Trump will am Wochenende wieder Wahlkampfauftritte machen

Donald Trump bekommt trotz seiner Covid-Erkrankung grünes Licht vom
Arzt, noch diese Woche wieder Wahlkampf zu machen. Der Präsident will
nun nach Florida und Pennsylvania, wo Herausforderer Joe Biden führt.
Er fordert auch wieder eine TV-Debatte im selben Raum mit Biden.

Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat fürs Wochenende die
ersten Wahlkampfauftritte seit seiner Covid-19-Erkrankung in Aussicht
gestellt. Er wolle am Samstag nach Florida und am Sonntag nach
Pennsylvania, sagte Trump in einem Telefoninterview mit dem TV-Sender
Fox News. Sein Leibarzt teilte zuvor mit, dass der Präsident die ihm
verschriebene Covid-Behandlung abgeschlossen habe und zum Samstag
wieder öffentliche Termine absolvieren dürfe.

Trump schränkte zugleich ein, dass man die Veranstaltungen noch
organisieren müsse. Florida und Pennsylvania sind wichtige
Bundesstaaten für die Präsidentenwahl am 3. November, in denen Trump
in Umfragen zurückliegt. Während das Weiße Haus seit Tagen betont,
dass Trump keine Krankheitssymptome mehr habe, musste er in dem gut
20-minütigen Interview zwei Mal mitten in einem Satz wegen Problemen
mit der Stimme und Husten pausieren.

Er solle am Freitag wieder getestet werden, sagte Trump, nachdem er
die Frage des TV-Moderators Sean Hannity dazu zunächst zwei Mal
ignorierte. Trumps Leibarzt Sean Conley machte zuvor nur vage Angaben
dazu, warum der Präsident wieder in die Öffentlichkeit dürfe. Der
kommende Samstag werde der zehnte Tag nach Trumps positivem
Coronavirus-Test am Donnerstag vergangener Woche sein, schrieb Conley
in einem Gesundheits-Update. «Ich erwarte die sichere Rückkehr des
Präsidenten zu öffentlichen Terminen zu diesem Zeitpunkt.» Conley
verwies auch auf «die Kurve bei fortschrittlicher Diagnostik».

Zehn Tage gelten generell als die Zeit, nach der Corona-Patienten
nicht mehr ansteckend sind. Allerdings weisen Experten darauf hin,
dass dies vor allem für leichte Fälle gelte und der Zeitraum in
Einzelfällen sowie je nach Behandlung unterschiedlich sein kann. «Ich
denke nicht, dass ich ansteckend bin», sagte Trump zuvor am Morgen in
einem ersten Telefoninterview mit Fox.

Trump war nach drei Nächten im Krankenhaus am Montagabend ins Weiße
Haus zurückgekehrt. Er war unter anderem mit einem experimentellen
Antikörper-Mittel sowie mit Steroiden behandelt worden. «Insgesamt
hat er sehr gut auf die Behandlung angesprochen», erklärte der
Leibarzt. Es gebe keine Hinweise auf ein Fortschreiten der Krankheit.

Laut Conley lag Trumps Puls am Donnerstagnachmittag bei 69 Schlägen
pro Minute und die Sauerstoffsättigung seines Blutes betrug 96 bis 98
Prozent. Das ist ein wichtiger Wert bei Corona-Patienten, weil das
Virus die Lunge angreifen kann. Trump war vergangene Woche
zusätzlicher Sauerstoff verabreicht worden, nachdem der
Sättigungswert unter 94 Prozent gefallen war.

Conley gab auch bekannt, dass der Präsident 15 bis 17 Atemzüge pro
Minute mache und einen Blutdruck von 127 zu 81 habe. Allerdings
machte er keine Angaben zu Trumps Temperatur. Zuletzt hatte es stets
nur geheißen, dass Trump wieder fieberfrei sei - und Conley gibt
nicht heraus, wie hoch das Fieber vergangene Woche in der Spitze war.
Der Weiße Haus weigert sich auch zu sagen, wann Trump zuletzt einen
negativen Corona-Test hatte. Der Leibarzt stellte sich seit Trumps
Entlassung aus der Klinik nicht mehr Fragen von Journalisten.

Auch von Trump sah man seitdem nicht viel. Der Präsident
veröffentlichte lediglich drei kurze Videos bei Twitter. Darin nannte
er unter anderem seine Erkrankung «Gottes Segen», weil er dadurch auf
die Antikörper-Therapie als «Heilmittel» gestoßen sei.

Trumps Wahlkampfteam forderte am Donnerstag, dass seine zweite
TV-Debatte mit Biden wie ursprünglich geplant mit Anwesenheit beider
Kandidaten am nächsten Donnerstag über die Bühne gehen soll. Dafür

müsste die Kommission, die die Debatten veranstaltet, allerdings ihre
Entscheidung zurücknehmen, das Duell online durchzuführen.

Trump hatte erklärt, dass er an einer Debatte über das Internet nicht
teilnehmen werde - mit der Begründung, dass Biden dann Antworten vom
Bildschirm ablesen könne. Der Präsident liegt in landesweiten
Umfragen deutlich hinter Biden zurück. Der Abstand vergrößerte sich
nach Trumps aggressivem Auftreten in der ersten Debatte vergangene
Woche und seiner Corona-Infektion.

Die Kommission hatte an Donnerstagmorgen angekündigt, dass die
Debatte übers Internet statt mit Anwesenheit von Trump und Biden in
Miami laufen solle. Nachdem Trump seine Teilnahme absagte, setzte der
TV-Sender ABC eine Fragestunde Bidens mit Wählern für den Tag an.