Kampf gegen Corona in den Städten - Infektionen steigen in Hamburg

Den Großstädten kommt laut Bundeskanzlerin Merkel im Kampf gegen die
Corona-Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Damit die Infektionen
dort nicht durch die Decke gehen, vereinbart sie mit den
Bürgermeistern ein abgestimmtes Vorgehen.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hält
weitere Beschränkungen in Großstädten für unvermeidlich, falls der

Anstieg der Corona-Zahlen nicht binnen zehn Tagen durch die bereits
getroffenen Regelungen gestoppt werden kann. Es dürfe nicht das
passieren, was europäische Nachbarländer derzeit erlebten, in denen
es drastischere Einschnitte gebe, die einem Lockdown oder einem
Teil-Lockdown nahe kämen, sagte er am Freitag in Berlin nach einer
Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vertretern
anderer Großstädte. Der 7-Tage-Inzidenzwert in Hamburg stieg
unterdessen mit 145 Neuinfektionen zum zweiten Mal in Folge über 35.
Damit dürften ab Montag bereits beschlossene Verschärfungen greifen.

Bei der Konferenz mit der Kanzlerin einigten sich die
Oberbürgermeister und Bürgermeister der elf größten deutschen Stä
dte
darauf, im Falle eines weiteren Anstiegs der Zahlen gezielte
Beschränkungen anzuordnen, um öffentliche Kontakte weiter zu
reduzieren. Als Beispiele nannte Merkel Größenbeschränkungen für
bestimmte Gruppen oder den Ausschluss von Zuschauern bei
Fußballspielen. Es sei zu sehen, «dass die Zahl der Kontakte
unmittelbar mit der Zahl der Infizierten zusammenhängt, wenn man eine
bestimmte Schwelle von Infektionen erreicht hat», sagte sie.

Die Zahl der Corona-Infektionen stieg in Hamburg am Freitag so stark
wie seit Anfang April nicht mehr. Die Hamburger Gesundheitsbehörde
meldete 145 neue Fälle. Der der sogenannte Inzidenzwert, der die Zahl
der Neuinfektionen binnen sieben Tagen pro 100 000 Einwohnern angibt,
lag laut Berechnungen der Behörde bei 39,5.

Sollte er auch am Samstag den dann dritten Tag in Folge über 35
liegen, würden bereits beschlossene Verschärfungen zur Maskenpflicht
in Kraft treten. Mund-Nase-Abdeckungen wären dann unabhängig vom
Abstand für alle Menschen in gastronomischen Einrichtungen, dem
Einzelhandel und bei allen sonstigen Veranstaltungen in geschlossenen
Räumen und in Gebäuden mit Publikumsverkehr sowie an besonderen
öffentlichen Plätzen obligatorisch.

Sieben bereits in den vergangenen Wochen wegen Verstößen gegen die
Corona-Regeln vorübergehend geschlossene Bars und Clubs auf St. Pauli
bleiben derweil auch die nächsten Wochen dicht. Ihre Schließung wurde
bis zum 30. November verfügt, weil sie nicht überzeugend nachgewiesen
hätten, «dass sie einen mit der Eindämmungsverordnung konformen
Betrieb zukünftig gewährleisten können», teilte das Bezirksamt Mitt
e
mit.

Amtsleiter Falko Droßmann (SPD) appellierte eindringlich an
Barbetreiber, sich an die Corona-Regeln zu halten. Ansonsten drohten
mögliche neue Einschränkungen insbesondere auch für die Gastronomie.

«Es kann deshalb einfach nicht sein, dass einzelne uneinsichtige
Betreiber und Betreiberinnen die Bemühungen der großen Mehrheit der
Clubs und Bars auf St. Pauli konterkarieren.»

Ab Montag müssen Hamburger, die in die Schweiz reisen, muss dort erst
einmal für zehn Tage in Quarantäne. Wegen der hohen Infektionszahlen

setzte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit die Länder Berlin und
Hamburg auf die Liste der Risikogebiete. In der Schweiz entbindet
auch ein negativer Corona-Test nicht von der Quarantäne-Pflicht.

In Hamburg haben sich seit Beginn der Pandemie laut
Gesundheitsbehörde 8813 Menschen mit dem Virus infiziert. Etwa 7000
können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als
genesen angesehen werden. In Hamburger Krankenhäusern wurden 60
Covid-19-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag. Die Zahl der
Patienten auf Intensivstationen blieb unverändert bei zwölf.

Bislang starben nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am
Universitätsklinikum Eppendorf 241 Menschen an Covid-19. Die Zahl
blieb auch am Freitag unverändert. Das RKI nannte für Hamburg wie
schon am Vortag 276 Tote.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde lässt alle gestorbenen
Corona-Patienten obduzieren. Das Institut für Rechtsmedizin zählt auf
dieser Grundlage dann sämtliche Fälle, bei denen jemand einer
Covid-19-Erkrankung erlegen ist. Das RKI zählt alle Personen, die im
Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.