Japan berät über Zulassung der «Pille danach» - Sinkende Geburtenra te

Tokio (dpa) - Auch in Japan könnte in naher Zukunft die «Pille
danach» rezeptfrei erhältlich sein. Man werde über eine Lockerung der

Vorschriften gründlich beraten, kündigte Gesundheitsminister Norihisa
Tamura am Freitag an. Anders als in Deutschland und vielen anderen
Ländern ist die «Pille danach» in Japan bislang nicht ohne vorheriges

ärztliches Rezept zu bekommen. Frauen, einschließlich Opfer sexueller
Gewalt, müssen in Japan zuerst in eine Klinik oder ein Krankenhaus,
um sich das Medikament von einem Arzt verschreiben zu lassen. In
Deutschland kann die Pille rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden.

Aktivisten in Japan fordern seit langem, dass das Medikament frei
zugänglich sein sollte, um ungewollte Schwangerschaften zu
verhindern. Abtreibungen sind in Japan legal. Im vergangenen
Fiskaljahr, das am 31. März endete, waren rund 160 000 Abtreibungen
amtlich gezählt worden. In 13 588 Fällen waren nach Angaben des
Gesundheitsministeriums Frauen im Alter von unter 20 Jahren
betroffen. Man werde das Thema «Pille danach» gründlich beraten,
wurde Minister Tamura zitiert.

Kein anderes Industrieland der Welt altert angesichts sinkender
Geburtenraten so schnell wie Japan. Mehr als ein Viertel der
Bevölkerung des asiatischen Landes ist inzwischen älter als 65 Jahre.
Im vergangenen Jahr lag die Geburtenrate bei nur 1,36. Die Zahl der
Geburten in dem Jahr sank auf ein Rekordtief von 865 234 Babys. Die
Regierung will die Geburtenrate auf 1,8 anheben. Zu diesem Zweck will
der kürzlich neu gewählte Regierungschef Yoshihide Suga die
Behandlung von Unfruchtbarkeit staatlich stärker unterstützen. So
soll für die hohen Kosten hierfür künftig die staatliche Krankenkasse

herangezogen werden können. Experten bezweifeln jedoch, ob damit
allein der Trend sinkender Geburtenraten umgekehrt werden kann.