffen, wo wir erkennen, dass wir ein
größeres Risiko haben.» Er wisse, dass es sehr viele Bürgerinnen un
d
Bürger gebe, die sich während der Pandemie sehr verantwortungsbewusst
verhielten und nun von den Maßnahmen ebenfalls betroffen seien.
Dennoch habe die Stadt handeln müssen.

Die drei Alarmstufen nach dem Warn- und Aktionsplan der
Landesregierung liegen bei 20, 35 und 50. Streng genommen hat die
Landeshauptstadt die von ihr ausgerufene Warnstufe Orange noch nicht
erreicht, da die sogenannte 7-Tage-Inzidenz dafür laut Plan fünf Tage
hintereinander über 35 liegen muss. Ebling machte aber deutlich, dass
er dies für eine eher akademische Überlegung halte. «Wir haben die
Ampel mit der Hand umgelegt», sagte er. Der Alarmplan gibt den
Kommunen in diesem Zusammenhang auch Spielraum.

Der Leiter des Gesundheitsamtes bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen,
Dietmar Hoffmann, erklärte, bisher gebe es noch keine personellen
Engpässe bei der Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten. «Wir
haben das Personal aufgestockt und werden auch auf freiwillige
Landesbeamte zurückgreifen», sagte er.

Für so manchen Schüler im Land ist die Stimmung zum Start in die
Herbstferien indes getrübt. Zum Stand Donnerstag (8. Oktober) waren
in Rheinland-Pfalz 3799 Schüler in Quarantäne gewesen, wie ein
Sprecher des Bildungsministeriums in Mainz mitteilte. Zuvor hatte der
SWR darüber berichtet. Als infiziert gelten demnach 102 Schüler im
Land. In Quarantäne sind damit bei insgesamt rund 521 000 Schülern
deutlich weniger als ein Prozent der Schüler. Unter den Lehrern sind
demnach ebenfalls zum Stand Donnerstag 454 in Isolation gewesen, zehn
von ihnen gelten als infiziert mit dem Coronavirus. Lehrer zählt
Rheinland-Pfalz insgesamt ungefähr 41 000.