Tschechien verbietet Kultur- und Sportveranstaltungen

Erstmals seit Beginn der Pandemie ist in Tschechien die Zahl von 5000
Neuinfektionen an einem Tag überschritten worden. Die Regierung
reagiert mit massiven Einschränkungen des Alltags.

Prag (dpa) - Im Kampf gegen massiv steigende Corona-Zahlen hat
Tschechien verschärfte Maßnahmen beschlossen. Von Montag an würden
Freizeitaktivitäten «sehr drastisch eingeschränkt und praktisch
eingefroren», sagte Gesundheitsminister Roman Prymula am Donnerstag
in Prag. Theater, Kinos und Zoologische Gärten müssen für zunächst
14
Tage schließen. Auch Profi- und Amateursportveranstaltungen werden
untersagt. Ausnahmen gelten unter anderem für internationale
Begegnungen mit einer Sondergenehmigung.

Sporthallen, Schwimmbäder und Fitnesszentren werden geschlossen. Die
Sperrstunde für Gaststätten wird auf 20.00 Uhr vorgezogen. An einem
Tisch dürfen maximal vier Gäste sitzen. Die Herbstferien an den
Schulen werden um eine Woche verlängert, der Fernunterricht
landesweit ausgeweitet. Der neue Maßnahmenkatalog sollte ursprünglich
erst am Freitag bekanntgegeben werden.

Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen steige rapide an,
sagte Prymula. Bei der derzeitigen Zuwachsrate müsse man in zwei
Wochen auf die Reservekapazitäten zurückgreifen. Tschechien
verzeichnete den zweiten Tag in Folge einen Rekord bei den
Corona-Neuinfektionen. Am Mittwoch kamen 5335 Fälle hinzu, wie aus
den Daten des Gesundheitsministeriums hervorging.

Erst am Vortag war erstmals die Marke von 4000 neuen Fällen
überschritten worden. Seit Beginn der Pandemie starben in Tschechien
829 Menschen in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. «Diese
alarmierende Situation ist ein enormes Versagen der Regierung», sagte
der Oppositionspolitiker Petr Fiala. Zu Wochenbeginn hatte das
Kabinett des Ministerpräsidenten und Multimilliardärs Andrej Babis
zum zweiten Mal in diesem Jahr den Notstand ausgerufen.

Für Aufsehen sorgte unterdessen ein offener Brief der Leiter mehrerer
Krankenhaus-Intensivstationen. Sie appellierten vor allem an junge
Menschen, die geltenden Regeln einzuhalten. «Wir kämpfen auf unseren
Stationen um das Leben von Menschen, die ohne die
Coronavirus-Infektion noch weitere zehn oder 20 qualitätsvolle
Lebensjahre vor sich hätten», hieß es.